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Verdi Demo

© dpa

Telekom: "Das ist nicht das, was wir erwartet hatten“

Viele Telekom-Mitarbeiter sind unzufrieden mit dem Kompromiss, den die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi geschlossen hat.

Berlin - „Dann spülen wir mal die Niederlage hinunter!“ Im Hof der Verdi-Zentrale in der Köpenicker Straße herrschte am Donnerstag Katerstimmung. Während sich der regionale Fachbereichsleiter Mike Döding am Mikrofon noch um die Aufmerksamkeit der zahlreich erschienenen Telekom-Mitarbeiter bemühte, verließen die ersten bereits enttäuscht das Gebäude.

Einen Tag nach der Einigung im Tarifstreit zwischen Verdi und der Deutschen Telekom startete die Gewerkschaft eine bundesweite Informationskampagne. Die Tarifparteien hatten sich am Mittwoch auf einen Kompromiss geeinigt. Der sieht vor, dass die 50 000 Mitarbeiter, die ab 1. Juli in die neuen Service-Gesellschaften versetzt werden, 38 statt bisher 34 Stunden arbeiten sollen. Ihr Gehalt bleibt zwar zunächst gleich, aber für neue Mitarbeiter sinkt es um 6,5 Prozent. Verdi-Verhandlungsführer Lothar Schröder wertet den ausgehandelten Kompromiss als beachtlichen Erfolg. Allerdings, so gibt er zu, sei das 70-seitige Vertragswerk sehr komplex und daher erklärungsbedürftig. „Deshalb wollen wir die Beschäftigten aus erster Hand informieren“, sagte Schröder. Bei der Urabstimmung am Freitag kommender Woche müssen 25 Prozent der Streikenden für den Kompromissvorschlag stimmen – sonst würde weiter gestreikt. Grund genug für Verdi, bei den Telekom-Mitarbeitern bundesweit für den Kompromiss zu werben.

Zumindest bei den Berliner Telekom- Kollegen hatten es die Verdi-Funktionäre schwer. Ein Mitarbeiter, der seit 20 Jahren im technischen Kundendienst arbeitet, und seinen Namen nicht nennen will, sieht es so: „Das Unternehmen macht doch Gewinn! Wir haben zurzeit Hochkonjunktur in Deutschland.“ Er verstehe daher nicht, dass er nun mehr arbeiten und dafür weniger Geld bekommen soll. Er hat sich ausgerechnet, dass er nun im Monat 250 Euro weniger in der Tasche hat. „Da fühlt man sich doch für dämlich verkauft, wenn man hier steht und einem so etwas erzählt wird.“ Im Nachhinein denkt er, man hätte schon früher anfangen müssen zu streiken. Die Kollegen mit Kindern und die, die ein Haus abzuzahlen haben, hätten es nun schwer.

„Das ist nicht das, was wir erwartet hatten“, sagt ein anderer Mitarbeiter zu dem Kompromiss. Und er macht sich Sorgen über seine Zukunft: „Ab 2010 kann man uns dann ohne Probleme verkaufen.“ Dann endet nämlich der vereinbarte Auslagerungsschutz für die neuen Gesellschaften. Sein Kollege wird noch deutlicher: „Die Leute hier sind stinksauer. Die Stimmung ist mies.“ Es sei einfach zu wenig, was mehr als fünf Wochen Streik gebracht hätten. „Im Prinzip hat der Arbeitgeber das durchgedrückt, was er wollte.“ Nach seiner Einschätzung sind mehr als 90 Prozent der Kollegen mit dem erzielten Ergebnis unzufrieden. „Am Freitag Mittag nach der Urabstimmung sehen wir weiter.“

Sebastian Rothe

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