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VW-Vorstand Matthias Müller

© dpa/Jörg Carstensen

Update

Wechsel an Volkswagen-Spitze: VW-Chef Müller muss offenbar abtreten

Die Vorstandsspitze von VW soll trotz guter Zahlen umgebaut werden: Wie das "Handelsblatt" berichtet, soll der zuletzt kritisierte Matthias Müller durch VW-Markenchef Diess abgelöst werden.

Volkswagen-Chef Matthias Müller soll nach Informationen des "Handelsblatts" als Konzernvorsitzender abgelöst werden. Wie die Zeitung unter Berufung auf Unternehmenskreise berichtete, soll VW-Markenchef Herbert Diess Nachfolger werden. Kurz zuvor hatte VW mitgeteilt, personelle Veränderungen im Vorstand zu erwägen.
Dies könne auch zu personellen Veränderungen im Vorstand und bei den Ressortzuständigkeiten führen, teilte der Konzern mit. „Dazu könnte auch eine Veränderung im Amt des Vorstandsvorsitzenden gehören“, hieß es.

Vorstandschef Matthias Müller habe seine „grundsätzliche Bereitschaft signalisiert, an den Veränderungen mitzuwirken“. Nähere Angaben dazu machte der Dax-Konzern zunächst nicht.

Insidern zufolge könnte die Entscheidung für Diess schon an diesem Freitag offiziell werden. Dann tage der Aufsichtsrat, der auch über den Konzernumbau beraten werde. Dabei gehe es unter anderem um die Einleitung des Börsengangs für die Lkw-Sparte.

Die Familien Porsche und Piech hatten Müller im September 2015 aufs Schild gehoben, als der damalige Konzernchef Martin Winterkorn im Zuge des Dieselbetrugs zurücktreten musste. Der Vertrag des 64-jährigen Müller läuft eigentlich noch bis 2020.

Der bevorstehende Konzernumbau, der nicht nur den Börsengang der Nutzfahrzeug-Sparte Truck & Bus umfassen könnte, trieb die Volkswagen-Aktie am Dienstag an. Die VW-Papiere kletterten um fünf Prozent. Müller hatte zuletzt auf dem Genfer Autosalon die Fantasie der Investoren angeregt, als er sagte, es gehe nicht nur um die Sparte Truck & Bus, "sondern um die Schlagkraft des VW-Konzerns insgesamt".

Hohe Gewinne trotz Dieselskandal

VW verdiente trotz der Diesel-Krise viel Geld. Mit 10,7 Millionen Fahrzeugen verkaufte der Konzern im vergangenen Jahr so viele Pkw, Lkw und Transporter wie noch nie. Der Gewinn war zuletzt auf Rekordniveau, die VW-Mitarbeiter hierzulande bekommen eine Extraprämie von jeweils 4100 Euro für 2017, die Kollegen bei der VW-Tochter Audi sogar 4770. Noch mehr gibt es voraussichtlich als Erfolgsbeteiligung für die Porsche-Belegschaft.

Konzernchef Müller erhält für das vergangene Geschäftsjahr gut zehn Millionen Euro, der zehnköpfige Vorstand insgesamt kann sich über rund 50 Millionen Euro freuen. Schließlich bekommen die Aktionäre mit 3,90 Euro 1,90 Euro mehr als im Vorjahr.

Die Aufarbeitung des Dieselbetrugs kostete den Konzern  im vergangenen Jahr 3,2 Milliarden Euro nach 6,4 Milliarden im Jahr zuvor. 2017 waren vor allem Rückkäufe von Autos und Nachrüstungen in den USA sowie „höhere Rechtsrisiken“ ursächlich für die Milliardenkosten. Der Dieselbetrug war im September 2015 aufgeflogen und hat den Konzern bislang schätzungsweise rund 25 Milliarden Euro gekostet.

Müller war jüngst wegen einer Interviewäußerung im "Spiegel" heftig kritisiert worden. Er hatte auf die Frage nach einer Gehalts-Obergrenze von beispielsweise fünf Millionen Euro geantwortet: „In Deutschland besteht der Drang, alles politisch regeln zu wollen. Aber wo soll das enden? Wir hatten so was bereits einmal in Form der DDR. Da ist auch alles geregelt worden.“ Er hatte zwei Gründe für ein hohes Gehalt genannt: Die Relevanz des Unternehmens für die Volkswirtschaft sowie das Risiko, das man als Konzernchef trage: „Als solcher steht man immer mit einem Fuß im Gefängnis.“ (Tsp, Reuters, dpa)

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