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Smartphone auf Rädern: Der Golf 8.

© Volkswagen AG/dpa-tmn

VW zelebriert sein wichtigstes Modell: Der neue Golf 8 – der letzte seiner Art?

„Das richtige Auto zur richtigen Zeit“ – so feiert VW seinen neuen Kompaktwagen. Allerdings gibt es keinen E-Golf mehr, elektrisch sind andere Modelle.

Am Donnerstagabend rollte in der Wolfsburger Autostadt die achte Generation des kompakten VW auf die Bühne der neuen VW-Eventhalle „Hafen 1“. 700 Gäste waren gekommen, um die Show für die Neuauflage des bislang wichtigsten Modells der Marke VW zu verfolgen.

Im Design hebt sich der Neue kaum von seinem Vorgänger ab, das zeigte der direkte Vergleich mit den sieben silbernen Gölfen 1 bis 7, die VW versammelt hatte. Die inneren, digitalen Werte jedoch heben das Auto auf eine neue Stufe in der Kompaktklasse. So sieht es VW. Von einem „herausragenden Ereignis“ sprach denn auch Volkswagen-Chef Herbert Diess am Abend. „Der Golf ist wieder das richtige Auto zur richtigen Zeit.“ Das neue VW-Modell sei nicht weniger als die Antwort auf den Ruf nach klimaschonender, automobiler Technologie in Zeiten von „Fridays for Future“.

Illustriert von historischen Fotowänden rief Diess Erinnerungen an die Öl-Krise, den Club of Rome und autofreie Sonntage wach.

Der Golf 8 beantworte die Fragen der Zukunft „mit Innovationen statt Verzicht“, sagte ein aufgeräumter Vorstandsvorsitzender. Volkswagen im Jahr 2019, vier Jahre nach Ausbruch der Dieselkrise.

Vollgestopft mit digitalen Tools

Unentbehrlich ist der Golf nach wie vor für die Marke VW. Er sei „das wirtschaftliche und technologische Fundament“, sagte Chief Operating Officer Ralf Brandstätter, der für das operative Geschäft verantwortliche Vorstand.

Der neue Golf
Der neue Golf

© Volkswagen AG/dpa-tmn

Die achte Generation des Kompaktwagens sei die bislang „progressivste“, mit der man die Erfolgsgeschichte der Modellfamilie fortschreiben wolle. „Wir digitalisieren die Golf-Klasse“, sagte Brandstätter. So ist zum Beispiel Alexa, der virtuelle Sprachassistent von Amazon, in den Golf 8 integriert. Serienmäßig ist das Auto auch zur Car2X-Kommunikation fähig, mit der Fahrer vorausschauend vor Gefahren gewarnt wird.

VW hat die zuletzt unüberschaubaren Variationsmöglichkeiten bei der Konfiguration reduziert. Das zweitürige Modell entfällt zum Beispiel, auch wird es nur zwei Ausstattungsstufen geben, dazu dann etliche Extra-Pakete. Der Diesel-Motor wurde gründlich überarbeitet und soll die Stickoxidemissionen (NOx) um bis zu 80 Prozent reduzieren, ein Mild-Hybrid mit 48-Volt-Technologie senkt den CO2-Ausstoß um bis zu 20 Prozent.

Insgesamt wird es fünf Hybridantriebe geben, inklusive Plug-in mit einer elektrischen Reichweite von rund 60 Kilometern. Preise nennt VW noch nicht, Brandstätter zufolge soll ein „gut ausgestattetes“ Einstiegsmodell aber weniger als 20.000 Euro kosten.

Einen E-Golf wird es nicht mehr geben

Ein rein-elektrischer Golf ist nicht mehr im Programm. Stattdessen startet VW Anfang November die Produktion des ID.3. Der neue Golf, so Brandstätter, vertrage sich im VW-Produktportfolio sehr gut mit dem ersten Modell der elektrischen ID-Familie, das 2020 ausgeliefert wird. „Beide Produkte passen gut in den Markt, sie ergänzen sich“, glaubt der VW-Manager.

Jedes Kundenbedürfnis könne so befriedigt werden. Der Golf eigne sich eher für Kunden, die einen seit Jahrzehnten bekannten, „treuen Begleiter“ wollten. Der ID.3 hingegen sei etwas für jene, die neue Wege gehen wollten, die „early adopter“.

Der Golf 8 und seine sieben Vorgängermodelle
Der Golf 8 und seine sieben Vorgängermodelle

© Volkswagen AG/dpa-tmn

Zweifel, ob dieses Kalkül aufgeht, bleiben jedoch. Will doch Volkswagen wie kein anderer Massenhersteller in der Elektromobilität durchstarten. Schon 2020 sollen 100.000 ID.3 verkauft werden, 40 Prozent davon seien schon in den Büchern, sagte Brandstätter. 36.000 Vorbestellungen hat VW für die zuerst ausgelieferten Modelle in einer Sonderedition. Weitere Modelle der ID-Familie sollen bald folgen.

Der Golf 8 könnte der letzte seiner Art sein

„Es wird beide Antriebsformen noch für lange Zeit geben“, sagte Brandstätter. Dass VW die ID-Familie auf einer eigenen Plattform baut, dem Modularen Elektrifizierungs-Baukasten (MEB), begründet VW mit Kostenvorteilen. Der ID.3, der auch als elektrische Golf-Klasse bezeichnet wird, solle „Elektromobilität für alle“ ermöglichen. Preis und Reichweite seien für die erfolgreiche Einführung der Elektromobilität zentral.

[Dieser Artikel stammt vom Tagesspiegel Background. Das Team veröffentlicht täglich Newsletter mit höchster Relevanz für Top-Entscheider, Kommunikationsprofis und Fachexperten. Hier können Sie die Newsletter vom Tagesspiegel Background abonnieren.]

Ob der Golf 8 der letzte Golf ist – schließlich will VW nach eigener Auskunft ab 2026 keine neuen Verbrennungsmotoren mehr entwickeln – darüber kann spekuliert werden. „Ich gehe davon aus, dass es einen Golf 9 geben wird“, sagte VW-COO Brandstätter.

Allein im vergangenen Jahr lieferte VW rund 832.000 Fahrzeuge der Golf-Familie aus. Der Golf liegt in Europa bei den Neuzulassungen auf Platz eins. Seit der Markteinführung im Jahr 1974 wurden 35 Millionen Exemplare des Käfer-Nachfolgers gebaut, 26 Millionen davon im Werk Wolfsburg. Dort legt VW die Golf-Produktion nun zusammen, die Fertigung in Zwickau und im mexikanischen Puebla wird nach Niedersachsen verlagert. Für den chinesischen Markt wird der Golf 8 im Werk in Foshan hergestellt.

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