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Sparschwein statt Aktien?

© Getty Images/iStockphoto

Tipps für Anleger: Wohin mit dem Ersparten?

Die Aktienkurse geben nach, Staatsanleihen werfen kaum Rendite ab. Was Anleger jetzt tun können und wie sich die einzelnen Anlageformen entwickeln.

Es sind keine guten Zeiten für Anleger. Die Aktienmärkte schwächeln. Viele Anleihen werfen keine Rendite mehr ab. Und für das Geld auf der Bank bekommen Verbraucher auch kaum noch etwas. Derzeit kündigen die Sparkassen zum Beispiel reihenweise alte, hochverzinste Sparverträge. Dabei dürfte sich an der misslichen Lage der Anleger so schnell nichts ändern. Im Gegenteil. Aus dem Handelsstreit zwischen den USA und China, fürchten Experten, wird gerade ein Währungskrieg. Gleichzeitig melden Aktienkonzerne reihenweise schlechte Zahlen und kassieren ihre bisherigen Prognosen. Großanleger wie Versicherungen und Pensionskassen reagieren darauf, in dem sie ihre Cashreserven aufstocken. Mit anderen Worten: Sie packen aus der Not heraus das Geld in den Safe.

Auch viele Kleinanleger denken darüber nach, wie sie sich absichern können. Grundsätzlich müssen sie sich dafür gleich mehrere Fragen stellen: Wie hoch ist meine Risikoneigung? Zu welchem Kurs habe ich die Aktien und Anleihen, die in meinem Depot liegen, gekauft? Wie lange kann ich auf angelegtes Geld verzichten – kann ich also einen längeren Kursrutsch an den Börsen aussitzen?

Wer wo investieren sollte, hängt vom Mut ab

Sinnvoll bleibt es gerade in schwierigeren Zeiten, nicht alle Eier in einen Korb zu legen, sondern das Geld möglichst breit aufzuteilen. So sollte der Aktienanteil nicht nur in Deutschland liegen, und das Geld auch nicht komplett auf einem mager oder gar unverzinsten Sparkonto dümpeln. Fonds und passive Papiere wie ETF sind meist risikoärmer als einzelne punktuelle Investments.

Mutige könnten neben einem breit aufgestellten Basisdepot auch Aktien einsammeln, deren Kurse gesunken und die dadurch aktuell billig zu haben sind. Risikoscheue Anleger dürften hingegen verstärkt Gold oder Immobilienfonds kaufen. Sehr spekulativ orientierte Anleger wiederum werden auf fallende Ölpreise setzen. Eine Alternative für Sparer kann es zudem sein, freiwillig mehr Geld in die staatliche Rentenversicherung einzuzahlen. Damit können Anleger die Renten-Differenz ausgleichen, falls sie früher in Rente gehen. Sie dürfen aber auch bis zum Ende weiterarbeiten und können dann eine höhere Rente bekommen. Auch Selbständige können einzahlen.

Wo Anleger wie viel Geld investieren, müssen sie stets je nach Risiko und Anlagehorizont entscheiden. Ein Überblick, wie es bei den einzelnen Investments aussieht.

Auch wer sein Geld in Scheinen deponiert, verliert.
Auch wer sein Geld in Scheinen deponiert, verliert.

© dpa

Bargeld: Die Inflation beachten

112 Banken, Volksbanken und Sparkassen verlangen von ihren Kunden inzwischen Negativzinsen. Das sind etwa zehn Prozent aller Kreditinstitute, wie das die Finanzportal Biallo herausgefunden haben. Doch wer dafür bezahlen soll, sein Geld auf ein Sparkonto zu legen, fährt schlechter als jemand, der es bar im Tresor oder Banksafe aufbewahrt. Wissen muss man dabei allerdings: Auch wer sein Geld in Scheinen deponiert, verliert. Schließlich steigen die Preise, man kann sich mit 100 Euro in einem Jahr also weniger kaufen als heute. Dazu kommt, dass auch die sichere Aufbewahrung etwa im Bankschließfach Geld kostet: Je nach Größe, Versicherungsschutz und Bank werden zwischen 20 Euro für ein Minifach bis hin zu mehreren Tausend Euro für einen Tresorraum pro Jahr fällig. Der Platzbedarf für ein Geldbündel ist allerdings überschaubar: 50 000 Euro, aufgeteilt in 25 Banknoten à 200 Euro, sind gestapelt nur 2,5 cm dick. Doch Vorsicht: Bei manchen Schließfächern und Versicherern ist ausgerechnet Bares vom Schutz ausgenommen oder nur zu einem kleinen Teil gedeckt.

