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Bulle und Bär stehen symbolisch für die Börse.

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Von M-Dax bis Euro-Stoxx: Welche Indizes den Dax schlagen

Die Lufthansa ist raus aus dem Dax, Wirecard bald womöglich auch. Doch ist der deutsche Leitindex heute überhaupt noch so entscheidend?

Kennen Sie noch Veba? Hoechst? Oder die deutsche Babcock? Sie alle waren einst im Dax und mussten ihn verlassen. Nun gab es erneut einen symbolträchtigen Wechsel: Nach fast 32 Jahren im wichtigsten deutschen Börsenbarometer ist die Lufthansa aus der Börsen-Bundesliga geflogen. Damit ist sie bereits das dritte Unternehmen, das seit Gründung des Dax dabei war und das in den letzten zwei Jahren ausgeschieden ist: Zuvor traf es die Commerzbank, Thyssen-Krupp und MTU Aero Engines.

Und mit Wirecard könnte schon bald wieder ein Unternehmen verlassen müssen: Aufgrund des Bilanzskandals hat sich der Aktienkurs seit September 2018 ziemlich genau gezehntelt. Dabei stellt sich die Frage: Wie wichtig ist der Dax heute überhaupt noch? Schneiden andere Indizes nicht besser ab? Sollten Anleger lieber auf sie setzen?

Was am Dax so besonders ist

Wie dominant der Dax ist, zeigt eine schlichte Zahl: Die 30 Dax-Firmen spiegeln fast drei Viertel der gesamten Marktkapitalisierung im Prime Standard wieder und 85 Prozent aller Börsenumsätze in deutschen Aktien. Anders als die meisten anderen Indizes der Welt ist der Dax ein Performance-Index, kein Kurs-Index. Das bedeutet: Auf seinem Punktekonto werden auch die Dividenden mitgerechnet.

Andere große Indizes, vom Dow Jones über den japanischen Nikkei 225 bis zum EuroStoxx50 oder dem französischen Cac 40, sind reine Kursindizes, die damit nur die Entwicklung der Börsenwerte ohne Ausschüttungen wiedergeben.

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Wie groß der Unterschied zwischen einem Kurs- und einem Performanceindex ist, zeigt der Kursindex des Dax, der gesondert berechnet wird: Seit 23. Juni 2015, also binnen fünf Jahren, hat der Dax Kursindex 5,85 Prozent verloren, der Dax Performanceindex jedoch sieben Prozent gewonnen. Langfristig ist der Unterschied noch deutlicher.

Das sind die Alternativen

Zwar sind die meisten deutschen Anleger auf den Dax konzentriert. Doch die bessere Performance liefert regelmäßig der M-Dax ab, also die zweite Liga. So hat der Dax in den vergangenen 20 Jahren knapp 74 Prozent zulegen können, der M-Dax jedoch 475 Prozent. Er enthält die 60 nach Marktkapitalisierung und Börsenumsatz größten deutschen Unternehmen unterhalb der Dax-Werte.

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Nach dem M-Dax folgen die 70 kleineren Werte im S-Dax, die häufig noch größere Einzelaktionäre besitzen, deren Marktkapitalisierung in Streubesitz daher geringer ist. Zu den größten Unternehmen im S-Dax gehören die Fondsgesellschaft DWS, der Optiker Fielmann, das Telekom-Unternehmen Drillisch oder der Maschinenbauer DMG Mori.

Die große Tafel im Handelssaal der Börse Frankfurt zeigt den Dax.
Die große Tafel im Handelssaal der Börse Frankfurt zeigt den Dax.

© dpa

Der Tec-Dax wiederum bildet die 30 größten Technologiewerte ab, die jedoch auch im Dax, M-Dax oder SD-ax notiert sein können, beispielsweise SAP, Drillisch oder Varta. Auch Wirecard notiert neben dem Dax zusätzlich im Tec-Dax.

Mit einer 20-Jahres-Performance von 239 Prozent hat der S-Dax die Wertentwicklung des M-Dax nicht geschafft, steht aber ebenfalls deutlich besser da als der Dax. Im M-Dax haben sich in den vergangenen drei Jahren eine ganze Reihe von Aktien mehr als verdoppelt bis verdreieinhalbfacht: Spitzenreiter war dabei der Batteriehersteller Varta mit einem Plus von 355 Prozent, gefolgt von HelloFresh mit 318 Prozent.

