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Die Suche nach Parkplätzen soll mit Apps einfacher werden.

© Kitty Kleist-Heinrich

Umweltschädliche Parkplatzsuche: Mit Smart Parking könnten bis zu 900.000 Tonnen CO2 eingespart werden

Muss man bald keinen Parkplatz mehr suchen? Intelligente Lösungen werden zu wenig eingesetzt, kritisiert die FDP – dabei ist das Einsparungspotential enorm.

Konsequent umgesetzt, kann Smart Parking einen erheblichen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Das zeigen die Antworten auf eine kleine Anfrage der FDP-Bundestagsabgeordneten Daniela Kluckert, die Tagesspiegel Background vorliegen. Bis zu 0,9 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr können demnach durch intelligente Parklösungen eingespart werden.

„Das ist etwa halb so viel CO2-Ersparnis, wie bei sämtlichen Flügen innerhalb Deutschlands produziert wird“, kommentiert Daniela Kluckert, die sich für ihre Fraktion um die Themen Digitalisierung und Verkehr kümmert. Neben einer längst überfälligen Einbindung des Verkehrssektors in den funktionierenden EU-Emissionshandel müsse sich die Bundesregierung jetzt dafür stark machen, „dass Smart Parking Realität wird“, fordert die FDP-Politikerin.

Die Bundesregierung bezieht sich in ihrer Anfrage auf die Arbeitsgruppe 1 (Klimaschutz im Verkehr) der Nationalen Plattform Zukunft der Mobilität.

Die AG schätzt, dass durch intelligente Parkplatzlösungen bis 2030 zwischen 0,4 und 0,9 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr im Vergleich zu 2015 eingespart werden können – vorausgesetzt, alle kommunalen öffentlichen Parkplätze würden mit entsprechender Sensorik ausgestattet und damit der Parksuchverkehr vollständig vermieden. Eine Studie im Auftrag des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) aus dem Jahr 2015 geht von 0,5 Millionen Tonnen CO2-Einsparungen jährlich aus.

Städte und Kommunen sind noch zurückhaltend

Aktuell verbringen Deutsche im Jahr rund 41 Stunden mit der Parkplatzsuche. Das ist nicht nur Zeitverschwendung, sondern kostet auch Geld. Die mit der Suche nach einem freien Stellplatz verschwendete Zeit, der dafür benötigte Kraftstoff und die zusätzliche Abgasbelastung kosten die Deutschen im Jahr mehr als 40 Milliarden Euro, wie aus einer 2017 veröffentlichten Studie des Verkehrsdatenanbieters Inrix hervorgeht.

Zwar gibt es bereits viele Angebote. So haben große Autohersteller wie Bosch, Audi und Daimler neue Technologien entwickelt, die die lästige Parkplatzsuche vereinfachen sollen. Auch Start-ups sehen in intelligenten Parklösungen Potenzial.

Die deutschen Städte tun sich allerdings noch schwer mit intelligenten Parklösungen, beobachtet Anne Klein-Hitpaß von der Agora Verkehrswende. „Viele Städte und Kommunen müssen zunächst grundsätzlich entscheiden, wie sie das Parkraummanagement aktiv angehen“, sagt die Projektleiterin Städtische Mobilität.

Die Installation von smarten Systemen sei dann der zweite Schritt. Viele der Smart-Parking-Lösungen müssen zudem noch erforscht werden. Die Bundesregierung fördert im Rahmen der Initiative mFund elf entsprechende Projekte und Machbarkeitsstudien mit bis zu drei Millionen Euro.

Smart Parking: Viele Projekte noch in der Pilotphase

Dass in intelligenten Parkraumlösungen viel Potenzial liegt, weiß auch Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU). Mehr als 30 Projekte aus diesem Bereich werden im Rahmen des Sofortprogramms „Saubere Luft 2017-20“ gefördert, weitere Anträge werden geprüft.

Das darin veranschlagte Geld ist für Städte und Kommunen mit besonders schlechter Luft vorgesehen. Die Laufzeit des Programms soll nach Angaben des Bundesverkehrsministeriums um weitere vier Jahre bis 2024 verlängert werden, insgesamt liegen 650 Millionen Euro in den Töpfen.

Gemeindebund zeigt sich abwartend

Der Deutsche Städte- und Gemeindebund (DStGB) warnt die Kommunen, sich nicht allein auf neue Technologien zu verlassen. Grundsätzliche sehe man „durchaus Potenzial“ in der Bündelung und Bereitstellung der Daten von Parkscheinautomaten mittels Sensoren oder Parkhäusern – und zukünftig auch durch die Autos selbst, zum Beispiel mittels Erfassung der Umgebung durch Ultraschallsensoren.

„Die Digitalisierung im Bereich des Parkens bildet letztlich aber nur einen Baustein ganzheitlicher Mobilitätskonzepte in den Städten“, sagt Jan Strehmann, Referatsleiter Mobilität und Wirtschaft beim DStGB. „Für eine Verkehrswende und saubere Luft brauchen wir insbesondere den Ausbau der Infrastrukturen und Angebote beim ÖPNV und Radverkehr.“

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