zum Hauptinhalt

Währungspolitik: Notenbanken stützen Kapitalmarkt mit frischem Geld

Folge der US-Hypothekenkrise: Die Europäische Zentralbank greift zum ersten Mal seit dem 11. September 2001 auf dem Kapitalmarkt ein. Die Börsen rutschen erneut ab.

Frankfurt am Main - Die Turbulenzen an den internationalen Finanzmärkten haben mehrere Notenbanken zum Eingreifen gezwungen. Die Europäische Zentralbank (EZB) pumpte am Donnerstag frisches Geld in die Märkte und stellte den Banken zusätzlich 94,8 Milliarden Euro zum Zinssatz von 4,0 Prozent zur Verfügung. Es war der erste Eingriff der EZB seit den Terroranschlägen in den USA vom 11. September 2001. Auch die amerikanische Notenbank schoss umgerechnet 17,5 Milliarden Euro an Reserven zu, um einem scharfen Anstieg der US-Tagesgeldzinsen zu begegnen und um der starken Kreditnachfrage der US-Banken nachzukommen.

Auf dem Geldmarkt leihen sich Banken bei der EZB, aber auch gegenseitig Geld aus. Experten gehen davon aus, dass die Nervosität an den Märkten dazu geführt hat, dass die Banken nicht mehr im üblichen Umfang bereit sind, sich gegenseitig Geld zu leihen. In diese Bresche springe nun die Notenbank, hieß es aus EZB-Kreisen. Die Intervention wurde von Marktteilnehmern allgemein gelobt. Einen erneuten Kursrutsch an den Aktienmärkten konnte sie gleichwohl nicht verhindern. Am weltgrößten Aktienmarkt in New York kam es am Donnerstag zu massiven Kursverlusten. Der Standard&Poor’s 500-Index, der die 500 größten, börsennotierten US-Konzerne enthält, sackte drastisch um rund drei Prozent ab. Der Dow Jones Index verlor 2,8 Prozent. US-Präsident George W. Bush bemühte sich ebenfalls um eine Deeskalation. Er sagte, es befindet sich „genug Liquidität im System, um den Märkten eine Korrektur zu ermöglichen“. Bush lobte die starke amerikanische und globale Wirtschaft. An der deutschen Börse brach der Dax um 2,0 Prozent auf 7453 Punkte ein.

Vor allem in der riesigen EZB-Hilfsaktion für den Geldmarkt sahen Beobachter einen klaren Hinweis darauf, dass sich die Krise im Markt für amerikanische Hypothekenkredite für einkommensschwache Hauskäufer auch negativ auf andere Kreditmarktbereiche und auf amerikanische sowie europäische Banken und Finanzdienstleister auszuwirken beginnt.

„Die EZB stellt fest, dass es Spannungen im Euro-Geldmarkt gibt, obwohl die Versorgung mit Liquidität normal ist“, teilte die Notenbank mit. Für Unruhe an den Märkten hatte die Nachricht gesorgt, dass die französische Großbank BNP Paribas vorübergehend wegen der Krise an den US-Märkten drei Fonds geschlossen hatte. Die US-Investmentbank Goldman Sachs berichtete von „Gerüchten über Liquiditätsprobleme mehrerer europäischer Banken“. Die Investmentbank selbst soll nach einem Bericht des „Wall Street Journal“ mit einem zweiten ihrer Hedgefonds in ernste Schwierigkeiten geraten sei.

„Die Angst geht um – und wo Angst ist, da ist Panik. Und wo Panik herrscht, da wird verkauft“, kommentierte Analyst Mike O'Hare von JP Morgan Chase das Börsengeschehen. Tsp

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false