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Kein Monopol. Beim Gütertransport steht die Bahn doppelt im Wettbewerb, auf der Schiene und auf der Straße. Auch deshalb fährt die Die DB Cargo Verluste ein.

© dpa

Wettbewerbsbericht: Deutsche Bahn konkurriert inzwischen mit mehr als 400 Anbietern

Wettbewerber setzten die Bahn im Regional- und im Güterverkehr unter Druck. Fahrgastzahlen steigen, nicht aber der Anteil der Schiene am Verkehr. ICE und IC sind voll, doch bringen nicht viel ein.

Am Montag war für die Deutsche Bahn (DB) wieder so ein unerfreulicher Tag: In Stuttgart unterzeichneten der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) und die Bahn-Wettbewerber Go-Ahead und Abellio einen Vertrag. Ab 2019 soll der Nahverkehr in Stuttgart von den privaten Firmen betrieben werden. Die Deutsche Bahn ging leer aus – wie so oft bei Ausschreibungen im Regionalverkehr.

Dieser wird von den Bundesländern ausgeschrieben, bei den Bahnunternehmen bestellt und unter anderem mit Bundesmitteln bezahlt. Im vergangenen Jahr bedienten Wettbewerber der Bahn schon 29,2 Prozent des Personennahverkehrs auf der Schiene. „Inzwischen dürfte der Anteil auf rund 33 Prozent gestiegen sein“, sagte Frank Miram, Leiter Politik und Regulierung der DB, bei der Vorstellung des aktuellen Wettbewerbsberichts des Staatskonzerns. Der Bericht wird an diesem Dienstag in Brüssel den Mitgliedern des EU-Parlaments präsentiert.

412 Unternehmen waren im vergangenen Jahr auf dem deutschen Schienennetz unterwegs, elf mehr als im Jahr zuvor. Ein neuer Höchststand wurde bei der Betriebsleistung erreicht: 1,05 Milliarden Trassenkilometer. „Der Wettbewerb auf dem Schienennetz der DB Netz AG ist fest verankert“, sagte Miram.

Doch obwohl der Wettbewerb lebhafter und das Angebot vielfältiger geworden sind und die Fahrgastzahlen steigen, stagniert der Marktanteil des Verkehrsträgers Bahn bei acht Prozent (minus 0,1 Prozent). Denn der Individualverkehr auf der Straße (84,7 Prozent) legte noch stärker zu. „Das ist keine schöne Entwicklung“, räumte Miram ein. Zumal die Deutsche Bahn im Fernverkehr, den sie mit ihren ICE und IC weitgehend dominiert, einen neuen Fahrgastrekord erzielte.

132 Millionen Reisende wählten im vergangenen Jahr die Bahn, 2,2 Prozent mehr als 2014. Trotzdem schrumpfen Umsatz und Gewinn, weil der Schienenkonzern seine Züge mit zahlreichen Billigangeboten füllt. Das wird sich auch im laufenden Jahr nicht ändern. Erst in der vergangenen Woche hatte DB-Personenverkehrschefin Birgit Bohle, wie berichtet, weitere Preisaktionen angekündigt. „Die Reisenden freut es und wir erreichen eine bessere Auslastung“, sagte Miram dazu. Doch wie lange die Bahn die Umsatz- und Ertragseinbußen durchhält, muss sich noch zeigen. Billigairlines und Fernbusse werden im Wettbewerb um Passagiere nicht nachlassen. Am 27. Juli präsentiert der Bahn-Konzern seine Halbjahresbilanz.

Güterbahn kommt nur noch auf rund 40 Prozent

Darin dürften die Probleme des Güterverkehrs eine zentrale Rolle spielen. „Wir kommen nicht voran mit der Verlagerung des Gütertransports von der Straße auf die Schiene“, sagte Frank Miram. Der Schienenanteil sei nur leicht auf 17,5 Prozent am deutschen Transportmarkt gestiegen. Zugleich kratzten die Wettbewerber auf der Schiene an einem Marktanteil von 40 Prozent, während die Bahn mit DB Cargo Verluste einfahre.

„Die Branche ist notleidend“, sagte Miram, „sie verdient nicht mal ihre Kapitalkosten, mit wenigen Ausnahmen, und kämpft um ihre Wettbewerbsfähigkeit“. Ein Grund sei, dass sich die Kostenschere zwischen Straße und Schiene immer weiter öffne. Sprit- und Strompreise sowie die Lkw-Maut sinken, gleichzeitig steigen die Infrastrukturkosten auf der häufig maroden Schiene. Mit der Spedition Schenker ist die DB allerdings ebenfalls ein bedeutender Spieler auf dem Markt der Straßenlogistik, sie macht sich also im eigenen Konzern Konkurrenz.

„Wir müssen eine verkehrspolitische Debatte darüber führen, wie wir die Rahmenbedingungen für die Schiene mit Blick auf den Klimaschutz verbessern“, forderte Miram. So könne der DB Fernverkehr keine zusätzlichen Kosten tragen, er stehe „extrem unter Druck“. Miram lehnte in diesem Zusammenhang ebenso wie Fernverkehrschefin Bohle eine Umschichtung von Trassenentgelten vom Regional- auf den Fernverkehr ab.

Die bundeseigene Bahn betreibt das gut 33.000 Kilometer lange Schienennetz und stellt dafür allen Anbietern – auch den eigenen Regional- und Fernzügen – Gebühren in Rechnung.

Gesetz zwingt Bahn zu Transparenz bei Trassenpreisen

Konkurrenten kritisieren die zu hohen Trassenpreise. Im neuen Eisenbahnregulierungsgesetz, das der Bundestag am vergangenen Donnerstag verabschiedete, wird die jährliche Steigerung der Trassenpreise („Schienenmaut“) für den Nahverkehr auf eine maximale Steigerung von 1,8 Prozent festgeschrieben. Im Gegenzug soll dafür die Schienennutzung für ICE- und IC- Züge teurer werden. Bund und DB-Netz gehen von Mehrkosten in Höhe von 2,4 Prozent aus. Das entspreche etwa 25 Millionen Euro, sagte Miram. Laut Gesetz muss DB Netz Nutzungsgebühren künftig schon vorab von der Bundesnetzagentur genehmigen lassen.

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