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Teure Weiterbildung. Mehrere Hundert Euro kann ein Tagesseminar kosten, mehrere Tausend ein mehrjähriger Teilzeitstudiengang, der mit Berufstätigkeit vereinbar ist.

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Weiterbildungsfinanzierung: Mischkalkulation

Weiterbildung ist oft teuer. Es gibt zwar viele Fördermöglichkeiten – vom Bildungsgutschein bis zum Bafög, meist muss man sich die Finanzierung aber aus mehren Quellen zusammensetzen. Eine Beratung hilft dabei

Hätte man das mal schon in der Schule gewusst, wie teuer Lernen später als Berufstätiger noch werden wird. 400 Euro für ein Tagesseminar, oft mehrere Tausend für einen mehrjährigen Teilzeitstudiengang, der mit Berufstätigkeit vereinbar ist. Selbst Zeit um zu lernen wird zur Ressource, die es zu verhandeln gilt. Die Finanzierungswege und Förderangebote wirken auf den ersten Blick leicht erschlagend, doch es lohnt sich etwas in die Suche nach Programmen zu investieren. Häufig gibt es nicht den einen goldenen Weg, aus einer Quelle alle Kosten zu finanzieren. Doch auch mehrere Teilbeträge, also eine Mischkalkulation, führen zum Ziel.

Wenn Weiterbildungsinteressierte bei Cornelia Rülke in den LernLaden Ostkreuz spazieren, dann hoffen sie häufig auf das eine passende Förderprogramm, das alle finanziellen Fragen löst. Doch häufig muss Rülke enttäuschen: Selbst der Bildungsgutschein habe „enge Grenzen“ – mit dem Gutschein fördert die Agentur für Arbeit eine Weiterbildung von Arbeitssuchen suchen, wenn eine Kündigung bevorsteht oder der Arbeitsvertrag bald endet, Er richtet sich also an alle, die man schnell wieder in den Arbeitsmarkt integrieren möchte .

Wer unter 30 ist, kann Schüler BAföG beantragen

Der Haken: Der Bildungsgutschein gilt meist nur für Angebote, die nicht länger als zwei Jahre dauern, erklärt Rülke. Nur in Ausnahmefällen weichen Berater der Agentur für Arbeit davon ab. „Ausbildungen zum Erzieher oder für einen Pflegeberuf, also stark gefragte Berufe, fallen deswegen häufig weg“, sagt die Bildungsmanagerin. Dann heißt es oft Alternativen suchen: ist die Person unter 30 Jahren kann sie noch Schüler BAföG beantragen, ist sie über 30 Jahre versucht man die Ausbildung auf anderem Weg zu finanzieren. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten: Man kann sich etwa eine berufsbegleitende Teilzeitausbildung suchen und die Ausbildung über eine andere Arbeit selbst finanzieren.

Das Sparschwein muss auch oft mithelfen, die Fortbildung zu finanzieren.
Das Sparschwein muss auch oft mithelfen, die Fortbildung zu finanzieren.

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Wer als Berufstätiger weniger als 20 000 Euro pro Jahr verdient, kann sich über die Bildungsprämie zumindest einen Teil der Ausbildungskosten bezuschussen lassen. Die Prämie wird bei einer akkreditierten Beratungsstelle bei einem kurzen Beratungstermin beantragt. Sie gilt für Weiterbildungen bis zu 1000 Euro, wovon man maximal die Hälfte, also 500 Euro, als Zuschuss bekommt. Die andere Hälfte finanziert man auf anderem Weg. Bei teureren Angeboten lohnt es sich beim Anbieter nachzufragen, ob vielleicht auch einzelne Teil-Module gebucht werden können. Wichtig: Die Bildungsprämie muss man beantragen, bevor man den Kurs bucht. Man kann sie alle zwei Jahre in Anspruch nehmen.

Der Arbeitgeber ist oft der erste Ansprechpartner

Eine weitere Möglichkeit für den zukünftigen Erzieher wäre beim späteren Ausbildungsbetrieb, also dem KiTa-Träger anzufragen, ob er sich an den Ausbildungskosten beteiligt. Erzieher sind stark nachgefragt, einen Versuch ist es wert, so Rülke. Für Angestellte ist sowieso der Arbeitgeber häufig die erste Adresse, um Weiterbildungskosten teilweise oder ganz zu übernehmen. Immerhin wird der Betrieb oder die Organisation von der Weiterbildung profitieren, in manchen Berufen ist eine Weiterbildung pro Jahr sogar verpflichtend. Im entsprechenden Gespräch nützt es, die konkrete Lern- und Entwicklungsziele und den Nutzen für den Arbeitgeber deutlich zu machen. Wie will man das Erlernte später einsetzen? Neben den Kursgebühren kann man auch Unterstützung bei Reise- und Unterbringungskosten und Entgegenkommen bei Arbeitszeiten verhandeln.

