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Die Deutschen sitzen auf dem Geld - einige zumindest.

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Update

Vermögensverteilung: Die oberen Zehntausend

Rund 6,3 Billionen Euro Vermögen haben die Deutschen angehäuft - aber in keinem anderen Euro-Land ist der Reichtum so ungleich verteilt wie hierzulande.

Die Crème de la Crème, die Reichsten, die sprichwörtlichen oberen Zehntausend – zu dieser Gruppe zu stoßen, ist gar nicht so schwer. Ein Vermögen von 817 000 Euro muss anhäufen, wer zum wohlhabendsten einen Prozent der Bevölkerung zählen will. Um in die Gruppe der reichsten zehn Prozent aufzurücken, reichen schon Werte für 217 000 Euro. Die Superreichen sind dann aber noch in weiter Ferne – etwa die Aldi-Familien mit einem Besitz von knapp 18 und 16 Milliarden Euro oder Lidl-Gründer Dieter Schwarz mit 13 Milliarden.

In der Masse geht es um ganz andere Zahlen: 17 000 Euro besaß ein Erwachsener 2012 in Deutschland im Median. Das geht aus einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) hervor, die am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde und die die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung unterstützt hat. International steht die Bundesrepublik damit dürftig da: In keinem anderen Euro-Staat ist die Kluft zwischen Arm und Reich so groß wie hierzulande. Kein Wunder: Gut ein Fünftel aller Erwachsenen verfügt über gar kein Vermögen. Bei rund sieben Prozent sind die Schulden sogar größer als der Besitz.

Die Ungleichheit hat DIW-Forscher Markus Grabka mittels des Gini-Koeffizienten berechnet. Liegt diese Maßzahl nahe null, ist die Vermögensverteilung sehr ausgewogen, nähert sie sich dem Wert eins, ist sie extrem ungleich. Deutschland kommt auf den Wert von 0,76 – im Euro-Raum ist die Slowakei mit einem Gini-Wert von 0,45 das Land mit den geringsten Differenzen.

Allerdings war die Vermögensverteilung in Deutschland zuletzt recht stabil. Im Vergleich zu 2002 und 2007 konnten Grabka und sein Kollege Christian Westermeier keine heftigen Verschiebungen feststellen. Basis der Untersuchung ist das Sozio-Oekonomische Panel, eine repräsentative Langzeitstudie.

Insgesamt kommen die Deutschen auf ein Vermögen von 7,4 Billionen Euro – darin sind Immobilien, Schmuck, Geld, Aktien und Betriebsvermögen berücksichtigt, Fahrzeuge und Hausrat aber nicht. Abzüglich der Schulden bleiben noch 6,3 Billionen Euro, größtenteils in Form von Häusern und Wohnungen.

Verschiebungen beim Besitz hat es dennoch gegeben: Arbeitslose besitzen deutlich weniger als 2002, zwei von drei Jobsuchenden verfügen über gar keine Werte mehr. Hier dürften sich die Hartz-Gesetze bemerkbar machen, denen zufolge das Arbeitslosengeld II erst dann fließt, wenn vorhandenes Vermögen zuvor aufgezehrt wurde.

Jeder Dritte hat Schulden

Überdies haben sich wesentlich mehr Menschen verschuldet: 2002 mussten nur 27,5 Prozent der Erwachsenen einen Kredit tilgen, zehn Jahre später waren es bereits 32 Prozent. Dabei spielen vor allem Konsumentenkredite eine Rolle. Grabka vermutet, dass viele Bürger den Verlockungen niedriger Zinsen erliegen. Dazu passt, dass das vom Marktforschungsunternehmen GfK ermittelte Konsumklima im März ein Sieben-Jahres-Hoch erreicht hat. Die Menschen geben ihr Geld offenbar eher aus, als es zu sparen. Langfristig dürfte das ein Problem werden: In Versicherungen haben die Bürger im Schnitt nur knapp 19 000 Euro angelegt. Man müsse über Anreize nachdenken, um Vorsorge attraktiver zu machen, riet Grabka.

Die Verteilungsfrage treibt auch die Arbeitnehmer in der SPD um. „Man muss da was korrigieren“, sagte Klaus Barthel, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (AfA), dem Tagesspiegel. „Die SPD will nach wie vor die Vermögensteuer. Das müssen wir auf der Tagesordnung behalten.“ Nicht nur Gerechtigkeitsgründe sprächen dafür. „Die großen Vermögen, die sich da aufhäufen, müssen wir verflüssigen für Investitionen in die Infrastruktur.“ Die im Koalitionsvertrag vereinbarten Ausgaben „reichen hinten und vorne nicht“.

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