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Unterzahl. Frauen sind auf deutschen Führungsetagen immer noch unterrepräsentiert.

© picture alliance / dpa

Weibliche Führungskräfte: Frauen an die Macht

Die Wirtschaft braucht gute Managerinnen – das geht nur mit noch mehr Quoten. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Heike Jahberg

Vierzig Jahre ist es her, da sang der britische Popstar Al Stewart einen Song, den die deutsche Wirtschaft heute als Hymne gegen die Frauenquote recyclen könnte. „Nichts, was erzwungen ist, kann jemals richtig sein“, heißt es in dem Stück. „Wenn es nicht natürlich kommt, lass es.“

Frauen in Führungspositionen, das scheint so ein Fall zu sein. Noch immer sind Managerinnen seltene, exotische Wesen. Obwohl seit Anfang dieses Jahres eine gesetzliche Quote von 30 Prozent gilt, sitzen in den Aufsichtsräten der großen Dax-Unternehmen gerade einmal 22 Prozent weibliche Unternehmenskontrolleurinnen. Noch finsterer sieht es auf der Ebene aus, in der die Entscheidungen fallen – auf den Vorstandsetagen. Hier liegt der Anteil der weiblichen Führungskräfte bei mickrigen fünf Prozent. Anders als bei den Aufsichtsräten haben Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig und ihr Parteifreund Heiko Maas bei den Vorstandsposten wohlweislich auf eine feste Frauenquote verzichtet und den großen deutschen Unternehmen nur aufgetragen, Zielvorgaben aufzustellen – nach eigenem Gusto.

Die Quote diszipliniert die Unternehmen

Haben die Kritiker der Quote Recht? Gibt es in der Wirtschaft nicht genug geeignete Frauen für Spitzenjobs? Und erweist man den wenigen, die bereit sind, Führungsaufgaben zu übernehmen, mit der Quote nicht einen Bärendienst, weil sie den Makel der Quotenfrau mit sich herumtragen?

Nein. Denn ohne die Quote wären die Zahlen noch sehr viel deprimierender. Die Quote diszipliniert die Unternehmen, zwingt sie zum Handeln. Viele Firmen haben Programme aufgelegt, mit denen sie junge Frauen gezielt fördern. Mentoren stehen den Nachwuchskräften mit Rat zur Seite und helfen bei der Karriereplanung, Weiterbildungsangebote sollen jungen Müttern ermöglichen, den Kontakt zur Firma auch während der Elternzeit zu halten, Betriebskindergärten sollen die Vereinbarkeit von Kind und Karriere erleichtern.

Das lässt hoffen, und es ist der richtige Weg. Denn nur wenn sich die gesellschaftlichen Verhältnisse ändern, ist eine wirkliche Wende möglich – wenn Auszeiten wegen der Kindererziehung keine Karrierekiller mehr sind, wenn Männer, die sich in der innerfamiliären Arbeitsteilung um die Kindererziehung kümmern, nicht als Weicheier abgestempelt werden. Nur so kann man erreichen, dass nicht nur Single-Frauen in den Chefetagen landen, sondern auch Mütter mit ihren Erfahrungen und Talenten. Und: Je mehr Frauen Karriere machen, desto eher kann man sich von der Quote auch wieder verabschieden.

Die Wirtschaft ist auf gute Frauen angewiesen

Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Leider. Denn die Wirtschaft sollte die Chance nutzen. Sie ist auf gute Frauen angewiesen, nicht nur wegen des demografischen Wandels. Glaubt man Studien, so führen Frauen anders als Männer. Statussymbole sind ihnen weniger wichtig als Kundenbindung, Teamarbeit wird gefördert. Die Führungskrisen in den männerdominierten Vorständen bei VW und der Deutschen Bank zeigen, dass das nicht schlecht ist. Mehr Frauen an die Macht. Um das zu erreichen, brauchen wir fürs Erste mehr Quote statt weniger: Her mit der Frauenquote für den Vorstand.

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