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Auch in der Brunnenstraße in Mitte fordert Bio Company seine Kunden auf, weniger zu kaufen.

© privat

Werbung von Bio Company: Wie platt sich die Öko-Branche bei den Klimademonstranten anbiedert

Auch Bio-Firmen wollen von den Klimaprotesten profitieren. Nur tut sie es derart plump, dass man sich fragt: Halten sie ihre Kunden für dumm? Ein Rant.

Es ist anbiedernd und trieft vor Doppelmoral: Für diesen Klimafreitag hat die Supermarktkette Bio Company tief ins Werbebudget gegriffen. "Kauft weniger" schallt es in Berlin aus dem Radio, "Kauft weniger" prangt ein meterhohes Plakat an einer Gebäudewand an der Warschauer Straße, "Kauft weniger" begrüßt die Kunden auf Aufstellern vor den Filialen der Bio-Kette.

Schon klar, Konsum ist böse und Verzicht die höchste Tugend des verantwortungsvollen protestantischen Weltbildes. Doch sollte man hier einmal die Frage stellen: Zu welchem Zweck schaltet ein Unternehmen nochmal Werbung?

Richtig, um mehr Leute davon zu überzeugen, mehr Dinge im eigenen Unternehmen zu kaufen. Das ist auch in der heilen Welt der Bio-Supermärkte nicht anders. Und es ist das gute Recht eines jeden Geschäfts.

Doch wie offensichtlich Bio Company hier seiner Zielgruppe nach dem Mund redet und so tut, als würde man frei jeglicher wirtschaftlichen Zwänge agieren können, ist eine Verhöhnung jeglichen Dialogs zwischen Kunden und Unternehmen. Hätte Bio Company auf seine Werbekampagne verzichtet, wären sie ihrem "Kauft weniger" vermutlich näher gekommen als durch eine gezielte Mobilisierung der eigenen Zielgruppe.

Angesichts der Tatsache, dass das Personal in Bio-Supermärkten noch immer weit unter dem Branchen-Schnitt bezahlt wird, wirkt eine derartige Kampagne gar wie bitterer Hohn den eigenen Mitarbeitern gegenüber. Schließlich bleibt den Angestellten nichts übrig, als die Differenz zum Gehalt, das ihre Kollegen bei Aldi oder Lidl verdienen, mit Idealismus aufzuwiegen.

Ehrlich gut für dumm verkaufen

Mit der Strategie, seine Kunden für dumm zu verkaufen, scheint Bio Company in der Bio-Branche allerdings nicht alleine zu sein. Die Kult-Limonade Bionade wird seit einigen Monaten im Fernsehen mit nichts weiter beworben als den Worten "Mit diesem Spot wollen wir erreichen, dass ihr die neue Bionade probiert". Es folgt der neue Claim: "Weil ehrlich gut."

Auch hier soll wohl der Eindruck erweckt werden, endlich räume mal jemand auf mit den hohlen Werbeversprechen der Industrie. Doch auch hier sei die Frage erlaubt: Glaubt tatsächlich jemand, dass auch nur ein Zuschauer beim Betrachten eines Werbespots im Fernsehen nicht genau weiß, was das Unternehmen damit erreichen will?

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Natürlich wollen sie auf ihr Produkt aufmerksam machen! Dass das Unternehmen genau das dem Zuschauer mitteilt, ist kein Ausdruck von Ehrlichkeit. Es ist viel mehr die pure Anbiederung an eine Zielgruppe, von der das Unternehmen annimmt, sie würde der Ernährungs-, Konsum- oder Werbeindustrie kritisch gegenüberstehen. Umso merkwürdiger wirkt es, wenn man weiß, dass Bionade mittlerweile zu Hassia gehört, einem Getränkekonzern mit einem Jahresumsatz von 256 Millionen Euro.

In beiden Fällen fragt man sich, ob die Unternehmen ihre Kunden nur für naiv oder einfach für dumm halten. Zu einer nachhaltige Kundenbeziehung trägt es jedenfalls nicht bei.

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