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Herbert Diess, VW-Vorstandschef, stellt den ID. 3 vor.

© AFP/Tobias Schwarz

„Vergleichbar mit dem ersten Käfer“: VW stellt E-Auto „ID.3“ vor

VW setzt bei der IAA auf den großen Auftritt. Das neue E-Auto ID.3 soll eine neue Zeit einläuten und wenig kosten. Auch das VW-Logo sieht anders aus.

Andere Hersteller specken ihre Auftritte bei der Internationalen Automobilausstellung IAA ab. VW lässt sich bei der traditionellen Abend-Show vor dem ersten inoffiziellen Tag der Automesse in der Halle 3 des Frankfurter Messegeländes nicht beirren und gibt sich großzügig. Die Wolfsburger laden rund 1.000 Gäste zu einer Weltpremiere und zeigen erstmals öffentlich ihr Elektroauto ID.3 und starten damit, wie Konzern-Chef Herbert Diess in Frankfurt voller Stolz sagt, die angeblich weltweit größte E-Offensive in der Autoindustrie.

„Der ID. 3 ist mehr als nur ein neues Modell“. Das sei vergleichbar mit dem ersten Käfer oder dem ersten Golf. Der ID.3 markiert vor allem auch den Start eines neuen Modularen E-Antriebs-Baukastens (MEB), auf dessen Basis VW in den nächsten drei Jahren eine ganze Familie verschiedener ID.-Modelle auf den Markt bringen will.

Bis 2028 will der Konzern 70 reine E-Modelle anbieten und so 22 Millionen Autos auf den Markt bringen. „Kein anderer Hersteller ist so konsequent wie wir“, sagt Diess, der im übrigen auch den schnellen Ausstieg aus der Kohle fordert, um E-Autos wirklich grün zu machen. „Klimaschutz ist eine neue Chance für Deutschland.“

Vor der Show liefert sich Diess eine kontroverse Debatte mit der Autokritikerin Tina Velo von der Organisation „Sand im Getriebe“. Sie will am Sonntag die Eingänge der IAA blockieren. Einig waren sich beide nur in zwei Punkten: Es muss mehr für den Klimaschutz getan werden und der Öffentliche Nahverkehr muss ausgebaut werden.

Während Diess mit VW in den nächsten Jahren vor allem auf die E-Mobilität setzt und für die Mobilität als unverzichtbar bezeichnet, kritisiert Velo, dass es VW nur um den Verkauf und Profit von Autos gehe. „Ihr Hauptinteresse ist nicht Mobilität“. Autos sollen raus aus den Städten. E-Autos seien kein Zeichen für eine Verkehrswende, sondern nur ein anderer Antrieb. Sie zeigen Dreckschleudern, was Diess entschieden zurückweist. „Wir denken weit über Mobilität hinaus“. Auf Ende verabschiedet man sich freundlich, die Positionen bleiben unversöhnlich.

Applaus für den ID. 3

Das sieht in Halle 3 anders aus. Als die weißen Vorhänge etwas zögerlich fallen, die Bühne freigeben auf den drei Modelle des neuen ID.3 rollen, brandet Applaus auf. Seit Mai können sich Verbraucher gegen Zahlung von 1.000 Euro über ein eigens eingerichtetes Portal einen ID.3 der limitierten Launch unverbindlich reservieren lassen. Mehr als 30.000 Reservierungen lägen bereits vor. Dies zeige, dass das Auto zum richtigen Zeitpunkt komme.

Das Interieur des neuen Elektroauto ID.3
Das Interieur des neuen Elektroauto ID.3

© dpa/Silas Stein

Ab Herbst können die interessierten Käufer die gewünschte Version auswählen, die ersten Fahrzeuge sollen Mitte 2020 ausgeliefert werden. Die Elektrooffensive geht aber erst einmal an Deutschland vorbei. Aktuell wird der ID.3 hier und in Europa noch nicht verkauft.

Mit einem Basispreis von weniger als 30.000 Euro soll der ID.3 aber für breite Käuferschichten erschwinglich sein, bei einer Reichweite von je nach gewählter Batterie zwischen 330 und 550 Kilometern. Innerhalb von 30 Minuten soll eine Leistung für rund 290 Kilometer geladen werden können und das für ein Fahrzeug mit mehr als 200 PS.

Limitierte Sonderedition

Wer ein ID. 3 Modell der limitierten Pre-Booking-Sonderedition für knapp 40.000 Euro kauft erhält zusätzlich ein Jahr lang kostenlos Strom bis maximal 2.000 kWh. VW verspricht, dass der ID.3 als erstes Elektroauto des Konzerns über seine gesamte Lebensdauer „bilanziell CO 2-neutral“ ist, wenn der Kunde konsequent grünen Strom lade.

Produziert wird der ID. 3, von dem es bislang 400 Vorserien- und Test-Modelle gibt, ab Ende November im VW-Werk Zwickau. Die Fabrik wird seit Anfang 2018 auf die Produktion von E-Modellen umgebaut. Im Sommer nächsten Jahres soll eine zweite Montagelinie fertiggestellt sein.

Am Ende sollen in Zwickau mit seinen rund 8.000 Beschäftigten jedes Jahr zwischen 300.000 und 330.00 E-Modelle von den Bändern laufen. Insgesamt wird VW dort rund 1,2 Milliarden Euro investieren.

Auch das Logo ist neu

Der ID. 3 markiert, wie VW Markenvorstand Jürgen Strackmann am Montagabend stolz verkündete, auch eine Neuerung im Auftritt der Marke. Erstmals ziert ein Auto aus Wolfsburg das neue Logo. „Auch das markiert den Start einer neuen Ära“. Die IAA sei auch damit ein Schlüsselmoment in der strategischen Neuausrichtung der Marke. Das neue Logo enthält das traditionelle W und V in einem Kreis, ist aber, so Strackmann, „klarer und auf seine essentiellen Bestandteile reduziert.“

Arbeiter enthüllen das neue Logo von Volkswagen auf dem Markenhochhaus am VW Werk.
Arbeiter enthüllen das neue Logo von Volkswagen auf dem Markenhochhaus am VW Werk.

© Julian Stratenschulte/dpa

Seit Montagabend erstrahlt das neue Logo auch auf der Konzernzentrale in Wolfsburg. Bis Mitte 2020 soll das Rebranding der Marke weltweit abgeschlossen sein. Den Dieselskandal legen die Wolfsburger für sich zumindest ad acta. Volkswagen wandele sich von reinen Hersteller von Automobilen zum Anbieter von Mobilitätsdienstleistungen, heißt beim größten deutschen Hersteller. Auch auf der IAA in Frankfurt.

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