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Wettbewerbshüter haben Klage gegen Facebook eingereicht.

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US-Klage gegen das Soziale Netzwerk: Warum Facebook Grenzen gesetzt werden müssen

Zwei Milliarden Menschen nutzen die Dienste von Facebook - und teilen ihre Daten mit dem Konzern. Nur mehr Konkurrenz kann diese Macht brechen. Ein Kommentar

Ein Kommentar von Carla Neuhaus

Muss Facebook zerschlagen werden? Diese Frage steht spätestens seit Mittwoch im Raum, als die US-Wettbewerbsbehörde FTC Klage gegen den Konzern einreichte. Ihr Vorwurf: Das soziale Netzwerk behindere den Wettbewerb, in dem es Konkurrenten schlicht aufkauft. So wie Instagram und Whatsapp – zwei Dienste, von denen sich Facebook womöglich trennen müsste, wenn die Kläger Recht bekämen.

Für Gründer Mark Zuckerberg steht damit alles auf dem Spiel. Sein Geschäftsmodell basiert darauf, kostenlose Dienste anzubieten – im Tausch gegen Nutzerdaten. Gerade deshalb ist es richtig, dass die Wettbewerbshüter die grundlegende Frage stellen: Wie weisen wir diejenigen in die Grenzen, die die Macht über unsere Daten besitzen?

Selbst Mitgründer Hughes kritisiert die Macht von Facebook

Derzeit hat Facebook theoretisch die Möglichkeit, „die Unterhaltungen von zwei Milliarden Menschen zu überwachen, zu organisieren und sogar zu zensieren“. Das sagt Chris Hughes, einer der Mitgründer von Facebook. Aus dem Konzern ist er längst ausgestiegen, heute warnt er aktiv vor der Macht des Netzwerks. Nun kann man dem entgegenhalten, dass die Nutzer sich ja freiwillig bei Facebook oder Instagram anmelden. Dass sie SMS verschicken könnten statt Whatsapp-Nachrichten. Nur: Welcher junge Mensch tut das, wenn seine Freunde in den sozialen Netzwerken von Facebook unterwegs sind?

Eine entsprechend große Verantwortung tragen deshalb die Wettbewerbshüter. Ihr Job ist es seit jeher, darauf zu achten, dass ein Anbieter am Markt nicht so groß wird, dass die Konkurrenz keine Chance mehr hat. In der Techbranche aber ist das längst der Fall. Es gibt auch deshalb noch kein zweites Google oder Facebook, weil kein Startup den Vorsprung der Großen einholen kann. Die einzigen ernstzunehmenden Konkurrenten kommen aus China – was wieder eigene Probleme mit sich bringt.

Politik und Regulierer greifen strenger durch

Dass Konzerne wie Facebook überhaupt eine solche Vormachtstellung ergattern konnten, liegt daran, dass das Wettbewerbsrecht aus einer Zeit stammt, als man Industriekonzerne im Blick hatte. Inzwischen haben Regulierer und Politik das erkannt. Ablesen lässt sich das allein daran, dass hinter der nun eingereichten Klage gegen Facebook 46 der 50 US-Bundesstaaten stehen.

Facebook zu zerschlagen, klingt drastisch. Tatsächlich ist es ein unheimlich starker Eingriff in die unternehmerische Freiheit. Entsprechend gut muss er durchdacht sein. Aber am Ende könnte die erzwungene Abspaltung von Diensten wie Instagram oder Whatsapp der einzige Weg sein, für Wettbewerb zu sorgen. Facebook würde das zwingen, sich an anderen zu messen – sei es beim Umgang mit Fakenews oder Nutzerdaten.

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