zum Hauptinhalt
Bahntower am Potsdamer Platz

© Christoph Soeder/dpa

Übergriffe über zehn Jahre hinweg: Deutsche Bahn zeigt Ex-Mitarbeiter wegen schwerer sexueller Nötigung an

Die Vorwürfe gehen bis hin zur Vergewaltigung am Arbeitsplatz: In Kürze beginnt ein Prozess gegen einen Ex-Angestellten der DB Netz AG.

Die DB Netz AG, ein Tochterunternehmen der Deutschen Bahn, hat einen ehemaligen Mitarbeiter wegen besonders schwerer sexueller Nötigung angezeigt. Das Strafverfahren gegen den 56-Jährigen beginne am kommenden Montag vor dem Amtsgericht Tiergarten, sagte Ute Plambeck, Personalvorständin der DB Netz AG. Das Tochterunternehmen der Deutschen Bahn ist für Gleise und Stellwerke zuständig.

Sexuelle Übergriffe gegen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden bei uns schonungslos geahndet“, ergänzte Plambeck. „Wir ziehen alle Konsequenzen, die uns rechtlich zur Verfügung stehen.“ Vier betroffene Frauen würden gegen den Mann aussagen. Die Vorwürfe gegen ihn lauteten: sexuelle Belästigung und Nötigung bis hin zur Vergewaltigung am Arbeitsplatz – über mehr als zehn Jahre hinweg.

Im November 2016 hatte sich eine Mitarbeiterin der DB Netz AG an einen Vorgesetzten gewandt, weil sie von dem Angeklagten sexuell belästigt worden sei. Der Beschuldigte soll die Vorwürfe nicht dementiert haben. Nach 30 Jahren im Dienst der Deutschen Bahn sei ihm Hausverbot erteilt worden. Eine Woche später folgte die fristlose Kündigung. Der Mann hatte zuletzt eine 14-köpfige Abteilung geleitet - und soll seine Machtposition ausgenutzt haben. Nach und nach hätten sich immer mehr Mitarbeiterinnen gemeldet – auch Frauen, die nicht mehr bei der Bahn beschäftigt gewesen seien, hieß es von der Bahn-Tochter. Die mutmaßlichen Opfer sollen zum Beispiel zu "Personalgesprächen" geladen worden sein, wo es zu Übergriffen gekommen sei.

Bereits 2017 habe das Unternehmen zusammen mit vier der Betroffenen Strafanzeigen gestellt. Mitarbeiterinnen seien ermutigt worden, auszusagen, hieß es. Zudem habe man sie juristisch beraten und psychologisch unterstützt. Im Konzern würden seitdem Führungskräfte zum Umgang mit sexueller Belästigung geschult, teilte die Bahn-Tochter mit. Zudem seien Anlaufstellen geschaffen worden, an die sich Opfer wenden könnten, und eine Plattform für Hinweise. Wie viele Frauen sich im Jahr melden, werde allerdings nicht erfasst. Bei der Deutschen Bahn arbeiten insgesamt 200 000 Mitarbeiter, ein Viertel davon bei der DB Netz AG. 25 Prozent der Bahn-Beschäftigten sind Frauen. 

Zur Startseite