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Mit besonderen Arbeitsbedingungen auf dem Weg in die digitale Zukunft: VW-Personalvorstand Gunnar Kilian.

© picture alliance/dpa

VW in Berlin: Um 17 Uhr ist Feierabend im IT-Lab

75 Leute entwickeln für VW Software in der Fernsehfabrik an der Stralauer Allee. Insgesamt 12 000 IT-Experten im Konzern.

VW ist doch immer wieder für eine Überraschung gut. Der Wolfsburger Konzern, dessen IT-Labs nach eigener Einschätzung "zu den Speerspitzen der Digitalisierung" gehören, wirbt als Arbeitgeber mit besonderen Arbeitszeiten: Um 17 Uhr ist Feierabend in der Fernsehfabrik an der Stralauer Allee, wo 60 Entwickler, Designer und Produktmanager an der Plattform für Endkunden arbeiten. Berlin ist eins von sieben Software Development Centern, in denen VW programmieren lässt. Am Mittwoch war Personalvorstand Gunnar Kilian zu Besuch, und der nutzte die Gelegenheit, in den schick aufbereiteten Räumen klassischer Industriearchitektur für den hippen Arbeitgeber "New Volkswagen" zu werben. Und der hat offenbar Besonderes zu bieten, denn in den vergangenen drei Jahren hat es im Berliner Lab nur zwei Abgänge gegeben, wie Lab-Leiter Peter Garzarella berichtete. Ein Grund dafür, neben der attraktiven Arbeitszeit: "Wir bauen noch immer eines der spannendsten Produkte, das es überhaupt gibt", meinte Kilian.

27 Nationalitäten im Berliner Lab

Insgesamt beschäftigt der größte Fahrzeughersteller der Welt derzeit rund 12 000 Personen im IT-Bereich. Im Berliner Lab gehört die Designerin Melissa aus Singapur dazu, die bei VW angefangen hat, um die "Future of Mobility" mitzugestalten und die nach Berlin gekommen ist, weil die vielfältige Stadt junge Leute aus aller Welt anzieht. Die 60 Leute im Lab stammen aus 27 Nationen, Verkehrssprache ist Englisch, wie sich das für ein Start-up und für einen Konzern mit mehr als 600 000 Mitarbeitern in aller Welt gehört. In der vergangenen Woche hat der Konzern ein Lab in Dresden eröffnet, angedockt an der gläsernen Manufaktur, um eine Plattform für Produktion und Logistik zu entwickeln. Ähnliche Einrichtungen gibt es in Barcelona und Lissabon. "Wir gehen da hin, wo die Entwickler sind", sagt Garzarella. In Barcelona wird vor allem für die spanische VW-Tochter Seat gearbeitet, und Lissabon sei schlicht "ein Super-Standort für Entwickler". In Indien wiederum wird die Software für Kernprozesse in dem Riesenkonzern geschrieben, unter anderen für das Finanzwesen und das Personal.

Deutlich geringere Entwicklungszeit

Partner für die Plattformen sind Amazon (Clouddienste) und Siemens (Anlagen und Prozesse). VW spricht von "Roadmap Digitale Transformation", mit der die digitale Zukunft angesteuert werde. Alle Themen rund um die Informationstechnologien und Datenverarbeitung sind dabei ein Engpassfaktor. Normalerweise, so erläutern Garzarella und Kilian die Prozesse in großen Unternehmen mit ihren systemischen Bürokratien, vergehen von einer Anfrage bei der IT bis zur Lösung rund zwölf Monate. Mit Hilfe der neuen Labs will VW sechs bis acht Wochen schaffen. Unter anderem dadurch, indem der Kunde oder Auftraggeber vom ersten Tag an in den Entwicklungsprozess einbezogen wird. Und natürlich durch die speziellen Arbeitsbedingungen. "Wir geben den kreativen Köpfen Freiraum."

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