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Stillstand. Wessen Züge nicht fahren, kann bis Dienstag auf einige Alternativen ausweichen.

© Frank Rumpenhorst/dpa

Von Fernbussen bis Carsharing: So kommen Sie trotz des GDL-Streiks ans Ziel

Viele Fernbusse sind für das Wochenende ausgebucht, auch Mietwagen werden knapp. Weil Airlines zusätzliche Flüge anbieten, gibt es Chaos am BER. Ein Überblick.

Viele Bahnkunden hatten gehofft, dass die Bahn dem Streik der Lokführer vor Gericht ein vorzeitiges Ende setzen kann. Doch am Freitag entschied das Landesarbeitsgericht Frankfurt zugunsten der Lokführergewerkschaft GDL. Der Streik geht weiter.

Und viele Reisende sind im Stress: Wer an diesem Wochenende verreisen möchte, tut sich schwer, auf beliebten Strecken noch einen Platz im Fernbus oder einen Mietwagen zu ergattern. Besonders betroffen sind Metropolen wie Berlin. Viele Verbindungen sind bereits ausgebucht, oder es gibt nur noch Restplätze.

Manchmal lauern die Probleme auch an unerwarteter Stelle. Die Lufthansa und ihre Tochter Eurowings haben ihr Angebot angesichts des Streiks für innerdeutsche Flüge kräftig aufgestockt. Doch Passagiere, die am Flughafen BER ankommen, haben Schwierigkeiten, in die Stadt zu kommen. Die Regionalbahn 7 verkehrt wegen des GDL-Streiks unregelmäßig, die S-Bahn-Linie 45 fällt aus, die S 9 fährt nur im 20-Minuten-Takt.

Der Run auf Taxen ist groß, doch am BER stehen gerade einmal 600 Wagen zur Verfügung. Das reicht bei weitem nicht, kritisiert Leszek Nadolski, Chef der Berliner Taxiinnung. Am Flughafen warten die Menschen derzeit bis zu zwei Stunden auf ein Taxi, sagt er: "Am BER ist der Teufel los".

Lufthansa stockt Angebot auf

Dabei haben die Airlines extra ihre Verbindungen in die Hauptstadt aufgestockt. Die Lufthansa bietet mehr Plätze auf den Strecken von Frankfurt am Main und München nach Berlin und Hamburg an, die Billigtochter Eurowings stockt ihr Flugangebot von Düsseldorf, Köln/Bonn und Stuttgart nach Berlin auf. Insgesamt setzen die beiden Fluggesellschaften bis Dienstag, wenn der Streik enden soll, auf 150 Flügen größere Maschinen ein und schieben 30 zusätzliche Flüge ein. Im Deutschlandverkehr bauen Lufthansa und Eurowings ihr Kontingent um über 7000 Sitzplätze aus. Zu Recht: Es gebe einen sprunghaften Buchungsanstieg, heißt es.

In Berlin sind Taxen begehrt

Doch am Flughafen BER holt die Reisenden dann die Streikrealität ein. Im Regional- und S-Bahnverkehr fallen viele Züge aus, in der Hauptstadt ist die komplette Ringbahn stillgelegt. Davon profitieren die Berliner Taxiunternehmen. "Alle Stationen am S-Bahn-Ring laufen gut", berichtet Innungschef Nadolski, viele Fahrgäste werden nach wie vor vom Streik überrascht und steigen dann aufs Taxi um.

Das Problem: In der Corona-Flaute haben viele Unternehmer ihre Flotte reduziert. Statt 8000 Wagen wie in der Zeit vor der Pandemie sind jetzt nur noch rund 6100 in Berlin unterwegs. Die sind jetzt sehr gefragt.

Mit dem Flieger statt mit der Bahn: Der Lufthansa-Konzern fliegt Berlin jetzt häufiger an.
Mit dem Flieger statt mit der Bahn: Der Lufthansa-Konzern fliegt Berlin jetzt häufiger an.

© dpa

Viele melden sich jetzt fürs Carsharing an

Auch Sharing-Autos sind eine Alternative, nicht zuletzt für Fahrten von und zum Flughafen. Share Now, das Gemeinschaftsunternehmen von BMW und Daimler, verzeichnet in dieser Woche die höchste Zahl von Neuregistrierungen in Deutschland, teilte eine Sprecherin auf Tagesspiegel-Anfrage mit. Neukunden bekommen während der Streiktage ein Guthaben von zehn Euro.

