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Auf einem Getreidefeld im Oderbruch nahe Wriezen in Brandenburg versprüht ein Fahrzeug Pflanzenschutzmittel.

© picture-alliance/ dpa

Unkrautvernichtungsmittel von Monsanto: EU vertagt Zulassung von Glyphosat

Die Entscheidung über die weitere Zulassung des Pflanzenschutzmittels Glyphosat ist verschoben. Deutschland enthält sich bei einer Probeabstimmung.

Die EU-Kommission hat die Abstimmung über eine weitere Zulassung des umstrittenen Pflanzenschutzmittels Glyphosat verschoben. Die Verlängerung sei im zuständigen Fachausschuss nicht nur Abstimmung gestellt worden, sagte am Dienstag ein Diplomat. Offenbar habe sich keine qualifizierte Mehrheit der Mitgliedstaaten ergeben. Eine qualifizierte Mehrheit wären 55 Prozent der Mitgliedstaaten, die mindestens 65 Prozent der EU-Bevölkerung repräsentieren.

Deutsche Minister konnten sich nicht einigen

Dass es weder für noch gegen eine Verlängerung der Zulassung eine qualifizierte Mehrheit geben würde, hatte sich bereits am Montag abgezeichnet. Frankreich, Schweden, Italien und die Niederlande hatten zuletzt Bedenken geäußert. Die Bundesregierung konnte sich auf keine einheitliche Position einigen und enthielt sich bei der Probeabstimmung. Federführend in der Angelegenheit ist das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) unter Minister Christian Schmidt (CSU). Er wollte ursprünglich für die erneute Zulassung von Glyphosat stimmen.

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD), die ebenfalls in die Entscheidung involviert ist, vertritt allerdings die entgegengesetzte Position: Der Stoff gefährde die biologische Vielfalt und dürfe daher in Deutschland nur dann weiter eingesetzt werden, wenn die Risiken glyphosathaltiger Pflanzenschutzmittel auf ein vertretbares Maß sänken, schrieb die Ministerin Ende Februar als Antwort auf eine Aktion des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND). „Für den Schutz unser Flora und Fauna muss es generell darum gehen, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln so stark wie möglich zu minimieren und die Landwirtschaft insgesamt umweltverträglicher zu machen.“

Glyphosat wird durch Kochen oder Gefrieren nicht abgebaut

Glyphosat gehört zu den meist genutzten Pflanzenschutzmitteln in Deutschland und Europa. Der vor allem auf Getreidefeldern aufgebrachte Stoff tötet in erster Linie Unkraut, verringert aber gleichzeitig auch die Population von Bestäuberinsekten wie Bienen oder Schmetterlingen. Laut BUND-Gentechnik-Expertin Heike Moldenhauer wird das wegen seiner toxischen Wirkung auf die Umgebung auch als Totalherbizid bezeichnete Glyphosat komplett von der behandelten Pflanze aufgenommen und ist weder durch Gefrieren noch Kochen abbaubar.

Rückstände des Stoffes fanden sich in Brot und Bier

So ist es auch zu erklären, dass immer wieder Rückstände des Stoffes in Lebensmitteln oder menschlichem Urin nachgewiesen werden. Unter anderem fand sich Glyphosat in britischem Brot. Dort kommt das Unkrautvernichtungsmittel laut Moldenhauer noch stärker zum Einsatz als hierzulande.

Aber auch deutsches Bier ist belastet: Eine Untersuchung des Münchner Umweltinstituts identifizierte das Unkrautvernichtungsmittel in unterschiedlich hoher Konzentration in den 14 meist getrunkenen deutschen Flaschenbieren. Keines der Getränke war glyphosatfrei. Der Stoff könnte laut BUND-Expertin Moldenhauer auf zwei Wegen ins Bier gelangt sein: Über das verwendete Getreide – oder das Trinkwasser. So hätten Forscher bei Tests in Niedersachsen und dem Saarland das Pflanzenschutzmittel im Grund- oder Trinkwasser entdeckt.

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