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Nicht nur der einstige Prachtflieger A380 macht Airbus zu schaffen.

© Andrew Matthews/PA Wire/dpa

Update

Wegen Korruptionsvorwürfen: Airbus rutscht nach Milliarden-Strafzahlungen ins Minus

Es war ein teurer Deal: Mit 3,6 Milliarden Euro konnte Airbus zwar eine Verurteilung wegen Korruptionsvorwürfen verhindern. Doch jetzt folgt die Quittung.

Der europäische Luftfahrt- und Rüstungskonzern Airbus ist nach den milliardenschweren Strafzahlungen wegen Korruptionsvorwürfen ins Minus gerutscht. Wie der Konzern am Donnerstag in Toulouse bekanntgab, fiel im Geschäftsjahr 2019 ein Fehlbetrag von knapp 1,4 Milliarden Euro an. Im Jahr 2018 hatte der Nettogewinn noch bei gut 3 Milliarden Euro gelegen.

Nach einer Einigung mit Behörden hatte der europäische Flugzeugbauer eingewilligt, zusammen 3,6 Milliarden Euro in Frankreich, Großbritannien und den USA zahlen. Airbus hatte sich Ende Januar in den Untersuchungen zu Bestechungs- und Korruptionsvorwürfen in Frankreich, Großbritannien und den USA auf den Milliarden schweren Kompromiss geeinigt. Die schon seit Jahren laufenden Untersuchungen hatten den Luftfahrtkonzern mit Schaltzentrale im französischen Toulouse unter Druck gesetzt.

In Frankreich ist der Löwenanteil der Strafe fällig geworden - nämlich 2,1 Milliarden Euro. In Großbritannien beläuft sich die Geldbuße auf knapp 984 Millionen Euro, die USA sollen knapp 526 Millionen Euro bekommen. Der frühere deutsche Konzernchef Thomas Enders hatte bereits in der Vergangenheit die Mitarbeiter des Luft- und Raumfahrtkonzerns auf die Möglichkeit „erheblicher Strafen“ eingestimmt.

Auslöser der Ermittlungen war eine Selbstanzeige des Unternehmens. Die Behörden untersuchten unter anderem Bestechungsvorwürfe im Zusammenhanghang mit Verträgen beim Verkauf von Zivilflugzeugen und Satelliten.

US-Justiz: Massives Korruptionssystem bei Airbus

„Airbus hat sich über mehrere Jahre eines massiven Korruptionssystems bedient, um seine Geschäftsinteressen durch Bestechung in China und in anderen Ländern zu fördern und die Bestechungsgelder zu verheimlichen“, hatte etwa das US-Justizministerium mitgeteilt. Dazu habe Airbus zum Beispiel „wissentlich und vorsätzlich“ Zahlungen an einen Geschäftspartner in China geleistet, die als Bestechungsgelder für Regierungsbeamte gedacht gewesen seien und verschleiert worden wären, so der Vorwurf des Ministeriums.

Man habe „tiefgreifende Reformschritte zum Ausschluss von Wiederholungsfällen“ unternommen, hatte Airbus nach der Einigung daraufhin mitgeteilt. „Die (...) erzielten Einigungen sind ein sehr wichtiger Meilenstein für uns. Sie erlauben es Airbus, nun nach vorne zu schauen und weiterhin nachhaltig und verantwortungsvoll zu wachsen“, betonte Airbus-Chef Guillaume Faury damals. Mit dem Vergleich konnte der Konzern eine Verurteilung vermeiden - diese hätte wohl schwerwiegende Konsequenzen gehabt.

Betriebsrat bangt um Zukunft der Airbus-Rüstungssparte

Derweil sorgen sich die Arbeitnehmer in der Rüstungssparte von Airbus um ihre Zukunft. Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) will in den kommenden Wochen über die Nachfolge des Kampfflugzeugs Tornado entscheiden. Betriebsratschef Thomas Pretzl warnt vor einer Entscheidung für die amerikanische F-18 und gegen den Eurofighter: „Mit dem Kauf der F-18 riskiert man die Zukunft der europäischen Luft- und Raumfahrtindustrie“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. „Die technischen Kompetenzen bei uns wären weg. Die USA hätten den Markt für sich.“

Laut Airbus arbeiten in Deutschland 25.000 Menschen am Eurofighter, Zulieferbetriebe eingeschlossen. Deutschland und Frankreich haben zwar vereinbart, gemeinsam ein „Luftkampfsystem der Zukunft“ (FCAS) mit Kampffliegern, vernetzten Drohnen und Satelliten zu schaffen, das 2040 einsatzfähig sein soll. „Aber wir brauchen die technologische Brücke vom Eurofighter zum FCAS“, sagte Pretzl. Wenn FCAS wackele und die Bundesluftwaffe US-Flugzeuge kaufe, „dann war's das“.

Das Projekt wird ab Freitag auch Thema bei der Münchner Sicherheitskonferenz sein, auf der Kramp-Karrenbauer, der französische Präsident Emmanuel Macron und US-Außenminister Mike Pompeo erwartet werden. (dpa)

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