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Viagra ist eines der wichtigsten Produkte von Pfizer, Botox das wichtigste von Allergan.

© Mark Blinch/Shannon Stapleton/REUTERS

USA will Fusion verhindern: Viagra-Botox-Deal wackelt

Durch die Fusion von Pfizer und Allergan soll der größte Pharmakonzern der Welt entstehen. Doch US-Maßnahmen gegen Steuerflucht könnten den Deal verhindern.

Neue Maßnahmen der US-Regierung gegen die Steuerflucht könnten die 160-Milliarden-Dollar Fusion des Viagra-Produzenten Pfizer und des Botox-Herstellers Allergan platzen lassen. Das US-Finanzministerium gab am Montag neue Vorschriften bekannt, die sich gegen die Verlegung von Firmensitzen ins Ausland nach Übernahmen richten. Der Pharma-Mega-Deal dürfte von einer der neuen Regeln direkt betroffen sein. Nachbörslich brach die Allergan-Aktie um über ein Fünftel ein. Die Aktie des potenziellen Käufers Pfizer legte dagegen um drei Prozent zu. Die Konzerne kündigten an, die neuen Vorschriften zu prüfen.

Eigentlich planen der Botox-Hersteller und der Viagra-Produzent, nach dem Zusammenschluss zum weltgrößten Arzneimittel-Hersteller den Firmensitz nach Irland zu verlegen. Die Übernahme soll früheren Angaben zufolge im zweiten Halbjahr abgeschlossen werden. Dem Fusionsabkommen zufolge können beide Seiten das Geschäft absagen, wenn das neue Unternehmen wegen Änderungen im Steuerrecht als US-Konzern eingestuft werden würde. Allerdings muss die Partei, die absagt, der anderen bis zu 400 Millionen Dollar zahlen.

In den USA haben in den vergangenen Jahren zahlreiche Konzerne nach Großfusionen ihre Firmensitze ins Ausland verlegt, was massive Steuerersparnisse mit sich bringt. Diese als Inversion bezeichnete Taktik ist in den USA ein Politikum. Selbst die favorisierten Präsidentschaftsbewerber der Demokraten und Republikaner, Hillary Clinton und Donald Trump, sind sich ausnahmsweise einig, dass ein Riegel vorgeschoben werden muss. Die Regierung in Washington hatte 2014 erste Maßnahmen erlassen. Daraufhin platzte eine geplante 55-Milliarden-Dollar-Fusion zwischen Shire und AbbVie.

Springt Pfizer ab?

Die vom Finanzministerium nun eingeführten Regeln sehen unter anderem Fristen für die Berücksichtigung von Zukäufen ausländischer Unternehmen in den USA vor. Das könnte Pläne für eine Inversion durchkreuzen. Allergan etwa hat in den vergangenen drei Jahren Milliarden-Zukäufe getätigt. Erst dadurch erlangte der Konzern die notwendige Größe, die die Verlagerung eines gemeinsamen Firmensitzes mit Pfizer ins Ausland überhaupt erlauben würde. "Kurz gesagt zählen Allergans Deals der vergangenen 36 Monate nicht mehr", erläuterte Evercore-Analyst Umer Raffat. Die entscheidende Frage sei jetzt, ob Pfizer die neuen Vorschriften als Grund betrachte, das Geschäft nicht voranzutreiben.

US-Finanzminister Jack Lew erklärte, die neue Regeln würden Inversionen erschweren. Allerdings könne nur der Kongress die Praxis komplett verbieten. Der demokratische Senator Charles Schumer aus New York kündigte neue Maßnahmen an. "Wir haben vor, noch härter vorzugehen", sagte er. (Reuters)

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