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Der Hamburger Hafen ist ein Sinnbild für eine florierende Wirtschaft. Hier ein Foto aus dem Jahr 2007.

© DPA

Wirtschaftszahlen: Düstere Aussichten für deutsche Firmen

Der Boom in den USA ist schuldenfinanziert und steht auf tönernen Füßen. Hauptleidtragende einer drohenden globalen Schwäche wären allerdings die deutschen Unternehmen. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Til Knipper

Wenn die Vereinigten Staaten husten, bekommt Europa eine Lungenentzündung, heißt eine der zahlreichen Weisheiten an den internationalen Finanzmärkten. Die nahe Zukunft wird zeigen müssen, ob die Europäer und unter ihnen besonders die exportabhängigen Deutschen fit bleiben, wenn der immer wichtiger werdende Absatzmarkt China kränkelt.

Genau das ist nämlich jetzt der Fall. Das Wachstum der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt nach den USA ist im dritten Quartal unerwartet stark zurückgegangen. China wächst so langsam wie seit Anfang 2009 nach Ausbruch der globalen Finanzkrise nicht mehr. Wie das Statistikamt am Freitag in Peking mitteilte, legte Chinas Wirtschaft nur um 6,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zu. Und es könnte erst der Anfang eines länger anhaltenden stärkeren Abschwungs der chinesischen Wirtschaft sein, weil sich der von US-Präsident Donald Trump angezettelte Handelskrieg mit Peking in den nächsten Monaten deutlich stärker auswirken wird, da der Großteil der amerikanischen Sonderabgaben auf Importe aus China erst seit einigen Wochen in Kraft sind.

Und über allem die Trumpsche Drohung mit Schutzzöllen gegen Europa

Langfristig steht auch der schuldenfinanzierte Boom in den USA auf tönernen Füßen. Hauptleidtragende einer drohenden globalen Schwäche wären die deutschen Unternehmen. Das Geschäft der großen an der Frankfurter Börse gelisteten Konzerne ist stark internationalisiert. Nur rund 20 Prozent ihrer Umsätze erzielen sie auf ihrem Heimatmarkt Deutschland, rund 20 Prozent in den USA und 15 Prozent in China. Wie bedrohlich das für die deutsche Wirtschaft ist, zeigt die Entwicklung des Dax. Der Aktienindex hat seit seinem Rekordstand von 13 500 Punkten bereits 15 Prozent verloren, seit Jahresbeginn zehn Prozent.

Und auch die Entwicklung in Europa, wo die deutschen Unternehmen 30 Prozent ihrer Umsätze erwirtschaften, liefert wenig Grund zur Hoffnung. Im Gegenteil, der drohende ungeordnete Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union, die aufflammenden Schulden- und Währungskrisen in Italien und der Türkei, sind Indizien dafür, das der 2009 begonnene Boom vor seinem Ende steht und sich Deutschlands Wirtschaft auf einen längerfristigen Abschwung einstellen muss.

Richtig gefährlich wird es, wenn Donald Trump sich dann auch noch entschließen sollte die Europäer mit vergleichbaren Strafzöllen wie die Chinesen zu belegen. Das steht im Weißen Haus zwar im Moment nicht ganz oben auf der Tagesordnung, kann sich aber bei aufgrund des erratischen Verhaltens des US-Präsidenten bekanntlich jederzeit ändern.

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