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Eine Ampel steht auf Rot in der Nähe der NordLB in Hannover. Die Bank schnitt im Stresstest am schlechtesten untern den deutschen Geldhäusern ab.

© Julian Stratenschulte/dpa

Update

Stresstest: Deutsche Banken im europäischen Vergleich schwach

Europas Geldhäuser sind im Durchschnitt besser gegen eine Krise gerüstet als vor ein paar Jahren. Doch der neueste Stresstest fällt nicht für alle gut aus.

Deutsche und britische Banken haben beim jüngsten Stresstest der Europäischen Banken-Aufsichtsbehörde EBA am schlechtesten abgeschnitten. Sollte es zu einer schweren Wirtschaftskrise kommen, würden sie einen erheblichen Teil ihres Eigenkapitals verlieren, ihre Kapitalquoten und damit ihre Risikopuffer würden deutlich gedrückt. Am schlechtesten unter allen 48 getesteten Instituten aus 15 EU-Ländern und Norwegen schnitt dabei die Norddeutsche Landesbank (NordLB) ab. Ihre Kapitalquote würde sich bis 2020 auf nur noch 7,07 Prozent verschlechtern. Ende 2017 lag sie noch bei 12,40 Prozent. Die Deutsche Bank ist das zweitschlechteste deutsche Institut. Ihre Kapitalquote würde von 14,8 auf 8,14 Prozent abrutschen. Gut abgeschnitten haben bei der Analyse die italienischen Institute.

Die Bundesbank bewertet die Ergebnisse des Stresstests dennoch positiv. „Für uns als Bundesbank ist die gute Nachricht: Die deutschen Banken können selbst hohen Stress gut verkraften“, sagt Bundesbank-Vorstandsmitglied Joachim Wuermeling, der für Bankenaufsicht zuständig ist. „Selbst in einem dramatischen Abschwung sind die deutschen und die europäischen Banken widerstandsfähig.“ Dafür habe auch eine robuste Aufsicht gesorgt. Sie habe den Banken auferlegt, nach der Finanzkrise erheblich Kapital aufzubauen. „Das Stressszenario war besonders für deutsche Banken sehr hart, denn es wird ein Einbruch der gesamten Weltwirtschaft simuliert.“ Gerade wegen der Exportstärke der deutschen Wirtschaft führe ein solcher Einbruch zu höherer Verwundbarkeit.

Auch Deutsche Bank-Finanzvorstand James von Moltke ist mit den Ergebnissen zufrieden. „Der Stresstest zeigt: Unser Risikoprofil ist absolut solide, aber wir sind noch nicht profitabel genug. Daran arbeiten wir jetzt.“ Obwohl die Bedingungen härter gewesen seien als beim letzten Test vor zwei Jahren, habe die Bank Widerstandskraft bewiesen. „Wir haben die erforderliche Liquidität und das Kapital, um profitabel zu wachsen.“ 2016 war die Kapitalquote im ungünstigsten Fall sogar auf 7,8 Prozent gefallen.

Positiv äußerte sich auch Commerzbank-Risikovorstand Marcus Chromik. „Der konsequente Abbau der Risiken in den vergangenen Jahren zahlt sich aus.“ Die Bank habe ihr Ergebnis trotz des verschärften Krisenszenarios deutlich verbessert. Die Kapitalquote würde bis 2020 auf 9,93 Prozent fallen von 14,94 Prozent im vergangenen Jahr. 2016 hatte sie nur eine Quote von 7,4 Prozent erreicht. Die NordLB hatte schon vor einigen Tagen eingeräumt, dass sie beim Test vermutlich schlecht abschneiden würde. „Fakt ist, dass wir im Status Quo und den deutschen Stresstest-Banken die niedrigste Kapitalquote haben“, hatte ein Sprecher Mitte Oktober gesagt.

48 Institute aus 15 Ländern wurden dem Stresstest unterzogen

Die NordLB leidet unter milliardenschweren Schiffskrediten, deren Bedienung und Rückzahlung für die Schuldner schwierig ist. Bereits im September hatte das Institut, das mehrheitlich den Bundesländern Niedersachsen und Sachsen-Anhalt gehört, vor einem möglichen Verlust im Geschäftsjahr 2018 gewarnt. 48 Institute aus 15 Ländern der EU und Norwegen, darunter acht deutsche Banken, hatte die EBA dem Stresstest unterzogen: Die Bayerische Landesbank, die Commerzbank, die Deutsche Bank, die DZ Bank, die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba), die NordLB und die NRW.Bank, die Förderbank des Landes Nordrhein-Westfalen.

Sie erreicht dank der öffentlichen Eigentümer im schlimmsten Fall eine Quote von deutlichen 33,96 Prozent nach 41,74 Prozent im vergangenen Jahr. Unter den Landesbanken steht die LBBW mit einer Quote von 10,69 Prozent im Vergleich zu 15,79 Prozent 2017 am besten da.

Der EBA zufolge müssten die 48 Banken durch die schwere Krise im schlimmsten Fall im Kreditgeschäft Verluste in Höhe von 358 Milliarden Euro verkraften. Dazu kämen Einbußen aus Risiken im Bankgeschäft in Höhe von 82 Milliarden Euro und aus Verlusten am Kapitalmarkt von 94 Milliarden Euro. Im Schnitt über alle Institute würde damit ihre Kapitalquote um 416 Basispunkte von 14,2 Prozent im vergangenen Jahr auf 10,1 Prozent 2020 schrumpfen.

Die Ergebnisse zeigten, dass die Anstrengungen der Banken zur Stärkung ihres Kapitals dazu beigetragen hätten, ihre Widerstandsfähigkeit zu erhöhen und schwere Schocks zu überwinden, sagt EBA-Direktor Mario Quagliariello. Die Aufseher würden die Ergebnisse für ihre weitere Aufgaben nutzen. Ob sich Institute, die besonders schlecht abgeschnitten haben, weiteres Kapital beschaffen müssen, ließ die EBA am Freitag offen.

Das Szenario war eine massive Wirtschaftskrise

Dem Test zugrunde gelegt wurde eine massive Wirtschaftskrise. In der EU bricht die Wirtschaft um 8,3 Prozent ein, in der Euro-Zone um 2,7 Prozent. Die Arbeitslosigkeit in der EU steigt um 3,3 Prozent, die Inflationsrate rutscht ins Minus auf 1,9 Prozent und die Immobilienpreise klettern um 19 Prozent. Für Deutschland wird ein Rückgang des Sozialprodukts um 3,3 Prozent angenommen. Die Arbeitslosigkeit soll um zehn Prozent nach oben schießen, die Immobilienpreise sollen um 17 Prozent in die Höhe schnellen. Und das alles zeitgleich.

Die Bedingungen in den jeweiligen Ländern wurden allerdings unterschiedlich gesetzt. In Deutschland wurde ein deutlich stärkerer Einbruch angenommen als in Italien. Die Bedingungen seien deutlich härter gewesen als beim letzten Test 2016, heißt bei der Bundesbank. Basis für die Prüfung der Kapitalstärke der Banken waren die Bilanzen des vergangenen Jahres.

Überraschend schlecht schnitten beim aktuellen Stresstest britische Institute ab. Ob dies mit dem Brexit zusammenhängt, ist unklar. Die Kapitalquote der Barclays Bank würde von 13,28 auf 7,28 Prozent abrutschen. Sie ist damit nach der NordLB zweitschlechtestes Institut im Test. Auch bei Lloyds bliebe nur eine Quote von 8,55 Prozent nach 14,06 Prozent im vergangenen Jahr.

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