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Neues Auto. Händler wie VW hoffen auf ein gutes Neuwagengeschäft.

© picture alliance / Jochen Lübke/

Überblick über alle Angebote: Mit der Dieselprämie zum sauberen Neuwagen

Seit dem Diesel-Gipfel werben die Autobauer mit Prämien für saubere Neuwagen – nicht immer sind es echte Schnäppchen.

Gerne erinnern sich Autohersteller und -verkäufer an das Krisenjahr 2009. Die Abwrackprämie von 2500 Euro, die die Bundesregierung im Rahmen ihres Konjunkturpakets II eingeführt hatte, um die Folgen der Finanzkrise abzumildern, verschaffte den Autohäusern ein fantastisches Geschäftsjahr. Ende Dezember 2009 standen 3,8 Millionen Neuzulassungen in der Statistik – so viele Neuwagen hatten die Unternehmen bis dato noch nie verkauft. Ein so gutes Autojahr gab es bis heute nicht mehr.

PRÄMIEN UND SOFTWARE-UPDATES

Im Sommer 2017 leuchten die Augen der Verkäufer wieder. Heute wird erneut mit einer „Abwrackprämie“ geworben, wieder locken die Autohäuser mit Extra-Rabatten. Matthias Wissmann, Präsident des Branchenverbandes VDA, erwartet einen spürbaren Schub für die Nachfrage – und eine Reduktion der Stickoxidemissionen von insgesamt bis zu 14 Prozent. Anders als vor acht Jahren zahlen die Konzerne die Prämien diesmal selbst, denn 2017 ist die Krise hausgemacht. Nach Dieselgate und Dieselgipfel stehen die Autobauer in der Pflicht, etwas für die Luftreinhaltung in den Städten zu tun. Alte Dieselfahrzeuge mit den Emissionsklassen Euro 1 bis Euro 4 sollen vom Markt verschwinden. Zusätzlich verpflichten sich die Autobauer, Millionen Euro-5-Diesel mit Updates der Motorsteuerungssoftware „nachzurüsten“. Ein Modernisierungsprogramm für den Autobestand, dessen Erfolg allerdings von der Bereitschaft der Verbraucher abhängt, sich freiwillig zu beteiligen. Doch was haben Autohalter davon? Lohnt es sich jetzt, ein Auto zu kaufen?

VERSCHROTTEN ODER NICHT

Fast alle relevanten Autohersteller bieten inzwischen Prämien an, wenn Kunden alte Dieselfahrzeuge verschrotten lassen oder in Zahlung geben und sich für einen Neuwagen entscheiden. Wichtig: Es geht um echte Neuwagen – für die günstigen Händler- und Tageszulassungen wird keine Prämie gewährt. Beim Vergleich der unterschiedlichen Konditionen sollte man genau hinschauen. Bei allen Anbietern ist gleich: Jede Automarke kann eingetauscht werden, wenn das Fahrzeug mindestens sechs Monate auf den Halter zugelassen ist. Wird der alte Diesel verschrottet, zahlen die Hersteller keinen Ausgleich. Mit einer Ausnahme: Daimler. Bei Mercedes und Smart bekommen Neuwagenkunden eine relativ bescheidene Prämie von pauschal 2000 Euro plus einen (per Gutachten ermittelten) Wertausgleich für das verschrottete Auto. Verschrottet werden in der Regel ältere Fahrzeuge mit den Abgasnormen Euro 1 bis 4. Aber auch hier gibt es Ausnahmen. Bei Daimler, Hyundai und Mazda landen nur Wagen mit Euro 1 bis 3 in der Presse, Euro -4-Modelle werden in Zahlung genommen. BMW und Toyota wiederum verschrotten gar nicht, sondern nehmen Altfahrzeuge nur in Zahlung.

DIESEL UND BENZINER

Das „Umweltprogramm“, wie es der VDA nennt, zielt zwar eigentlich auf den Austausch schmutziger Dieselfahrzeuge. Doch bei einigen Autohäusern kann man auch einen alten Benziner mitbringen (Fiat) oder einen neuen kaufen (BMW). Bei Fiat läuft die Aktion allerdings nur bis zum 30. September, während alle anderen Prämienangebote bis Jahresende 2017 gelten. Und es muss ein sofort verfügbarer Fiat-Neuwagen erworben werden. Bei BMW gibt es 2000 Euro Prämie nur, wenn der Neuwagen – egal, mit welchem Antrieb – weniger als 130 Gramm CO2 pro Kilometer ausstößt.

