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Jerome Powell, Chef der US-Notenbank Federal Reserve Systems (Fed).

© REUTERS

Update

US-Notenbank hält an Nullzinspolitik fest: Fed stellt ihr Eingreifen in der Finanzkrise in den Schatten

Die Fed hält an ihrer extrem lockeren Geldpolitik fest. Der Leitzins bleibt bei Null. Die Fed verweist dabei auf die konjunkturellen Risiken.

Die US-Notenbank Fed wird ihre Nullzinspolitik aufgrund der Coronakrise voraussichtlich noch länger fortsetzen. Dies geht aus neuen Prognosen der Zentralbank hervor, die nach ihrer Zinssitzung am Mittwoch veröffentlicht wurden.

Demnach gehen die meisten der geldpolitischen Entscheidungsträger der Fed davon aus, dass bis Ende 2022 das gegenwärtige Zinsniveau von nahezu null Prozent beibehalten wird.

Die Coronakrise werde die Wirtschaft, den Arbeitsmarkt und die Inflation stark belasten, teilte die Fed mit. Es bestünden erhebliche konjunkturelle Risiken. Für dieses Jahr rechnet die Notenbank mit einer Schrumpfung der Wirtschaft um 6,5 Prozent, gefolgt von einem Wachstum um 5,0 Prozent im kommenden Jahr.

Die Arbeitslosenquote dürfte in diesem Jahr 9,3 Prozent betragen und 2021 auf 6,5 Prozent sinken. Die Inflation wird den Prognosen zufolge bis 2022 unter dem Ziel der Fed von 2 Prozent liegen.

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Die Fed hat ihn seit dem Übergreifen der Coronakrise auf die USA im März in zwei großen Schritten auf fast null Prozent gesenkt. Anfang März hatte der Leitzins noch zwischen 1,50 und 1,75 Prozent gelegen.

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Die bisherige Reaktion der Fed auf die Coronakrise ist beispiellos und stellt selbst ihr Eingreifen in der Finanzkrise in den Schatten. Neben Zinssenkungen wurden Wertpapierkäufe in großem Stil getätigt und zahlreiche Kreditprogramme zur Stützung der Wirtschaft aufgelegt.

Volkswirte hatten mit den Entscheidungen der Fed überwiegend gerechnet. Die Fed konkretisierte jetzt das Ausmaß ihrer Wertpapierkäufe zur Belebung der Wirtschaft. Die Fed von New York, die für die Abwicklung der Käufe zuständig ist, teilte mit, etwa 80 Milliarden US-Dollar je Monat in amerikanische Staatsanleihen zu investieren. Rund 40 Milliarden Dollar je Monat sollen in hypothekenbesicherte Wertpapiere (MBS) fließen.

Die Bilanz der Fed - ein Indikator für ihren Kriseneingriff - hat sich infolgedessen auf einen einsamen Rekordwert von 7,2 Billionen US-Dollar ausgeweitet. Dies entspricht mehr als einem Drittel der jährlichen Wirtschaftsleistung der USA.

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Die Fed geht nicht davon aus, dass die Welt vor einer ähnlich einschneidenden ökonomischen Krise steht wie vor etwa 90 Jahren. Gefragt, ob die Corona-Krise mit der „Großen Depression“ ab dem Jahr 1929 vergleichbar sei, sagte Fed-Chef Jerome Powell: „Ich glaube nicht, dass die Große Depression ein gutes Beispiel ist für das, was gerade geschieht.“

Powell nannte einige Unterschiede. Zum einen sei die Reaktion aufseiten der Regierung im Gegensatz zu früher sehr schnell und sehr kraftvoll ausgefallen. Zum anderen sei die US-Wirtschaft vor Ausbruch der Krise in einem wesentlich besseren Zustand gewesen als vor knapp einem Jahrhundert. Darüber hinaus sei das Finanzsystem heute in einem wesentlich besseren Zustand als zu Zeiten der Großen Depression. dpa

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