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Übergriffe passieren häufig nebenbei und wirken wie zufällig.

© Foto: Jens Kalaene/picture alliance /dpa

Umfrage: Jede vierte Frau beklagt sexuelle Belästigung im Job

Umfrage des Beamtenbundes: 26 Prozent der Frauen geben an, in ihrem Arbeitsumfeld schon sexuelle Belästigung oder sexistisches Verhalten erlebt zu haben.

Jede vierte Frau ist am Arbeitsplatz sexuell belästigt worden. Zudem sind mehr als die Hälfte aller Frauen wegen ihres Geschlechts am Arbeitsplatz benachteiligt worden. Das sind Ergebnisse einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag des Deutschen Beamtenbundes.

Vor allem jüngere Frauen „sehen sexuelle Belästigung bzw. sexistisches Verhalten im beruflichen Umfeld als deutlich stärker verbreitet an, als Männer bzw. über 30-Jährige“, heißt es in der Studie, die am Donnerstag vorgestellt wurde. Forsa hatte dazu im Juni 1004 Beschäftigte des öffentlichen Dienstes sowie 1007 Beschäftigte in der privaten Wirtschaft befragt.

Sensibilität durch die #Metoo-Debatte gestiegen

26 Prozent der Frauen und sechs Prozent der Männer gaben an, in ihrem Arbeitsumfeld schon einmal Formen der sexuellen Belästigung oder sexistisches Verhalten erlebt zu haben. Forsa-Chef Manfred Güllner führt den hohen Anteil derer, die sich als Betroffene von sexueller Belästigung zu erkennen geben, auch darauf zurück, dass die Sensibilität durch die #Metoo-Debatte über sexuelle Übergriffe und Machtmissbrauch gestiegen sei.

Tatbestände sexueller Belästigung sind laut Gesetz unerwünschtes, sexuell bestimmtes Verhalten, unerwünschte sexuelle Handlungen und Aufforderungen zu solchen Handlungen, sexuell bestimmte Berührungen und „Bemerkungen sexuellen Inhalts sowie unerwünschtes Zeigen (...) von pornographischen Darstellungen“. Nach diesen Kriterien hatte die Antidiskriminierungsstelle des Bundes bereits 2015 in einer Umfrage ermittelt, dass sogar mehr als die Hälfte der Beschäftigten sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz schon einmal erlebt oder beobachtet haben; Männer mit 56 Prozent etwas häufiger als Frauen (49 Prozent).

Frauen erleben mehr physische Belästigungen als Männer

Frauen indes erleben in deutlich höherem Ausmaß physische Belästigungen als Männer. Die wiederum berichteten vor allem über verbale Belästigungen wie E-Mails sexuellen Inhalts oder zweideutige Bemerkungen. „Als Urheber benennen sowohl Männer als auch Frauen am häufigsten Männer“, hieß es damals in der Studie der Antidiskriminierungsstelle.

Nach dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz ist sexuelle Belästigung verboten. Die Arbeitgeber sind verpflichtet, ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schützen. Und dennoch gehen nach den Ergebnissen der aktuellen Forsa-Umfrage nur 44 Prozent gegen sexuelle Belästigung im Arbeitsumfeld vor oder haben sich Hilfe oder Unterstützung geholt.

Alles in allem glauben 41 Prozent der im vergangenen Juni befragten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, dass sexuelle Belästigung oder sexistisches Verhalten im beruflichen Umfeld stark verbreitet ist. „53 Prozent hingegen hält das für nicht so stark bzw. so gut wie gar nicht verbreitet“, heißt es in der Forsa-Studie für den Beamtenbund (dbb).

Beamtenbund fordert Reform des Diskriminierungsgesetzes

Der dbb-Vorsitzende Ulrich Silberbach meint, die #Metoo-Debatte und die Gesetzesverschärfung hätten zwar „das Bewusstsein geschärft“, doch Führungskräfte in Betrieben und Dienststellen müssten „intensiv zur Prävention von sexueller Gewalt“ fortgebildet werden. Außerdem seien „die gängigen Rollenklischees in Erziehung und Schule zu überprüfen“, sagte Silberbach.

Um Frauen bei Benachteiligungen im Beruf helfen zu können, seien eine Reform des Diskriminierungsgesetzes und die Zulassung von Verbandsklagen nötig, meinte der dbb-Vorsitzende. In der Umfrage haben 52 Prozent der abhängig beschäftigten Frauen angegeben, am Arbeitsplatz wegen ihres Geschlechts benachteiligt worden zu sein.

Häufigste Auswirkung einer beruflichen Diskriminierung war, eine Stelle nicht bekommen zu haben (55 Prozent). Auch bei der Verteilung von Aufgaben (30 Prozent), bei Gehaltserhöhungen (21 Prozent) und bei Beförderungen (15) Prozent fühlten sich viele Beschäftigte benachteiligt.

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