Wer Wert auf einen auch im Realbetrieb sauberen Diesel legt, sollte mit dem Kauf bis September warten. Dann werden die ersten Fahrzeuge mit der Emissionsklasse Euro 6 d zugelassen. Das bedeutet: Die Fahrzeuge müssen nicht nur auf dem Prüfstand, sondern auch unter realistischen Bedingungen im Verkehr (RDE = Real Driving Emissions) die Grenzwerte für Stickoxid (NOx) einhalten.

EXTRA-PRÄMIEN FÜR ELEKTROAUTOS

Hersteller, die Elektroautos oder Fahrzeuge mit alternativen Antrieben im Angebot haben, unterstreichen ihr Umweltbewusstsein, indem sie Extra-Prämien für diese (bislang schwer verkäuflichen) Modelle zahlen. Bei Audi, VW, Seat und Skoda sind dies zum Beispiel 1000 Euro für Erdgasfahrzeuge. Rechnet man den halbstaatlichen Umweltbonus für Elektroautos von bis zu 4000 Euro (brutto: 4380 Euro) hinzu, kann man hier besonders viel Geld sparen. Beim VW Elektro-Golf etwa sind dies 11 760 Euro (5000 Euro Wechselprämie + 2380 Euro Elektroprämie + 4380 Euro Umweltbonus). Gemessen am Listenpreis ist das ein Rabatt von 32 Prozent. Für den BMW i3 sind 6000 Euro Rabatt möglich (Rabatt: 17 Prozent). Diesel-Fahrer, die ein neues E-Auto von Nissan kaufen (Bedingung für die Prämie), können bis zu 7000 Euro sparen. Hier gilt aber wie auch bei Toyota: Elektro- oder Hybridprämien haben die Hersteller schon vorher angeboten, effektiv ist die zusätzliche Ersparnis also kleiner als gedacht.

PRÄMIE STATT RABATT

Rabatte von 20 Prozent und mehr waren auch vor der Einführung von Dieselprämien in den Autohäusern möglich. Stellt sich die Frage: Gewähren die Händler die Prämie nun zusätzlich zu den üblichen Rabatten oder fallen diese einfach weg? Dies hängt nicht nur vom Verhandlungsgeschick des Käufers ab, sondern auch davon, ob der Händler von seinem Hersteller an den Kosten der Prämie beteiligt wird. Das schränkt seinen Handlungsspielraum ein. Anhaltspunkte liefert eine erste Stichprobe, die das Duisburger CAR-Institut bei den Internetvermittlern APN und Meinauto.de für zehn typische Pkw-Modelle gemacht hat. Dabei zeigte sich, dass in den meisten Fällen die effektiven Rabatte mit Dieselprämie deutlich niedriger ausfielen als ohne Prämie. Ein Beispiel: Ford wirbt mit 4000 Euro Umweltprämie für den neuen Fiesta, effektiv bekommt der Kunde beim Internetvermittler aber nur 2474 Euro. Anders beim VW Polo. Hier waren bei der Stichprobe statt 3000 Euro effektiv 3197 Euro drin, weil ein Händler-Rabatt hinzu kam.

UPDATES

Wann die Hersteller mit den freiwilligen Software-Updates für Euro- 5-Diesel beginnen, steht in den Sternen. Die Umrüstungen müssen nicht nur jeweils bei allen Herstellern vom Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) abgenommen werden. Die Unternehmen müssen auch die Adressen der Halter ermitteln, um sie informieren zu können. Allein bei Volkswagen sind dies 1,5 Millionen Halter. Die Daten hat das KBA, die Freigabe ist aber aus Datenschutzgründen nicht einfach. Das auf dem Diesel-Gipfel vereinbarte Ziel ist also mehr als ambitioniert: Ende 2018 sollen alle Updates gemacht sein.

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