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Eine Zeichnung aus dem Gerichtssaal von Carlos Ghosn.

© imago/Kyodo News

Vor japanischem Gericht: Ex-Nissan-Chef Ghosn weist Anschuldigungen zurück

Seit Wochen sitzt Carlos Ghosn in Japan in Haft. Jetzt erschien er erstmals vor Gericht - und beteuerte seine Unschuld. Die Ermittlungen gehen aber weiter.

Der seit Wochen in Japan in Untersuchungshaft sitzende frühere Verwaltungsratschef des Renault-Partners Nissan, Carlos Ghosn, hat bei seinem ersten Auftritt vor Gericht seine Unschuld beteuert. „Euer Ehren, ich bin unschuldig“, sagte der 64-jährige prominente Automanager zu dem Vorsitzenden Richter.

Er war am 19. November wegen Verdachts auf Verstoß gegen Börsenauflagen festgenommen worden. Er habe „immer ehrenhaft und legal“ gehandelt, las der in dunklem Anzug und weißem Hemd ohne Krawatte gekleidete Ghosn mit fester Stimme aus einer schriftlichen Stellungnahme.

Er hatte bei Gericht eine Forderung eingereicht, die Gründe für seine Untersuchungshaft zu hören. Einen Termin für einen Prozess gegen den Automanager gibt es noch nicht.

„Ich werde zu Unrecht beschuldigt“, sagte Ghosn in seiner zehnminütigen Erklärung. Ghosn, der weiter Chef beim Nissan-Partner Renault ist, sah dünner aus als man ihn von jüngsten Aufnahmen her kannte. Seine Wangenknochen traten nun deutlich erkennbar hervor. Ghosn betrat den Gerichtssaal in dunkelgrünen Plastiklatschen, ähnlich denen, die in Japan auf Toiletten in Herbergen benutzt werden. Zwei Bewacher nahmen seine Fesseln ab und setzten sich neben ihn auf eine Bank vor seinen drei Verteidigern.

Ghosn weist alle Anschuldigungen zurück

Während der 64-Jährige gedolmetscht zum Richter sprach, war es ansonsten still in dem rund 50 Quadratmeter großen Gerichtssaal. Er habe stets „Liebe und Wertschätzung“ für Nissan gehabt, sagte Ghosn, der während der Sitzung einige Male hustete. Jegliche seiner Handlungen beim Nissan-Konzern, den er einst vor der nahen Pleite gerettet hatte, sei mit dem Wissen und der Genehmigung relevanter Personen erfolgt.

Er habe „zwei Jahrzehnte meines Lebens“ dafür gewidmet, Nissan wieder aufzubauen. Japans Staatsanwaltschaft wirft Ghosn indes vor, jahrelang Einkommen zu niedrig angegeben zu haben. Zudem soll er private Investitionsverluste auf den Konzern übertragen haben. Am Dienstag äußerten sich die anwesenden Staatsanwälte jedoch nicht.

Ghosn wies alle Anschuldigungen zurück. Er habe keinerlei Vergütungen von Nissan erhalten, die nicht offengelegt worden seien.

Vereinbarungen über Einkommen nach seinem Ausscheiden bei dem Konzern seien von internen und externen Anwälten begutachtet worden. Dennoch bleibt Ghosn vorerst weiter in Untersuchungshaft. Der Vorsitzende Richter Yuichi Tada erklärte, dass es in Anbetracht der Aussagen involvierter Personen sowie von Ghosn selbst möglich sei, dass Nissan Schaden zugefügt worden sei.

Die Untersuchungshaft sei notwendig, da Beweise vernichtet werden könnten und Ghosn aus Japan fliehen könnte. Ghosn hat drei Staatsangehörigkeiten: die brasilianische, die libanesische und die französische. (dpa)

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