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Ein ICE-Sonderzug fährt bei Erfurt über die ICE-Neubaustrecke München-Berlin (Archivbild)

© Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa

„Verdacht auf Herstellerfehler“: Bahn muss aufgrund defekter Betonschwellen dutzende Strecken sperren

47 Abschnitte konnten im August nicht befahren werden. Bis Ende des Jahres sollen die meisten Schwellen aber ausgetauscht sein.

Nach dem tödlichen Zugunglück Anfang Juni in Garmisch-Partenkirchen teilte die Bahn mit, dass 200.000 Betonschwellen im gesamten Bahnnetz auf Schwachstellen überprüft werden müssten.

Bei den untersuchten Betonschwellen handele es sich um den gleichen Bautyp wie auf dem Streckenabschnitt des verunglückten Zugs, hieß es damals. Das entsprach den DB-Angaben zufolge etwa 0,25 Prozent aller Betonschwellen im Netz.

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Im Schnitt seien die Bauteile 15 Jahre alt. Wenn „erkennbare Veränderungen an der Oberfläche“ entdeckt würden, sollen die Schwellen ausgetauscht werden. Durch die Arbeiten könne es zu Umleitungen oder Verspätungen kommen, teilte der Konzern nach dem Unglück mit.

Mittlerweile erhärtet sich der Verdacht eines Defekts an den besagten Bauteilen. „Erste vorläufige Erkenntnisse aus technischen Gutachten unabhängiger Prüfinstitute legen nun den Verdacht nahe, dass ein Herstellerfehler vorliegt“, teilte die Bahn am Freitag mit. „Die Schwellen weisen teilweise Unregelmäßigkeiten in der Materialbeschaffenheit auf“.

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Schon jetzt sind die Auswirkungen auf den Bahnverkehr immens. Der „Süddeutschen Zeitung“ liegt eine genauere Liste der betroffenen Streckenabschnitte vor. Demnach musste die Bahn im August bundesweit 47 Abschnitte ganz Sperren, auf 118 weiteren Passagen musste das Tempo gedrosselt werden.

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Auf den betroffenen Streckenabschnitten, wenn sie denn nicht gesperrt sind, dürfen die Züge meist nur halb so schnell Fahren wie gewöhnlich. In fast allen Bundesländern gibt es demnach marode Passagen.

Grund für die Schäden an den Betonschwellen sind offenbar chemische Reaktionen, die den sonst harten Beton brüchig werden lassen, schreibt die "SZ" unter Verweis auf Experten. Die Bahn hofft, bis Ende des Jahres einen Großteil der betroffenen Schwellen austauschen zu können. (Tsp)

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