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Der Dienst mit dem zwitschernden Vogel wächst - aber nicht mehr so schnell, wie von ungeduldigen Anlegern erhofft.

© dpa-Bildfunk

Wechsel der Unternehmenstrategie: Twitter öffnet sich für externe Entwickler

Der Kurznachrichtendienst Twitter gewinnt zwar noch neue aktive Nutzer, aber nicht so viele, wie geplant. Die Aktie brach am Dienstag nach Vorlage neuer Zahlen ein. Nun sollen externe Entwickler Twitter mit neuen Diensten für neuen Kunden attraktiver machen.

Berlin - Der Kurznachrichtendienst Twitter öffnet sich erstmals für externe Entwickler. Der Schritt gilt als grundlegender Strategieschwenk und Angriff auf Facebook, den wichtigsten Konkurrenten im Kampf um Werbeerlöse. Twitter reagiert damit auf die Nutzerzahlen, die zuletzt nicht mehr ganz so schnell gestiegen sind. Wie das Unternehmen aus San Francisco am späten Montagabend deutscher Zeit mitteilte, stieg die Zahl der aktiven Nutzer im abgelaufenen Quartal um 23 Prozent zum Vorjahr auf 284 Millionen. Anleger hatten aber offenbar mit noch stärkerem Wachstum gerechnet: Die Aktie brach am Dienstag bei Handelsstart an der Wall Street um mehr als 13 Prozent ein.

Dass Twitter nun handeln will, hatte sich bereits vergangene Woche abgezeichnet, als das Unternehmen Fabric vorstellte – eine Art Baukasten für Software-Entwickler, mit dem diese Twitter-Funktionen gratis in ihre eigenen Anwendungen einbinden können und damit Twitter für Millionen neuer Nutzer erschließen. Die neue Plattform erlaubt Dritten den Zugriff auf Dienste und Infrastruktur von Twitter, um auf dieser Basis eigene Apps und Services zu erstellen. Teile von Fabric stützen sich auf den zugekauften Absturz-Analyse-Dienst Crashlytics und den ebenfalls zugekauften Ad-Server Mo-Pub.

Neue aktive Nutzer? Vergangene Woche setzte die britische Königin, Queen Elisabeth II. (88 Jahre jung), feierlich ihren ersten Tweet ab.
Neue aktive Nutzer? Vergangene Woche setzte die britische Königin, Queen Elisabeth II. (88 Jahre jung), feierlich ihren ersten Tweet ab.

© Reuters

Twitter als Social-Media-Plattform ist – anders als Facebook – nicht intuitiv bedienbar und damit für potenzielle Neunutzer weniger attraktiv. Der Mehrwert ist für viele nur schwer greifbar und erklärungsbedürftig.

Das Unternehmen selbst sieht die Einführung der neuen Entwicklerwerkzeuge deshalb als wichtigen Schritt, um über das eigene Onlinenetzwerk hinauszuwachsen. „Es geht darum, die künftige Landschaft für Apps mitzubestimmen und eine Plattform für App-Entwickler aufzubauen“, sagte Firmenchef Dick Costolo dem Technologiemagazin „Wired“. Um das Geschäftsfeld zu erweitern, versucht Twitter nun mittels Fabric, integraler Bestandteil möglichst vieler Apps und auf diesem Weg allgegenwärtig im Leben von Smartphone-Nutzern zu werden.

Für Twitter könnte das mittelfristig erhebliche Mehreinnahmen bedeuten. Denn in Fabric ist auch der Adserver Mo-Pub enthalten, mit dem Entwickler mobile Werbung in ihre App einbauen können. Einen prozentualen Anteil an den Umsätzen erhält Twitter als Provision. Außerdem plant Twitter offenbar, den bisher verbreiteten Log-in per E-Mail-Adresse und Passwort oder einem Facebook-Konto durch einen neuen Standard abzulösen.

Noch 2012 hatte Twitter den Unmut der externen Entwickler provoziert, als das Unternehmen den Zugriff stark einschränkte. Unter anderem führte Twitter damals eine zwingende Authentifizierung beim Zugang zur Programmschnittstelle ein.

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