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Doppelstöckige Intercity hat die Bahn bereits in der Flotte.

© Julian Stratenschulte/dpa

Exklusiv

Wegen Verdoppelung der Fahrgastzahlen: Die Grünen fordern doppelstöckige ICEs

2030 sollen 260 Millionen Fahrgäste mit DB-Fernzügen unterwegs sein. Doch auf den Gleisen wird der Platz knapp. Die Grünen fordern deshalb nun neue Züge.

Von Fahrgastrekorden ist die Deutsche Bahn derzeit weit entfernt. Doch trotz Kritik der Eisenbahnergewerkschaft EVG will die Konzernspitze 2030 im Fernverkehr weiterhin 260 Millionen Fahrgäste – und damit doppelt so viele wie 2015 – transportieren.

Die Grünen befürchten nun allerdings, dass die Bahn dieses im Koalitionsvertrag verankerte Ziel verpassen könnte – wegen der Engpässe in den sogenannten Eisenbahnknoten, sprich dem Gleisnetz in vielen deutschen Städten. Ihr Bahnexperte Matthias Gastel fordert deshalb den Bund zum Handeln auf.

Gastel will, dass sich die Bundesregierung in die Fahrzeugbestellung des Staatskonzerns einmischt, um doppelstöckige ICEs durchzusetzen. Sie bieten bei gleicher Länge etwa 40 Prozent mehr Kapazität als eingeschossige Züge.

„In Deutschland wird dieser naheliegende Lösungsansatz der Kapazitätssteigerung im Hochgeschwindigkeitsverkehr von einem CSU-Verkehrsminister nach dem anderen ausgesessen“, sagte Gastel Tagesspiegel Background. Es genüge nicht, wenn die Bundesregierung darauf hoffe, „dass Bahnbetreiber oder die deutsche Bahnindustrie von selbst einen Doppelstock-ICE auf die Schiene bringen“.

Unterstützung erhalten die Grünen vom Bahntechnik-Experten Markus Hecht von der TU Berlin. Rund um die großen Bahnhöfe – etwa in Köln und Hamburg – fehle es an zusätzlichen Kapazitäten auf den Gleisen, ist Hecht überzeugt. Deshalb ließen sich doppelt so viele Fahrgäste im Fernverkehr ohne deutlich mehr Doppelstockzüge nicht erreichen.

Die Bahn setzt auf den extralangen ICE 4

Eine bundeseigene Fahrzeugstrategie schließt Enak Ferlemann (CDU), der Bahnbeauftragte der Bundesregierung, jedoch weiterhin aus. „Die Bedienung der im Zielfahrplan Deutschlandtakt hinterlegten Fernverkehrslinien und der Einsatz rollenden Materials obliegen den Fernverkehrsunternehmen“, schreibt Ferlemann in einer bisher noch unveröffentlichte Antwort auf eine Anfrage der Grünen-Fraktion.

Die Deutsche Bahn ist sich der Engpässe in ihrem Netz durchaus bewusst. Doch der Staatskonzern hofft auf die digitale Zugsteuerung ETCS. In der finalen Ausbaustufe ermöglicht sie, dass auf denselben Gleisen etwa 25 Prozent mehr Züge fahren. Bis 2030 will die DB Netz AG nach den bisherigen Plänen jedoch lediglich einige erste Pilotprojekte umsetzen.

In ihren Fahrzeugpark investiert die Bahn derzeit 8,5 Milliarden Euro und kauft damit so viele neue Fernzüge wie nie zuvor. Bis 2026 soll sie von der Industrie insgesamt 164 zusätzliche Züge erhalten. Auf doppelstöckige ICEs verzichtet der Konzern jedoch bisher. Bis 2026 will Siemens der DB unter anderem 50 extralange ICE 4 mit 13 Waggons und 918 Sitzplätzen liefern. Außerdem hat die Deutsche Bahn bei Siemens 30 ICE 3 Neo bestellt. In Doppeltraktion bieten diese 880 Fahrgästen Platz. Der doppelstöckige TGV-Duplex hat in der neuesten Variante bei einer Zuglänge von 400 Metern laut dem Hersteller Alstom 1112 Sitzplätze.

In Deutschland ist der TGV-Duplex auch schon zugelassen. Die SNCF setzt ihn auf der Strecke Paris-München ein. Bei der Deutschen Bahn hält man doppelstöckige ICE-Züge jedoch nicht für notwendig. Angesichts der neuen Flotte könne die Deutsche Bahn 2030 sogar 280 Millionen Fahrgäste befördern, sagte Berthold Huber, der DB-Vorstand für Personenverkehr, bereits 2019 dem Tagesspiegel.

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