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Der Börsenwert der Deutschen Bank hat sich seit einem Jahr halbiert - jetzt fliegt sie auf dem Europa-Index.

© dpa

Weil der Börsenwert fällt: Deutsche Bank fliegt aus dem Stoxx Europe 50

Der Aktienkurs der Deutschen Bank fällt und fällt. Deshalb fliegt das Großinstitut nun aus dem Index Stoxx Europe 50 raus.

Von Carla Neuhaus

Aktionäre der Deutschen Bank müssen derzeit tapfer sein. Erst war es der Gewinneinbruch im zweiten Quartal, den sie verkraften mussten. Dann der Stresstest, bei dem das Großinstitut unter den schlechtesten zehn Banken Europas landete. Und jetzt auch noch das: Die Deutsche Bank fliegt aus den Börsenindex Stoxx Europe 50. Das ist der Index, der die größten 50 Unternehmen Europas abbildet. Was Experten bereits vermutet hatten, gab der Börsenbetreiber in der Nacht zu Dienstag offiziell bekannt.

Die Entscheidung fiel automatisch: Schneidet ein Konzern gemessen an Kennzahlen wie dem Börsenwert gegenüber anderen Unternehmen in Europa zu schlecht ab, muss es den Index verlassen. „Fast Exit“ nennen Experten dieses Prozedere. Neben der Deutschen Bank trifft das auch die Schweizer Großbank Credit Suisse. Aufrücken in den Europa-Index dürfen jetzt der französische Baukonzern Vinci und der niederländische Halbleiter-Zulieferer ASML. Für die Deutsche Bank ist das ein Rückschlag, der den Kurs der Aktie noch weiter belasten dürfte – dabei steht sie ohnehin unter Druck. Kostete ein Anteilsschein der Deutschen Bank vor sechs Jahren über 40 Euro, waren es zuletzt nur noch gut elf Euro. Allein am Dienstag gab der Kurs um weitere vier Prozent nach.

Fliegt eine Firma aus dem Index, verliert sie Aktienkäufer

Der Rauswurf aus dem Stoxx Europa 50 ist vor allem für professionelle Investoren wichtig – allen voran für Index-Fonds: Sie bilden bestimmte Indizes nach, indem sie Aktien von Unternehmen kaufen, die in diesem Index vertreten sind. Wird ein Unternehmen herausgeworfen, verliert es also wichtige Aktienkäufer. Auch für den Stoxx Europe 50 gibt es etliche Fonds, die ihn nachbilden.

Dabei ist er jedoch nicht ganz so wichtig wie der verwandte Euro Stoxx 50, der Leitindex der Euro-Zone. Während der nur Unternehmen aus Ländern abbildet, die im gemeinsamen Währungsraum sind, ist der Stoxx Europe 50 breiter aufgestellt. Er enthält zum Beispiel auch Schweizer Konzerne, weshalb die Konkurrenz unter den Index-Anwärtern besonders groß ist. Aus dem Euro Stoxx 50 droht die Deutsche Bank derzeit noch nicht abzusteigen.

In einem Jahr hat die Deutsche Bank die Hälfte ihres Börsenwerts verloren

Doch allein schon der Rauswurf aus dem Stoxx Europa 50 zeigt, wie groß die Wertvernichtung bei der Deutschen Bank ist. Die konnte Bankchef John Cryan auch mit seinem harten Sparkurs bislang nicht stoppen. Seit er vor einem Jahr die Führung der Bank übernommen hat, hat die Aktie noch einmal die Hälfte ihres Wertes verloren. Statt gut 30 Milliarden Euro ist das Institut an der Börse nur noch 15 Milliarden Euro wert.

Da hilft es wenig, dass seit dem Stresstest erneut über eine Kapitalerhöhung diskutiert wird, also die Ausgabe neuer Aktien. Bankchef Cryan lehnt das bislang ab – schließlich würde das die Anteile der bisherigen Aktionäre verwässern. Stattdessen will er das Kapital aus eigener Kraft aufstocken. Zum Beispiel, indem er Gewinne einbehält. Doch auch das ist schwer – schließlich fallen die Gewinne derzeit nicht gerade üppig aus, Cryan hat die Aktionäre auf ein maues Jahr vorbereitet. Im zweiten Quartal stand unterm Strich gerade mal ein Gewinn von 18 Millionen Euro – im Vorjahreszeitraum waren es noch 800 Millionen Euro gewesen.

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