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Die TLG startete mit Immobilien aus dem DDR-Staatsbesitz.

© imago/Schöning

TLG kauft WCM: Milliardenschwerer Gewerbeimmobilien-Konzern aus Berlin

Gestartet mit Immobilien aus dem DDR-Staatsbesitz hat die Berliner TLG ambitionierte Expansionspläne. Für mehr als 400 Millionen Euro will sie jetzt den Wettbewerber WCM kaufen.

In Berlin entsteht ein milliardenschwerer Gewerbeimmobilien-Konzern. Die Berliner TLG Immobilien kauft für 450 Millionen Euro den kleineren Konkurrenten WCM und schafft damit ein rund drei Milliarden Euro schweres Portfolio von Büros, Läden und Hotels. Experten werten den Deal als Beginn einer Fusionswelle in der zersplitterten Branche. Anders als bei Wohnimmobilien gibt es auf dem Markt für Gewerbeimmobilien noch viele kleinere Unternehmen. Berlin ist der am stärksten wachsende Standort.

Die TLG, die mit Immobilien aus dem DDR-Staatsbesitz gestartet war, expandiert mit WCM in den Westen. Knapp die Hälfte des Bestandes liegt nun außerhalb der neuen Länder. Zum TLG-Bestand in Berlin gehören zum Beispiel die Kulturbrauerei am Prenzlauer Berg oder das Cubix-Kino am Alexanderplatz.

Das im S-Dax notierte Unternehmen will seine Expansion zügig fortsetzen: „Wir werden in diesem Jahr sicher weitere Immobilien dazukaufen und wollen das Erreichte perspektivisch erneut verdoppeln“, sagte Vorstand Niclas Karoff am Donnerstag. TLG und WCM (ebenfalls im S-Dax) kommen zusammen auf einen Börsenwert von rund 1,9 Milliarden Euro und sind damit nun auf Augenhöhe mit dem Büro-Spezialisten Alstria Office, der bisher als Einziger zwei große Übernahmen gestemmt hat.

„Das ist eine Erfolgsgeschichte für Berlin“, kommentierte Michael Kunert von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) die Übernahme. TLG sei ohnehin schon gut aufgestellt und werde mit WCM nun „zu einem richtig großen Unternehmen“, das gute Aussichten habe, in den M-Dax der 70 wichtigsten Nebenwerte der deutschen Börse aufzurücken. „Wir haben eine realistische Chance“, sagte dazu TLG-Vorstand Peter Finkbeiner. Die Fusion schaffe mehr Möglichkeiten in der Finanzierung. „Größe allein ist in dieser Branche schon wertschaffend“, sagte er. TLG und WCM nehmen mit ihren 447 Immobilien zusammen 204 Millionen Euro Miete pro Jahr ein.

Berliner Büros besonders begehrt

Deutschland ist – gemessen am Transaktionsvolumen von mehr als 52 Milliarden Euro – seit 2016 vor Großbritannien der größte Markt für Gewerbeimmobilien in Europa. Mit Blick auf den Brexit sehen Investoren hierzulande die stabileren Rahmenbedingungen. Vor allem in Berlin hat das – ähnlich wie auf dem Wohnungsmarkt – zu steigenden Mieten geführt. Das Beratungsunternehmen Cushman&Wakefield erwartet für die Jahre 2017 bis 2021 „einen außerordentlich starken Büroimmobilienmarkt in Berlin“, die Mieten würden um 3,6 Prozent jährlich steigen. Auch bei Handelsimmobilien sei Berlin stark, hier sieht Cushman&Wakefield einen Mietenanstieg um jährlich 1,6 Prozent bis 2021. Die Berater von EY sprechen von einem „Comeback der Büroimmobilie“. Vor allem Berliner Büros stünden auf der Wunschliste der Investoren. Der Grund: attraktive Rahmenbedingungen und eine „vitale Start-up-Szene“.

An der Börse stieß der Fusionsplan von TLG und WCM auf wenig Begeisterung. Beide Aktien fielen um rund 1,5 Prozent. Die WCM-Aktionäre können je 5,75 ihrer Papiere in eine TLG-Aktie tauschen, rechnerisch entspricht das einem Wert von 3,25 Euro je Aktie. Die Mehrheit hat die TLG bereits sicher. WCM-Großaktionär DIC Asset (25,9 Prozent) hat ebenso zugesagt, seine Aktien und Optionen zu tauschen wie die Familie von Karl Ehlerding (14 Prozent) und WCM-Chef Stavros Efremidis. (mit rtr)

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