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Container mit dem Schriftzug „Maersk“ werden von einem Containerschiff in Wilhelmshaven entladen.

© dpa/Ingo Wagner

Studie des NewClimate Institute: Klimaschutzversprechen großer Firmen sind nicht glaubwürdig

Mit Begriffen wie „klimaneutral“ führen Unternehmen die Öffentlichkeit in die Irre. Es fehle an echter Substanz, stellt ein Experte fest.

25 der größten Unternehmen weltweit haben versprochen, mehr auf den Klimaschutz zu achten. Einer Studie zufolge ist dieses Vorhaben jedoch nicht umgesetzt worden: Durchschnittlich sehen die Pläne lediglich vor, den Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase nur um 40 Prozent zu reduzieren – und nicht um 100 Prozent, wie es Begriffe wie „Netto-Null“ und „klimaneutral“ suggerieren. Die Ergebnisse wurden am Montag vom NewClimate Institute in Zusammenarbeit mit Carbon Market Watch veröffentlicht.

Nur die Netto-Null-Zusage einer Firma bekam die Bewertung „angemessene Integrität“. Drei schnitten mit „mäßig“ ab, zehn mit „gering“, und den restlichen 12 wurde „sehr geringe“ Integrität bescheinigt.

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Hauptautor Thomas Day vom NewClimate Institute bilanzierte, den ehrgeizig klingenden Versprechen fehle es allzu oft an echter Substanz. Dies könne sowohl Verbraucher als auch Regulierungsbehörden „in die Irre führen“.

Der Studie zufolge werden sich 24 von 25 Unternehmen wahrscheinlich auf Kompensationsgutschriften unterschiedlicher Qualität verlassen. So setzen etwa zwei Drittel auf Wälder und andere natürliche Kohlenstoffspeicher, die aber etwa durch einen Waldbrand leicht wieder rückgängig gemacht werden können.

Die Studie ergab folgendes Ranking für die Unternehmen:

  • „angemessene Integrität“: dänischer Logistikkonzern Maersk
  • „mäßige Integrität“: Apple, Sony und Vodafone
  • „geringe Integrität“: Amazon, Deutsche Telekom, Enel, GlaxoSmithKline, Google, Hitachi, IKEA, Vale, Volkswagen und Walmart
  • „sehr geringe Integrität“: Accenture, BMW Group, Carrefour, CVS Health, Deutsche Post DHL, E.ON SE, JBS, Nestlé, Novartis, Saint-Gobain und Unilever.

Als Konsequenz pocht der Experte Gilles Dufrasne von Carbon Market Watch auf strengere Regeln. „Wir brauchen Regierungen und Regulierungsbehörden, die diesem Greenwashing-Trend ein Ende setzen“, sagte er. Vage Zielvorgaben könnten sogar schlimmer sein als nichts zu tun, wenn sie die Öffentlichkeit in die Irre führen.

Auf der Weltklimakonferenz in Glasgow hatte UN-Generalsekretär Antonio Guterres Ende November gefordert, dass jedes Land, jede Stadt, jede Firma und jede Finanzinstitution „radikal, glaubwürdig und nachvollziehbar“ ihre Emissionen runterfahren und ihre Portfolios entsprechend bereinigen müsse – „und zwar ab jetzt“. Anders sei das gemeinsame Ziel nicht zu erreichen, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen im Vergleich zur vorindustriellen Zeit. (dpa)

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