In Berlin besteht die Flotte aus 1800 Fahrzeugen, rund 430.000 Kunden nutzen den Service, Fahrzeuge lassen sich im voraus buchen, allerdings nur in Verbindung mit einer Langzeitmiete. Derzeit gibt es für das Wochenende in Berlin noch freie Kapazitäten.

Parken statt fahren: Auch der Regionalverkehr ist vom Streik betroffen.
Parken statt fahren: Auch der Regionalverkehr ist vom Streik betroffen.

© dpa

Auch die Anbieter von Mietwagen, Fernbussen und die Konkurrenten der Bahn auf der Schiene haben in diesen Tagen Hochkonjunktur. Wer am Freitag versuchte, noch ein Ticket für das Wochenende von Berlin nach Hamburg oder Köln mit dem Flixbus zu buchen, ging bei vielen Verbindungen leer aus. Die wenigen Restplätze waren vergleichsweise teuer.

Viele Fernbusse sind ausgebucht

Während man sonst für 20 Euro von Berlin nach Köln fahren kann, muss man für diesen Sonntag mit mindestens 55 Euro rechnen, wenn man überhaupt noch einen Platz bekommt. Man habe die Preise nicht erhöht, betont ein Flixbus-Sprecher, aber die günstigen Preise für Frühbucher seien vergriffen. Die Nachfrage haben sich stellenweise fast verdreifacht. Das gilt auch für den Flixtrain. Auch hier gibt es kaum noch Tickets für das Wochenende. Die gute Nachricht: "Der Zug ist im Streik bisher planmäßig gefahren", betont der Sprecher.

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Flixbus-Konkurrent Blabacar freut sich ebenfalls über Rekordbuchungen, will aber die Preise weitgehend stabil halten. Auch während des GDL-Streiks sollen 75 Prozent der Bustickets unter 25 Euro liegen, verspricht das Unternehmen.

Profitiert vom Streik: Viele Flixbus-Verbindungen von und nach Berlin sind ausgebucht.
Profitiert vom Streik: Viele Flixbus-Verbindungen von und nach Berlin sind ausgebucht.

© dpa

Anbietern von Mitfahrgelegenheiten erlässt Blablacar die sonst zu zahlenden Gebühren. Die zum französischen Unternehmen Comuto gehörende Reiseplattformen bietet sowohl Reisen mit dem Fernbus an als auch Mitfahrgelegenheiten. Auf der Strecke Hamburg-Berlin war am Freitag jedoch bereits mehr als die Hälfte aller Verbindungen (Bus und Mitfahrgelegenheit) ausgebucht. Am Mittwoch, einen Tag vor dem Beginn des GDL-Streiks verzeichnete Blablacar sechs Mal höhere Registrierungen als sonst üblich und damit einen Vierjahresrekord.

Mietwagen: Teuer und knapp

Auch wer sich einen Mietwagen sichern will, muss sich auf Enttäuschungen gefasst machen. Für diesen Samstag ließ sich etwa bei Sixt in Berlin schon am Freitag kein Mietauto mehr finden, für Sonntag gab es am Freitag dagegen noch Angebote. Doch mit Tagespreisen zwischen 118 und 167 Euro diese weit über den sonst üblichen 54 bis 99 Euro.

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Dass die Nachfrage in die Höhe schießt, hat auch das Vergleichsportal Check24 festgestellt. Von Montag, als der Streik angekündigt worden ist, bis Mittwoch sind über das Portal 61 Prozent mehr Leihwagen gebucht worden als in der Vorwoche, für eine Abholung in Berlin hätten sich die Buchungen sogar verdoppelt, sagte Andreas Schiffelholz, Geschäftsführer Mietwagen, dem Tagesspiegel. Reisende sollten schnell buchen, rät Schiffelholz. Über Check24 gebuchte Mietwagen kann man bis 24 Stunden vor Abholung kostenfrei online stornieren.

Oder später mit der Bahn fahren

Wer nicht übers Wochenende reisen muss, kann seine Fahrt jedoch auch verschieben: Bahntickets, die für den Zeitraum vom 2. September bis zum 7. September gelöst worden sind, können bis zum 17. September genutzt werden. Mögliche Zugbindungen sind aufgehoben.

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