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Wirtschaft: Telekom-Streik in entscheidender Woche

Die Telekom will nach der Ablehnung von Verdi T-Service im Alleingang zum 1. Juli gründen und muss noch in diesem Monat die betroffenen Mitarbeiter über die künftigen Tarifbedingungen informieren.

Auch in den kommenden Tagen werde der Druck auf die Konzernführung nicht abreißen, sagte der Streikleiter der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, Ado Wilhelm. Wie schon in der vergangenen Woche hätten sich rund 15.000 Menschen an dem Arbeitskampf beteiligt. Die Beschäftigten protestieren gegen die geplante Auslagerung von rund 50.000 Stellen in den neuen Bereich T-Service. Sie sollen dort länger arbeiten und weniger verdienen.

Durch den Streik seien die Betriebsabläufe bei dem Bonner Konzern "weit reichend" gestört, sagte Wilhelm. Auf einen Telefonanschluss müsse man sechs Wochen warten, hieß es in Gewerkschaftskreisen. Auch in Call-Centern sei kein Durchkommen, weil die Mitarbeiter streikten. Die Telekom räumte Beeinträchtigungen beim Kundenservice ein, hielt sich zum Umfang aber bedeckt. Die Proteste treffen das Unternehmen in einer sensiblen Phase, da viele Kunden ihren traditionellen Telefonanschluss zur schnellen DSL-Verbindung aufrüsten wollen.

Telekom plant Alleingang

Unterdessen wurde die Zeit für eine Verhandlungslösung knapp. Die Telekom will nach der Ablehnung von Verdi T-Service im Alleingang zum 1. Juli gründen und muss daher noch in diesem Monat die betroffenen Mitarbeiter über die künftigen Tarifbedingungen informieren. Bereits in dieser Woche könnten die ersten Briefe verschickt werden, sollte keine Einigung mit Verdi erzielt werden. Bislang haben Verdi und Telekom keine neuen Verhandlungen anberaumt. Beide Seiten zeigten sich zwar verhandlungsbereit, forderten aber von der Gegenseite, den ersten Schritt zu machen. Als Knackpunkt gilt vor allem die geplante Lohnkürzung von neun Prozent, die Verdi strikt ablehnt. Ein Telekom-Sprecher verteidigte diese als "unerlässlich", um den Wettbewerbsnachteil gegenüber der Konkurrenz auszugleichen.

Verdi-Verhandlungsführer Lothar Schröder forderte die Telekom auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Die unverändert hohe Streikbeteiligung sende ein klares Signal an die Konzernführung: "Die Beschäftigten meinen es ernst mit ihrem Widerstand gegen Ausgliederung, Lohnkürzungen und Arbeitszeitverlängerung."

2500 Streikende in Berlin und Brandenburg

Zum Wochenbeginn beteiligten sich nach Gewerkschaftsangaben in Bayern, Nordrhein-Westfalen sowie Berlin/Brandenburg jeweils rund 2500 Mitarbeiter am Streik. In Baden-Württemberg sowie Niedersachsen/Bremen waren jeweils 1700 zum Ausstand aufgerufen, in Hessen 1400 und in Hamburg und Schleswig-Holstein mehrere hundert. Betroffen waren wiederum die Bereiche Hotline-Service und Kundendienst.

Die Stimmung sei weiterhin gut, sagte Streikleiter Helmut Doser in Bayern. Sie werde jedoch aggressiver, weil zunehmend mit Abmahnungen und Kündigungen gedroht würde. "Wir hoffen alle, dass der Arbeitgeber bald zur Besinnung kommt". Es habe Einschüchterungsversuche von der Firmenseite gegeben, hieß es bei der Gewerkschaft in Nordrhein-Westfalen: Briefe seien verschickt worden, in denen Notdienste und Erhaltungsarbeiten eingefordert würden, ansonsten drohten arbeitsrechtliche Konsequenzen.

Die Telekom wies Vorwürfe der Gewerkschaft zurück, wonach streikende Mitarbeiter eingeschüchtert worden seien. "Wir sind verpflichtet, bestimmte Notdienste aufrecht zu erhalten. Das teilen wir auch den Mitarbeitern mit", sagte ein Konzernsprecher in Bonn. Drohungen seien dem Unternehmen nicht bekannt. (mit dpa)

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