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Im Zwielicht: der Internetdienstleister Yahoo

© Reuters/Denis Balibouse

Update

US-Geheimdienste: Yahoo soll im Auftrag der US-Behörden Kundenmails durchsucht haben

Der Internetkonzern Yahoo hat Medienberichten zufolge E-Mails von Nutzern ausgespäht. Der Auftrag sei vom Geheimdienst NSA oder vom FBI gekommen.

Der Internetdienstleister Yahoo hat Insidern zufolge im Auftrag von US-Geheimdiensten die eingehenden E-Mails aller Kunden durchsucht. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf drei mit der Sache vertraute Informanten. Der Konzern habe demnach damit im vergangenen Jahr einer geheimen Anordnung der US-Regierung Folge geleistet. Yahoo habe ein spezielles Programm geschrieben, um die einlaufenden Mails von mehreren Hundert Millionen Kunden nach einer bestimmten Zeichenkette zu durchforsten. Unklar blieb, welche Daten Yahoo an die US-Behörden übergab oder ob auch andere Internet-Konzerne beteiligt waren.

Den zwei ehemaligen Mitarbeitern und einer mit dem Vorgang vertrauten Person zufolge kam die Anordnung entweder von dem Nachrichtendienst NSA oder der Bundespolizei FBI. Die NSA stellt oft derartige Anträge über das FBI, was die genaue Zuordnung zu einem Dienst erschwert. Experten zufolge ist es der erste bekannte Fall, in dem ein US-Konzern der Forderung nach einer kompletten Überwachung des gesamten eingehenden Mailverkehrs nachgegeben hat.

Yahoo in der Bredouille

Yahoo erklärte auf Anfrage lediglich, man halte sich an die Gesetze der USA. Der Konzern beteuerte, dass er jede Anfrage der Behörden nach Nutzerdaten "eng" auslege. Das in den Berichten beschriebene Programm zum Scannen von Mails "existiert in unseren Systemen nicht", hieß es in einem knappen Statement.

Der Konzern hatte schon vor zwei Wochen für Negativ-Schlagzeilen gesorgt, als er zugeben musste, im Jahr 2014 Opfer eines großangelegten Datenklaus geworden zu sein. Die Kriminellen erbeuteten nach Angaben des Unternehmens eine halbe Milliarde Nutzerdaten - von E-Mail-Adressen über Telefonnummern bis hin zu Passwörtern.

Die jetzigen Berichte könnten den Konzern noch weiter in die Bredouille bringen. Denn Yahoo-Chefin Marissa Mayer soll der Anordnung der Behörden nachgekommen sein, ohne Widerstand zu leisten. Zudem könnten die angeblichen Spionageaktivitäten des Konzerns alle bisher bekannten Dimensionen sprengen. Laut den Berichten ist es möglicherweise das erste Mal, dass ein Unternehmen auf Anfrage der Behörden sämtliche eingehende E-Mails in Echtzeit ausgewertet hat.

Bisher wurde nur bekannt, dass Konzerne bereits abgespeicherte Mails oder eine kleinere Zahl von Nutzerkonten in Echtzeit durchforstet haben. Es ist zudem womöglich das erste Mal, dass ein Unternehmen auf Anweisung der Behörden eine spezielle Spionage-Software entwickelt hat.

Facebook, Twitter und Microsoft dementieren ähnliche Vorgänge

In Irland, wo Yahoo seinen europäischen Sitz hat, erklärte die Datenschutzbehörde, sie werde ihre Untersuchungen zum Hackerangriff auf Yahoo nun auf die Berichte über angebliche Spähaktivitäten des Konzerns ausweiten. "Jegliche Form der Massenüberwachung, die in die Grundrechte von EU-Bürgern eingreift", wäre ein Anlass zur erheblicher Sorge, erklärte die Behörde.

Andere große US-Internetkonzerne wie etwa Facebook, Microsoft oder Twitter versicherten unterdessen, dass sie keinerlei ähnliche Anweisung der US-Sicherheitsbehörden erhalten hätten wie angeblich Yahoo. Sollte eine solche Anordnung ergehen, "würden wir uns dagegen wehren", erklärte Facebook. (mit Reuters/AFP)

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