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Erlebt die Kreuzfahrtbranche ein Comeback?

© Daniel Bockwoldt/dpa

Tui-Cruises-Chefin im „Fast Lane“-Podcast: „Die Kreuzfahrtbranche wird zur alten Stärke zurückkehren“

Wybcke Meier verteidigt die Kreuzfahrt gegen Klimakritiker. Die Branche sei Vorreiter bei der nachhaltigen Schifffahrt.

Die Chefin der Reederei Tui Cruises, Wybcke Meier, ist überzeugt, dass die Kreuzfahrtbranche aller Kritik wegen hoher Emissionen und Massentourismus in den Hafenstädten zum Trotz zur „alten Stärke zurückkehren wird“.

„Das Potenzial“ sei noch „viel größer“ als vor der Pandemie, sagt Meier im Podcast „Fast Lane“ von Tagesspiegel Background.  2019, dem letzten Normaljahr für die Kreuzfahrt, machten 2,6 Millionen Deutsche Urlaub auf hoher See.

„Das wird kein Massenmarkt“, meint Meier. Aber der Markt sei allein in Deutschland für vier bis fünf Millionen Passagiere gut, so ihre Prognose. Weltweit gingen vor Corona etwa 30 Millionen Menschen an Bord, knapp jeder Zehnte kam also aus Deutschland.

Verfügbarkeit von Biokraftstoffen als große Unbekannte

Tui Cruises betreibt die Mein-Schiff-Flotte mit maximal 2900 Passagieren pro Schiff sowie die vor zwei Jahren übernommene Flotte von Hapag Lloyd (MS Europa) mit ihren Luxus- und Expeditionskreuzfahrern. Neben dem deutschen Reisekonzern Tui ist die amerikanische Reederei Royal Caribbean Cruises zweiter Gesellschafter. Royal Caribbian fährt auch Schiffe in der weltgrößten Klasse mit über 6000 Passagieren.

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Die Kritik an den schwimmenden Ferienclubs wegen der hohen Treibhausgasemissionen weist Meier zurück. Die Kreuzfahrer seien „Vorreiter“ bei der Reduzierung von Emissionen in der Seeschifffahrt. Tui Cruises selbst betreibe die „energieeffizienteste Flotte weltweit“. Alle Mein-Schiffe seien mit Abgas-Nachbehandlung zur Abscheidung von Schwefeloxiden und Ruß sowie mit Landstromanlagen ausgerüstet. Leider verfügten bislang aber nur sieben Prozent aller Kreuzfahrthäfen über Landstromanlagen.

Im Jahr 2030 sollen die ersten Schiffe der Tui Flotte vollständig klimaneutral unterwegs sein, versichert Meier. Voraussetzung sei aber, dass es genügend Biotreibstoffe bis dahin gebe. „Die ausreichende Verfügbarkeit“, räumt sie ein, „ist die große Unbekannte.“ Derzeit jedenfalls würden so genannte Bio-Fuels nicht im notwendigen Umfang produziert.

Hält die Kreuzfahrt für einen Klimaschutz-Vorreiter: Wybcke Meier
Hält die Kreuzfahrt für einen Klimaschutz-Vorreiter: Wybcke Meier

© Daniel Reinhardt/dpa

Meier glaubt nicht, dass andere Antriebe wie etwa mit Brennstoffzellen auf Sicht eine Alternative sein werden. Auch Flüssiggas LNG sei nur eine „Brückentechnologie“. Die EU-Kommission will im Sommer neue und schärfere Vorgaben zur Reduzierung von Emissionen in der Seeschifffahrt verabschieden.

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Die EU sollte dabei berücksichtigen, fordert Meier, dass die Kreuzfahrer „schon sehr viel tun“. Die Seeschifffahrt war 2017 laut Statista für 2,6 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Und nur ein Prozent der Schiffe, sagt Meier, seien Kreuzfahrer.

Koordination von Liegeplätzen: eine Herausforderung

Dafür sieht sich die Branche noch mit einem anderen, selbst gemachten Problem konfrontiert: dem Massentourismus in den Kreuzfahrthäfen. In Barcelona etwa, Europas beliebtestem Ziel, stiegen vor der Pandemie 2,7 Millionen Passagiere pro Jahr ein und aus. Und in Venedig oder im kroatischen Dubrovnik gehen an manchen Tagen tausende Kreuzfahrer gleichzeitig an Land.

Die Branche habe das Problem erkannt, versichert Meier. Und die Reedereien seien genauso wie die betroffenen Städte „nicht an Überfüllung interessiert“, weil sich die Gäste dann beschweren würden. Meier weist aber darauf hin, dass die Häfen die Liegeplätze vergeben und nur, „wenn die das gut machen, dann wird es auch nicht passieren, dass zu viele Schiffe zeitgleich da sind“.

Die Tui-Cruises-Chefin, die ihren Posten seit 2014 innehat, räumt im Podcast aber auch ein, die Branche „hätte früher damit anfangen können, die Liegeplatzvergabe zu koordinieren“. Für Dubrovnik, dessen Altstadt Weltkulturerbe ist, sei inzwischen eine Vereinbarung gefunden. Die Zahl der Landgänge sei nun limitiert.

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