Festgeld: Zinsen vergleichen

Wer derzeit eine einzige Bank finden will, die Sparern mit ihrem Zinskupon einen Inflationsausgleich zahlt, sucht lange. Die österreichische Kommunalkredit Invest, eine Spezialbank zur Finanzierung von Infrastrukturprojekten, zahlt 1,8 Prozent Zinsen, allerdings nur auf Anlagen von zehn Jahren. Wer nicht so lange auf sein Geld verzichten will, hat die Wahl: Entweder er akzeptiert Null- bis Minimal-Zinsen oder er parkt die Summe im Ausland beziehungsweise akzeptiert Anbieter mit geringerer Bonität. Regelmäßig vorne in Zinsvergleichen liegt etwa die französische Genossenschaftsbank Crédit Agricole, die für zwei Jahre 1,21 Prozent zahlt. Allerdings mehren sich Beschwerden von Kunden über Probleme bei der Abwicklung und im Service. Vergleichsweise höhere Zinsen bieten auch die schwedische Klarna, die Cronbank oder die Renault Bank direkt. Die meisten deutschen Institute zahlen auf Festgelder selbst bei längerfristiger Anlage nichts bis nur 0,05 oder 0,1 Prozent. 100 000 Euro gelten meist als magische Grenze, ab der manche Institute Negativzinsen kassieren.

Sind Aktien ein gutes Investment?
Sind Aktien ein gutes Investment?

© DDP

Aktien: Die Auswahl macht's

Allein in den letzten fünf Wochen hat der deutsche Leitindex Dax 900 Punkte verloren. Damit liegt er weit unter seinem Allzeithoch von Anfang 2018. Besonders stark haben dabei die Aktien von Thyssen-Krupp und dem Kunststoffkonzern Covestro nachgegeben. Sehr gut mit 44 Prozent Plus steht nur Adidas da, im Plus notieren unter anderem auch RWE, die Deutsche Börse und die Münchener Rück. Noch stärker im Minus als der Dax notiert der S-Dax, in dem viele Mittelständler aus dem stark angeschlagenen Maschinenbau versammelt sind. Experten rätseln deshalb jetzt, ob die Verluste nur ein Zwischentief markieren oder sich nach kurzer Gegenbewegung fortsetzen. Im europäischen Vergleich bildet der deutsche Markt auf Jahressicht mit dem finnischen und dem österreichischen das Schlusslicht, während die Börsen in Griechenland, Island und Luxemburg Gewinne bis zu 15 Prozent eingefahren haben. Zwar schmelzen gerade in Deutschland in einigen Unternehmen die Gewinne ab, doch angesichts der Kursverluste sind Aktien weiterhin nicht teuer. Experten machen das an dem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) der Dax-Werte fest: Das liegt derzeit nur bei 14, während es im Durchschnitt der vergangenen drei Dekaden bei 19 lag.

Ulrich Stephan, Chefanlagestratege der Deutschen Bank, befürchtet, dass die Lage an den Aktienmärkten volatil bleibt. Absicherungen der Aktienpositionen im Depot hält er für dringend erforderlich, sei es durch gezielte Risikostreuung, durch zusätzlichen Kauf defensiver Elemente oder durch eine Absicherung mit Optionsscheinen.

Andere Kommentatoren weisen darauf hin, dass sich der zwischen China und den USA auch wieder legen könnte. Der Blick in die Vergangenheit belegt zudem: Ein Kursabschwung dauert nicht ewig. Crashs wie eine Baisse waren in der Vergangenheit stets von kürzerer Dauer als Aufwärtsbewegungen. Insgesamt stehen Aktien-Anleger allerdings sicherer da, wenn sie auf Fonds statt auf einzelne Aktien setzen.

Anleihen: Das Ausland lockt

Die Anleihemärkte in der Eurozone stehen Kopf: Die Renditen fallen immer tiefer in den negativen Bereich. Keine deutsche Staatsanleihe wirft derzeit positive Renditen ab. Selbst für 30-jährige Papiere müssen Investoren noch etwa drauflegen. Statt Zinsen zu kassieren, weil sie dem Staat über den Kauf von Anleihen Geld leihen, zahlen sie also gewissermaßen eine Strafgebühr. Die Rendite der zehnjährigen Anleihe ist inzwischen bis auf minus 0,57 Prozent gefallen und nimmt damit eine denkbare Zinssenkung der Europäischen Zentralbank im September vorweg. Das bedeutet: Wer dem Staat 100 Euro über zehn Jahre leiht, muss ihm dafür noch 57 Cent Zinsen zahlen – statt etwas herauszubekommen.

