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Kaum der Mühe wert. Ein Arbeiter entlädt seine Ware auf einem Markt in Tegucigalpa, Honduras. Nach Schätzungen der Gewerkschaft arbeiten rund 14 000 Honduraner auf Bananenplantagen. Die meisten von ihnen verdienen weniger als 250 Dollar im Monat. Foto: AFP

© AFP

Wirtschaft: „Von dem Gehalt kann niemand leben“

Auf den Bananenplantagen in Honduras hoffen die Arbeiter auf kritische Käufer in Europa

Berlin - Bananen sind die beliebtesten Südfrüchte der Deutschen. Mehr als 1,2 Millionen Tonnen im Wert von rund 659 Millionen Euro haben sie 2010 verspeist. Obwohl sie vom anderen Ende der Welt kommen, liegt ihr Preis bisweilen unter einem Euro das Kilo. Damit die gelben Früchte bei uns so billig sind, müssen die Arbeiter auf den Plantagen für wenig Geld hart arbeiten, berichtet Gloria Garcia. Die 52-jährige Honduranerin ist stellvertretende Leiterin für Gesundheit am Arbeitsplatz der Lateinamerikanischen Bananenarbeitergewerkschaft Colsiba.

Gloria Garcia ist mit viel Hoffnung nach Deutschland gekommen. „Wir brauchen die Unterstützung aus Deutschland, damit sich die Lage von uns Bananenarbeitern verbessert“, sagt die 52-jährige Gewerkschafterin mit sicherer Stimme. Zusammen mit der Kampagne „make fruit fair“ setzt sie sich für bessere Löhne für die Arbeiter auf Honduras Bananenplantagen ein.

Honduras ist der drittgrößte Bananenexporteur der Welt. Deutschland ist ein vergleichsweise kleiner Markt, nur 5046 Tonnen wurden im vergangenen Jahr hierher exportiert, der Hauptanteil geht in die USA. Mehr als die Hälfte der Südfrüchte in Deutschland stammt aus Kolumbien (387 266 Tonnen), Ecuador (379 809 Tonnen) und Costa Rica (mehr als 222 000 Tonnen). Aber auch die Deutschen könnten das Anliegen der Honduraner unterstützen, sagt Garcia. Sie hofft darauf, dass die Supermärkte dazu verpflichtet werden, die Bananen zu fairen Konditionen einzukaufen. Die deutschen Verbraucher könnten jetzt schon helfen, indem sie fair gehandelte Bananen kaufen.

Wer sichergehen will, dass er im Supermarkt auch wirklich fair gehandelte Bananen kauft, sollte auf das Siegel der internationalen Fairtrade-Organisation FLO achten, rät Garcia. In Deutschland ist es das Transfair-Logo von Fairtrade Deutschland, das garantiert, dass die Bananen unter menschenwürdigen Bedingungen angebaut werden. Von dem Kauf von Obst mit dem Siegel der Rainforest Alliance rät Garcia hingegen ab. „Plantagen mit diesem Siegel werden nur einmal im Jahr kontrolliert. Da gibt es viel Manipulation“, sagt Garcia. Deshalb habe sich dieses Siegel für sie als „reine Schminke“ erwiesen. Die Hilfe aus Europa kann Honduras gut gebrauchen. Im Human Development Index der Vereinten Nationen nimmt Honduras den 112. Platz der 182 gelisteten Länder ein. Honduras weist einen Gini-Index von 55,3 auf. Diese Maßzahl misst, wie ungleich das Einkommen in einem Land verteilt ist. Mit einem Wert von 55,3 ist Honduras nach Brasilien und Argentinien das Land mit der größten Schere zwischen Arm und Reich innerhalb Südamerikas.

Die Bananen sind ein wichtiger Bestandteil der Wirtschaft des Landes: Einst prägte Honduras den Begriff der Bananenrepublik. Die Frucht war lange Zeit das wichtigste Exportprodukt. Anfang des 20. Jahrhunderts teilten sich US-Konzerne wie die United Fruit Company und Standard den Markt und damit auch die politische Macht auf. Seit einiger Zeit ist zwar Kaffee die wichtigste Exportpflanze des Landes. Doch mit einem Anteil von 6,4 Prozent am Export ist die Banane auch heute noch wichtig für die Wirtschaft.

14 000 der rund acht Millionen Honduraner arbeiten auf Bananenplantagen, schätzt Garcia. Noch immer seien die Arbeitsbedingungen sehr schlecht auf den Plantagen. Nicht nur in Honduras, erzählt Garcia, sondern überall in Lateinamerika, wo Bananen angebaut werden. Die Chemikalien, die auf den Bananenplantagen eingesetzt werden, würden bei den Arbeitern viele Krankheiten verursachen, berichtet Garcia. So würde zum Beispiel bei Chiquita das giftige Insektizid Chlorpyrifos verwendet, das das Nervensystem angreift.

Zudem macht der schlechte Lohn der Gewerkschafterin zu schaffen. „Von dem Gehalt kann niemand leben“, sagt Garcia. Ältere Arbeiter seien von den Zuweisungen ihrer Kinder abhängig, die oft in die USA auswandern würden. „Damit man über die Runden kommt, muss der Speiseplan angepasst werden. Fleisch ist bei uns ein Luxus“, sagt Garcia, die, bevor sie Gewerkschaftssekretärin wurde, selbst Bananenarbeiterin war. Die meisten Menschen könnten nur einmal am Tag richtig essen.

Damit sich die Lebensbedingungen für die Plantagenarbeiter verbessern, kämpft ihre Gewerkschaft für einen besseren Mindestlohn. 10 000 Lempira im Monat, umgerechnet 500 Dollar, sollen die Arbeiter nach dem Willen der Gewerkschaft mindestens erhalten. Damit soll ihr Grundbedarf gesichert werden. Zurzeit sind es 4368 Lempira, weniger als 250 Dollar im Monat.

Simon Poelchau

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