Welche Vorteile kleine Werte haben

Wer die Vergangenheit ins Kalkül zieht, könnte deshalb dem M-Dax den Vorrang geben. Zwar sind vergangene Entwicklungen an der Börse kein Beleg für zukünftige Entwicklungen. Viele Marktbeobachter glauben aber, dass sich mittlere und kleinere Indizes auch in Zukunft besser entwickeln könnten als der Dax. Denn viele der kleinen und mittleren Aktienunternehmen gelten in ihrer Nische als Marktführer. So argumentiert beispielsweise die Fondsgesellschaft Lupus Alpha, die sich unter anderem auf kleinere Firmen spezialisiert hat.

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Im Gegensatz zu den Dickschiffen im Dax könnten kleinere Unternehmen auch schneller und leichter auf strukturelle und konjunkturelle Änderungen reagieren. Auch Fusionen und Übernahmen, die häufig die Kurse stark treiben, kämen bei kleineren Unternehmen häufiger vor. Die Stärke kleinerer Unternehmen ist kein rein deutsches Phänomen, sondern sie lässt sich auch in ganz Europa und den USA beobachten.

Wie der Dax im internationalen Vergleich dasteht

So wichtig der Dax für Deutschland ist, so bescheiden ist sein Gewicht im internationalen Maßstab. Nach Zahlen der World Federation of Exchanges liegt die Marktkapitalisierung der Börsen weltweit derzeit bei 93 Billionen Dollar. Aus Deutschland stammen davon nur knapp 1,4 Prozent. Wer also sein Portfolio etwas breiter diversifizieren will, muss zwangsläufig ins Ausland blicken.

Zu den am stärksten beachteten Indizes in Europa gehört der Euro-Stoxx 50.

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In puncto Performance war mit dem großen europäischen Index, der die 50 größten, börsennotierten Unternehmen der Euro-Zone enthält, in den vergangenen 20 Jahren kein Staat zu machen.

Mehr zum Thema: Wie der Dax-Umbau die Entwicklung der Wirtschaft widerspiegelt

Bereits 1998 notierte der Index auf dem gleichen Level wie heute, das Allzeithoch datiert aus dem Jahr 2000 und liegt 70 Prozent über dem aktuellen Level. Vor allem die südeuropäischen Mitglieder im EuroStoxx 50 haben die langfristige Performance verhagelt. Im Fünfjahresvergleich gehören etwa Adidas, die beiden französischen Luxuskonzerne LVMH und Kering und die Deutsche Börse zu den stärksten Aktien. Mit der französischen Société Générale und BMW könnten im September eine Bank und ein Autounternehmen vom Abstieg gefährdet sein, glauben die Analysten von JP Morgan.

Der Luxuskonzern LVMH, zu dem auch Dior gehört, ist im Eurostoxx vertreten.
Der Luxuskonzern LVMH, zu dem auch Dior gehört, ist im Eurostoxx vertreten.

© REUTERS

Denkbare Aufstiegskandidaten sind hingegen die niederländische Technologieholding Prosus und ein bisheriger Konkurrent von Wirecard, der niederländische Zahlungsdienstleister Adyen. Der Kurs von Adyen hat binnen Jahresfrist um 90 Prozent zugelegt und notiert mitten im Wirecard-Chaos auf Rekordhoch. Bewertet ist er an der Börse mit knapp 40 Milliarden Euro, womit die Anleger das Unternehmen wertvoller sehen als fast die Hälfte aller Euro-Stoxx 50-Aktien, wie BMW, Munich Re, VW, ING oder Telefonica.

Warum die Amerikaner alles toppen

Auch für Europa gilt: Die jahrelange Underperformance europäischer Indizes ist ein Befund der Vergangenheit, aber nicht unbedingt auch eine Prognose für die Zukunft. Allerdings gilt sie in der Vergangenheit ganz besonders auch für den Vergleich mit US-Aktien. Während der Stoxx 600, der die 600 größten Börsenwerte Europas spiegelt, vor 20 Jahren bei 383 Punkten stand und aktuell bei 361, schaffte der US-Index S&P 500, der die 500 größten US-Aktien spiegelt, im gleichen Zeitraum einen Zuwachs von 116 Prozent.

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Obwohl die USA bei der Bekämpfung von Corona Europa hinterherhinken, hat sich die Outperformance des S&P 500 auch in den vergangenen Wochen fortgesetzt. Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege bei der Deutschen Bank, glaubt auch, dass der Befund Bestand haben könnte. Einerseits sei das Gewinnwachstum in Europa schwächer, andererseits fehlten Europa die großen Tech-Giganten.

Der Dax wiederum sei inzwischen teuer: das Kurs-Gewinn-Verhältnis liege 43 Prozent über dem Mittel der vergangenen 15 Jahre.

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