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Armes Schwein: Ferkel werden früh um ihre Ringelschwänze und ihre Männlichkeit gebracht.

© dpa/pa/Axel Heimken

Tierwohl: Schweine sind die besseren Menschen

Alte Sau, dummes Schwein: Schweine sind schlauer, als viele denken. Zeit, ihr Leben zu verbessern. Eine überfällige Würdigung für das Borstentier.

Was Loriot einst über den Mops sagte, gilt für das Schwein umso mehr. Ein Leben ohne Schwein ist möglich, aber sinnlos.

Mal ehrlich: Was wäre der Mensch ohne das Borstentier? Ein armes Schwein, keine Frage. Er müsste Sellerie- statt Schweineschnitzel essen, was für viele die Hölle auf Erden bedeutet, aber angesichts der zunehmenden Körperfülle vieler Bundesbürger vielleicht gar keine so schlechte Alternative wäre.

Schwerer wiegen andere, praktische Probleme. Was soll man zu Neujahr seinen Kollegen oder Nachbarn schenken, wenn nicht ein Glücksschwein? Wo sollen die Kinder ihr Taschengeld horten, wenn nicht im Sparschwein? Und wie wollen Aktivisten Ordnungskräfte beschimpfen, wenn diese nicht mehr Bullenschweine sein können. Das ganze verbale Schweinesystem drohte dann zusammenzubrechen.

Keine Frage, es ist an der Zeit, das Schwein zu ehren. In China tun sie das. Dort hat jetzt das Jahr des Schweins begonnen, das den Menschen im Reich der Mitte Glück und Erfolg bringen soll. In Deutschland versucht Agrarministerin Julia Klöckner, mit ihrem staatlichen Tierwohllabel das Schweinesystem so umzubauen, dass aus den armen Schweinen glückliche werden. Denn bislang ist das Schweineleben wirklich kein Vergnügen.

Eng an eng stehen die Tiere im Stall, ihre Ringelschwänzchen verlieren sie früh genauso wie ihre Männlichkeit. Ein Schweineleben ist schnell vorbei, der Schweinezyklus im Stall kennt keine Aufs, nur Abs. Und doch wirkt das Schwein immer irgendwie verschmitzt, vital, wohlgelaunt. So als wüsste es mehr als wir.

Alte Sau, dummes Schwein? Blödsinn!

Doch vielleicht trügt der Schein auch nur. Denn was wissen wir schon über das Borstentier – außer Redensarten und Sprüchen? Menschen glauben, wie die Schweine zu schwitzen, aber Schweine schwitzen gar nicht. Auch die alte Sau, die sich nicht sauber halten kann, hat nichts mit dem Schwein zu tun. Das hat es nämlich gern sauber und würde niemals sein Geschäft dort verrichten, wo es schläft. Und auch die dummen Schweine gehen zumeist auf zwei Beinen durchs Leben.

Schweine sind intelligent, können mehr Kommandos erlernen als Hunde und erkennen sich im Spiegel. Pigcasso, das Künstlerschwein aus Südafrika, hat kürzlich ein selbst gemaltes Bild für 2000 Euro verkauft. Schwein gehabt, könnte man seinen Besitzern zurufen, die dem Tier nur das Gnadenbrot geben wollte.

Mehr als 26 Millionen Schweine gibt es in Deutschland. Sie alle würden sich über ein besseres Leben freuen. Mehr Auslauf, schönere Ställe, ein besseres Leben. Das ginge, wenn wir alle bereit wären, dafür zu zahlen. Die größten Schweinereien und Sauereien ließen sich abstellen. Und das sogar im Schweinsgalopp.

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