Innerhalb der Eurozone notieren bei den Zehnjährigen nur noch italienische, griechische, spanische und zypriotische Anleihen in positivem Bereich. Umgekehrt bedeutet dies jedoch: Wer vor einem Jahr diese Anleihen gekauft hatte kann Kursgewinne machen und sie derzeit teuer verkaufen. Privatanleger, die hingegen jetzt Anleihen aus der Eurozone mit guter Bonität kaufen und bis zur Endfälligkeit halten, fahren jedoch ausnahmslos in jedem Fall Verluste ein. Sogar italienische Staatsanleihen mit deutlich geringerer Bonität bringen nur 1,5 Prozent pro Jahr.

Selbst Griechenland zahlt nur noch zwei Prozent. Außerhalb der Eurozone werden bessere Sätze geboten, allerdings trägt der Anleger dann zusätzlich auch noch ein Währungsrisiko. Norwegen vergütet die Gläubiger mit 1,1 Prozent für zehn Jahre, Polen und Ungarn mit etwa zwei Prozent. Deutlich mehr noch erhält, wer das Risiko von Schwellenländern nicht scheut: Russische Anleihen werfen 7,3 Prozent ab, indische 6,4, indonesische 7,4 oder brasilianische 7,2. Auch bei Unternehmensanleihen ist die Lage nicht anders. Mehr als ein Drittel der mit „Investment Grade“ gerateten Firmenbonds handelt inzwischen mit negativer Rendite.

Immobilien als Kapitalanlage.
Immobilien als Kapitalanlage.

© dpa-tmn

Immobilien: Entscheidend ist das Eigenkapital

Zwar sind die Zinsen für Kredite derzeit besonders niedrig, doch die hohen Preise für Immobilien fressen die Finanzierungs-Vorteile häufig auf. Laut Essener Wirtschaftsforschungsinstitut kostete eine Eigentumswohnung in Deutschland Ende 2018 im Schnitt 60 Prozent mehr als 2008. Gute Lagen verteuerten sich noch deutlicher. In Berlin mussten Kaufwillige bei Ein- und Zweifamilienhäusern 2018 allein 13 Prozent mehr hinblättern als 2017. Wie wichtig es ist, in dieser Situation die Finanzierungskonditionen genau anzuschauen, hat die FMH Finanzberatung berechnet. Zwar wedeln die Anbieter von Baukrediten mit Traumkonditionen. Doch wer die Beleihungsgrenzen nicht einhalte, etwa weil das Eigenkapital fehlt, der müsse mit „horrenden Aufschlägen“ rechnen. „5000 Euro mehr Kredit können durchaus 30 000 Euro mehr Kosten bedeuten“, so die Zinsspezialisten der FMH. Die Banken preisen ihre Finanzierungsrisiken also auch in Zeiten absoluter Zinsebbe massiv ein. Angesichts der extrem niedrigen Zinssätze mache es Sinn, die Tilgung massiv zu erhöhen, um die Schuld schneller abzubauen und so nicht Gefahr zu laufen, nach Ablauf der Zinsbindung noch höhere Monatsraten schultern zu müssen, raten Immobilien-Experten.

Rohstoffe: Gold und Silber glänzen

Seit Aktien und Anleihen kaum noch etwas abwerfen, greifen wieder mehr Anleger nach Rohstoffen. Gold hat deshalb gerade erst mit 1500 Dollar je Feinunze den höchsten Stand seit dem Frühjahr 2013 erreicht. Edelmetallhändler berichten von massiven privaten Käufen, auch die Notenbanken von Polen, Russland und China stocken ihre Goldvorräte auf. Ob aber der Run auf Gold anhält, hängt vor allem von der geopolitischen und wirtschaftliche Gesamtlage ab. Nehmen die Unsicherheiten zu oder schwächt sich der Dollar durch weitere Zinssenkungen ab, dann könnte der Goldpreis auch weiter zulegen. Profitieren können Anleger neben dem Kauf von Barren und Münzen auch über Goldpapiere, die den Preis direkt abbilden und zum Teil mit physischem Gold hinterlegt sind, aber auch mit Investitionen in Goldminen.

Silber hat sich seit Mai ebenfalls von 14,5 auf jetzt über 17 Dollar je Feinunze verteuert. Das liegt vor allem an den starken Geldflüssen in physisch besicherte Silber-ETF, also passive Index-Papiere, die auf Silber setzen. Genau umgekehrt sieht es bei Industriemetallen und Energie aus: Parallel zu den Schwächezeichen in der Weltwirtschaft notieren Aluminium, Kupfer oder Zink erheblich tiefer als vor einem Jahr.

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