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Unternehmen: Adidas ausgebremst

Seit acht Jahren ist der Sportartikelkonzern immer nur gewachsen. Jetzt brechen Gewinn und Umsatz ein.

München - Unter dem Druck der Weltwirtschaftskrise verschärft der Sportartikelhersteller Adidas seinen Sparkurs und streicht unter anderem eine komplette Managementebene. Adidas müsse die nächste Erfolgsphase vorbereiten, stellte Konzernchef Herbert Hainer am Firmensitz in Herzogenaurach klar. Es werde künftig keine regionalen Zentralen in Europa und Asien mehr geben. In Eigenregie betriebene Adidas- und Reebok-Shops würden geschlossen, wenn sie unrentabel sind, zugleich würden aber neue Läden eröffnet. Das Großhandelsgeschäft und die Verwaltung aller Marken werde zusammengefasst.

700 Beschäftigte hat Adidas jenseits der deutschen Grenzen bereits entlassen. Rund 300 weitere der zuletzt konzernweit 39 000 Stellen sollen durch Fluktuation und Einstellungsstopp sowie den Abbau im Management entfallen. Insgesamt will Adidas also in diesem Jahr rund 1000 Stellen streichen. Hierzulande soll die Belegschaft stabil bei 3300 Frauen und Männern bleiben. „Weniger Manager, mehr Verkäufer“, beschreibt ein Insider die Vorgabe.

Mit dem verschärften Sparkurs will Vorstandschef Hainer pro Jahr mindestens 100 Millionen Euro an Kosten einsparen. Nach acht Jahren in weitgehend unveränderten Strukturen sei eine Neuorganisation fällig. Das direkte Endkundengeschäft, das er forcieren will, trug 2008 mit 1,8 Milliarden Euro bereits gut 15 Prozent zum gesamten Konzernumsatz bei. Weltweit betreibt das Unternehmen gut 2000 eigene Shops für die Marken Adidas und Reebok. In Deutschland gibt es nur 14 eigene Filialen, um größeren Ärger mit dem Sportfachhandel zu vermeiden.

„Wir spüren die Auswirkungen des Konjunkturabschwungs in vielen unserer wichtigen Märkte“, sagte Hainer. Weil die Verbraucher sich beim Kauf zurückhielten, brachte das Auftaktquartal 2009 mit knapp 2,6 Milliarden Euro rund zwei Prozent weniger Umsatz. Bereinigt um Währungseffekte schrumpften die Erlöse sogar um sechs Prozent. Betroffen waren alle Konzernmarken – von Adidas über Reebok bis Taylor Made – und alle Regionen außer Lateinamerika. Vor allem in Nordamerika gingen die Erlöse um fast ein Fünftel zurück. Unterm Strich verdiente der Konzern von Januar bis März nur noch fünf Millionen Euro. Im Vorjahresquartal waren es noch 169 Millionen Euro gewesen. Restrukturierungskosten, Währungsverluste sowie höhere Materialkosten seien dafür vor allem verantwortlich gewesen, berichtete das Unternehmen. Die Konkurrenten Nike und Puma hatten zuletzt ebenfalls deutliche Gewinnrückgänge gemeldet.

Für das Gesamtjahr erwartet Hainer einen Umsatzrückgang etwa auf dem Niveau des Auftaktquartals. Die Gewinne sieht er bis zur Jahresmitte anhaltend nahe der Nulllinie. Auch bessere Geschäfte in der zweiten Jahreshälfte könnten insgesamt einen Gewinnrückgang 2009 nicht verhindern. Über das Ausmaß des befürchteten Einbruchs schweigt er. Die Börse quittierte die trüben Aussichten mit einem Kursabschlag. In der Spitze verbilligte sich die Adidas- Aktie am Dienstag um elf Prozent.

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