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Jerome Powell, Chef der US-Notenbank (Fed), am Mittwoch bei seiner Pressekonferenz.

© REUTERS

US-Notenbank sieht gute Wirtschaftslage: Fed hält Leitzins stabil

Die Fed hat einen positiven Ausblick auf die Wirtschaft für 2020 gegeben und deshalb die Leitzinsen unverändert gelassen. Ökonomen sind begeistert.

Von Andreas Oswald

Das Ergebnis war zwar erwartet worden, aber entscheidend war der Ausblick, den die Notenbanker in den USA gaben. Die Währungshüter der Federal Reserve (Fed) unter ihrem Chef Jerome Powell haben den Leitzins stabil gelassen und zugleich deutlich gemacht, dass sie eine Pause bei erneuten Zinsschritten einlegen wollen.

Die Fed verwies dabei auf die guten Wirtschaftsdaten und die niedrige Arbeitslosigkeit. Sie beließ den Leitzins unverändert im Korridor von 1,5 bis 1,75 Prozent. Bei ihren letzten drei Sitzungen seit Juli hatte die Zentralbank den Leitzins noch um jeweils 0,25 Prozentpunkte gesenkt, um eine Abkühlung der US-Wirtschaft zu verhindern. Vor allem wollte die Fed eine Art Puffer aufbauen, falls der Handelskrieg mit China sich zuspitzen sollte.

In ihren neue Wirtschaftsprojektionen rechneten 13 von 17 Währungshüter bis mindestens 2021 mit keiner Veränderung bei den Zinsen. Die verbleibenden vier erwarteten lediglich eine Zinsanhebung im nächsten Jahr. Keiner der Währungshüter ging von einer Senkung der Zinsen 2020 aus.

"Unser Konjunkturausblick bleibt ein günstiger, trotz der weltweiten Entwicklungen und anhaltender Risiken", sagte Powell.

[Ein Video mit der Übertragung der Pressekonferenz sehen Sie hier]

Die US-Notenbank hat im Gegensatz zur Europäischen Zentralbank (EZB) ein Doppelmandat. Sie soll Preisstabilität garantieren, das heißt eine Inflation von etwa zwei Prozent. Ihre zweite Aufgabe besteht darin, Vollbeschäftigung zu erreichen. Die Arbeitslosigkeit ist derzeit so niedrig wie seit 50 Jahren nicht mehr. Die Wirtschaft wuchs im dritten Quartal auf das Jahr hochgerechnet um 2,1 Prozent.

Der Arbeitsmarkt sei robust und die Wirtschaft sei zuletzt in moderatem Tempo gewachsen, erklärte die Fed am Mittwochabend. „Der Zugewinn an Arbeitsplätzen in den vergangenen Monaten ist, im Durchschnitt, solide und die Arbeitslosenquote ist niedrig geblieben“, erklärte die Zentralbank. Die Ausgaben der Verbraucher würden weiter rasch steigen, die Inflation sei insgesamt aber stabil unter dem Zielwert von zwei Prozent. Einzig die Exporte und die Investitionen der Unternehmen sind nach Ansicht der Fed weiter „schwach“.

Neuer positiverer Ausblick

Noch bei der letzten Sitzung hatten die Entscheider der Fed vor Unsicherheitsfaktoren gewarnt, die die wirtschaftliche Lage auch wieder eintrüben könnten. Mit der positiven Beschreibung der Lage vom Mittwoch signalisierte die Fed daher auch, dass in den kommenden Monaten mit keinen neuen Zinsschritten zu rechnen ist. Offiziell schrieb die Fed dazu nur, dass alle wirtschaftlichen Daten genau beobachtet würden, damit die Bank „angemessen“ handeln könne.

Die Angst vor einer Rezession in den USA, die maßgeblich zu den diesjährigen Zinssenkungen geführt hatte, scheint unterdessen erst mal gebannt. Noch im Sommer hatten Warnsignale auf dem Anleihenmarkt, schwächere Wirtschaftsdaten und die anhaltenden Spannungen wegen des Handelskriegs mit China Angst vor einem Abschwung genährt.

Der Leitzins ist der Zinssatz, zu dem sich Geschäftsbanken über Nacht Geld leihen. Senkungen verbilligen Kredite, weswegen Firmen leichter investieren können und viele Verbraucher weniger für Schuldendienst ausgeben müssen - sie haben so mehr Einkommen zur Verfügung.

Aus Sicht der Notenbank haben sich die drei Zinssenkungen um je 0,25 Prozentpunkte zur Stabilisierung des Aufschwungs daher bewährt: Fed-Chef Jerome Powell sagte Ende November, „Prognosen erwarten insgesamt anhaltendes Wachstum, einen starken Arbeitsmarkt und Inflation in der Nähe von zwei Prozent“. Powell fügte hinzu: „Meiner Meinung nach ist das Glas mehr als halb voll.“ Die Wirtschaft wächst seit zehn Jahren - der bislang längste dokumentierte Aufschwung.

"Wenn man sich die letzten vier Monate anschaut, muss man sagen, die Währungshüter der Fed haben einen großartigen Job gemacht", schrieb James Knightley, Chefvolkswirt der Bank Ing nach Bekanntgabe der Fed-Entscheidung. Auch andere Ökonomen waren begeistert, bleibt die Fed doch ihrer lockeren Geldpolitik treu. (mit dpa und Reuters)

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