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Viele Firmen haben ein Interesse daran, dass Menschen zum Muttertag nicht nur Blumen verschenken.

© p-a/dpa

Wie die Wirtschaft am Muttertag verdient: Hightech statt Blumen

Der Muttertag ist das Konsumereignis nach Weihnachten und Ostern. Die Unternehmen vermarkten ihn immer erfinderischer.

Von Maris Hubschmid

Lasst Blumen sprechen – so fing es an: In den Zwanzigerjahren warben Floristen mit diesem Slogan als erste Branche dafür, der Mutter am zweiten Sonntag im Mai ein Geschenk zu machen. Bis heute sind Schnittblumen das meist gewählte Zeichen der Anerkennung. In der Muttertagswoche setzen deutsche Blumenhändler gut doppelt so viel um wie sonst – rund 120 Millionen Euro. Auch die Segmente Parfums und Pralinen, ferner Schmuck und Porzellan, laufen im Mai traditionell stark.

Laut Handelsverband Deutschland (HDE) ist der Muttertag das konsumstärkste Ereignis nach Weihnachten und Ostern – sogar deutlich vor dem Valentinstag. Wenig überraschend, dass da zunehmend auch andere Branchen ihren Anteil am Geschäft haben wollen. Welche, scheint im Einzelfall aber doch ungewöhnlich: „Elektrogeräte werden immer häufiger mit dem Bezug Muttertag beworben“, sagt Denise Klug vom Handelsinformationsdienst Planet Retail. „Kindle – Das schönste Geschenk zum Muttertag“, bewarb etwa der Versandhändler Amazon seinen E-Reader. „Das Spektrum reicht von Kaffee- und Espressomaschinen bis hin zu Küchenmaschinen“, heißt es beim Handelsverband. Selbst der Mikrowelle wird, verpackt in viel Zellophan, das Mutti-Motto aufgedrückt. Wer bei Google nach Shopping-Ergebnissen zu „Muttertag“ sucht, findet sie unter den ersten Treffern. Und plötzlich sind auch reichlich Studien auf dem Markt wie diese des US-Anbieters Tech Bargains: Demnach wünscht sich jede dritte befragte Mutter zu ihrem Ehrentag Hightech. 91 Prozent würden sogar, wenn sie die Wahl hätten, einen Tablet-Computer einem Blumenstrauß vorziehen.

Firmen produzieren eigens für den Tag

Hersteller bieten Produkte in eigenen Muttertagseditionen an. Schokoladenmütter mit Glöckchen am Hals gibt es zwar noch nicht, dafür CDs mit Entspannungsmusik und Titeln wie „Danke Mama“ oder „Für die beste Mama der Welt“. Das himbeerrote Wellnessset „Träumerei“ der Kosmetikmarke Dove kommt mit Schlafmaske daher, aber Vorsicht: die im Paket enthaltenen Produkte der Reihe „Pro Age“ könnten je nach Alter der Mutter missverstanden werden.

Die Analystin von Planet Retail hat weitere Trends beobachtet: „Der allgemeine Trend hin zu personalisierten Produkten zeigt sich auch am Muttertag immer stärker“, sagt Klug – Artikel mit Widmung, Name, Foto oder Botschaft. Hoch im Kurs stehen Handyhüllen mit Gravur oder Jutebeutel und Schürzen mit Aufdrucken oder Stickereien wie „Nicola – Mama des Jahres“. Derlei individualisierbare Geschenke seien quasi der Kompromiss aus einem ganz normalen Produkt und einer Bastelei, meint die Marktbeobachterin. In Zukunft werde deshalb wohl auch der 3-D-Druck zum Muttertag eine wachsende Rolle spielen: „Noch ist das Geschäft erst am Anfang. Schon bald aber könnten Familienmitglieder in Miniatur überreicht werden.“ Sobald die Firmen nachgerüstet haben. Umtausch ausgeschlossen.

Für Nachzügler

Auch mit denen, die den Muttertag vergessen haben, lässt sich gutes Geld verdienen: Laut Floristikverband liegt der Absatz an Blumensträußen selbst an den Tagen nach besagtem Sonntag noch deutlich über dem Schnitt. Beachtlich gewachsen ist laut Einzelhandelsverband zudem das Angebot an „Sorry-Produkten“ – ob Es-tut-mir-leid-Pralinen oder Verzeih-mir-Tassen, die Auswahl ist vielfältig. Wem das zu billig – oder teuer – ist, der beruft sich auf die Erfinderin des Ehrentages: „Ich wollte, dass es ein Tag des Gefühls ist, nicht des Kommerzes“, sagte die Feministin Anna Jarvis einst enttäuscht.

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