 Wer unter 36 ist, kann einen Bildungskredit aufnehmen. Das ist ein zinsgünstiges Darlehen, das die Bundesregierung mit der KfW-Bankengruppe und dem Bundesverwaltungsamt für eine berufliche Umschulung oder Weiterbildung zahlt.
Wer unter 36 ist, kann einen Bildungskredit aufnehmen. Das ist ein zinsgünstiges Darlehen, das die Bundesregierung mit der KfW-Bankengruppe und dem Bundesverwaltungsamt für eine berufliche Umschulung oder Weiterbildung zahlt.

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Manche Förderprogramme richten sich direkt an die Arbeitgeber, um Mitarbeiter in bestimmten Tätigkeiten zu qualifizieren: In Berlin fördert etwa die Handwerkskammer im Programm „Innovative Qualifizierungen für das Berliner Handwerk (IQ Handwerk)“ Unternehmen. Sie können bis zu 70 Prozent Zuschuss für Lehrgänge im Bereich „Innovation und Technik“ erhalten. Etwa für einen Kurs „Wärmebrückenminimierung“ für energetische Gebäudesanierung oder auch für eine Fortbildung zum Betriebswirt. Mit dem Programm kostet sie rund 1500 Euro statt mehr als 5000 Euro.

In Unternehmen mit weniger als 250 Personen fördert auch die Agentur für Arbeit die Weiterbildung von geringqualifizierten oder älteren Mitarbeitern: bis zu 75 Prozent bei Personen über 45 Jahre, bei jüngeren Beschäftigen, wenn der Betrieb mindestens 50 Prozent der Lehrgangskosten übernimmt. WeGeBAU heißt das Programm.

Häufig übersehen wird laut Cornelia Rülke vom LernLaden Ostkreuz das Aufstiegsstipendium, das früher Meister-BAföG genannt wurde. Wer mindestens zwei Jahre Berufserfahrung hat und erstmals studieren möchte, kann es bei der Stiftung Begabtenförderung berufliche Bildung in Bonn beantragen. Vollzeit-Studierende erhalten monatlich 670 Euro plus 80 Euro Büchergeld, für ein Kind unter zehn Jahren wird ein Betreuungszuschuss von 113 Euro gezahlt, für jedes weitere Kind 85 Euro. Voraussetzung ist, dass man die Berufsausbildung mit einem Durchschnitt von 1,9 oder besser abgeschlossen hat. Ob man gerade berufstätig ist oder nicht, ist egal. Auch berufsbegleitende Studiengänge werden gefördert – mit 2000 Euro pro Jahr.

Es gibt spezialisierte Stipendien

Speziell für Hochschulprogramme gibt es in Deutschland eine Vielzahl von Stipendien teilweise kleiner Stiftungen, teilweise mit hoch spezialisiertem Förderprofil, etwa für Waisenkinder oder für maritime Berufe. Ein Blick in eine überregionale Online-Datenbank (siehe Kasten) lohnt. Häufig zahlt es sich auch aus bei Fördergebern nachzuhaken, sagt Rülke. Es gebe viele Einzelfallentscheidungen. Besonders bei den Altersgrenzen habe sich in den letzten Jahren viel getan – so können häufig Kinderbetreuungszeiten oder die Pflege von Angehörigen berücksichtigt werden.

Für Personen unter 36 Jahren bleibt schließlich noch die Möglichkeit einen Bildungskredit aufzunehmen. Das ist ein zinsgünstiges Darlehen, das die Bundesregierung mit der KfW-Bankengruppe und dem Bundesverwaltungsamt für eine berufliche Umschulung oder Weiterbildung zahlt. Für maximal 24 Monaten bekommt man monatlich 100, 200 oder 300 Euro geliehen. Vier Jahre nach der ersten Rate beginnt man den Kredit zurückzahlen, 120 Euro pro Monat. Wer einen Kredit bei einer herkömmlichen Bank aufnimmt, sollte unbedingt Zinssätze und Konditionen vergleichen. Allgemein empfiehlt Rülke Kredite nur für klar abgegrenzte Schlussphasen einer Aus- oder Weiterbildung. Etwa um sich für einige Monate ganz auf die Master-Arbeit konzentrieren zu können, wenn man neben dem Jobben sonst nicht weiterkommt. Eine dreijährige Ausbildung mit Lebenskosten würde sie nicht so finanzieren. Bei einer klar abgesteckten Qualifizierungsphase hingegen bleibt das Kreditvolumen überschaubar, sagt Rülke. „Kurz vor dem Ziel ist es wahrscheinlicher, dass man es auch zu Ende bringt.“

Zinsen für Bildungskredite sind wie Seminar- und Lehrgangskosten, Ausgaben für Fachliteratur und Studienreisen steuerlich absetzbar – für Angestellte wie auch für Selbständige, die eine erste Ausbildung abgeschlossen haben und sich auf eigene Kosten weiterbilden. Für Angestellte macht man das mit der Anlage N der Einkommenssteuererklärung. Dann bekommt man etwas vom Finanzamt zurück. Die Steuererklärung als Hausaufgabe, auch daran hätte man als Schüler nicht so gedacht.

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