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Martin Zielke will die Commerzbank wieder auf Kurs bringen.

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Strategie 5.0: Wie die Commerzbank die Wende schaffen will

Der M-Dax-Konzern will sich gesund sparen. Das hat negative Auswirkungen - für Kunden, Mitarbeiter, Aktionäre und das Tochterunternehmen Comdirect.

Stephan Engels hat es wohl schon länger geahnt. Der Finanzchef verlässt die Commerzbank vorzeitig im April nächsten Jahres. Um die Umsetzung der künftigen Strategie und damit um das weitere Einsparprogramm, das Vorstandschef Martin Zielke im Detail am Freitag verkündet, muss sich der 57-jährige nicht mehr kümmern. Er sucht nach acht Jahren eine neue Herausforderung – ausgerechnet bei der in Skandale verwickelten Danske Bank.

Anderen Commerzbankern werden Offerten für einen neuen Job sicher nicht so leicht präsentiert. Netto 2300 Vollzeitstellen wird das zweitgrößte deutsche Geldhaus bis zum Jahr 2023 zusätzlich streichen. Es ist ein Teil des neuen Programms, mit dem Zielke das Steuer herumreißen und die Talfahrt stoppen will. Am Mittwoch und Donnerstag hat der Aufsichtsrat über die neue Strategie 5.0 beraten, deren Kernpunkte die Bank vor einer Woche veröffentlich hatte, nachdem erste Details durchgesickert waren.

Comdirect wird integriert

4300 Vollzeitenstellen werden gestrichen, 2000 sollen neu geschaffen werden, etwa in der IT und den digitalen Diensten der Bank. Ende Juni waren es noch 40.700, bis Ende 2020 sollen es unabhängig vom neuerlichen Abbau ohnehin nur noch 38.000 sein. 200 Filialen und damit ein Fünftel aller Standorte werden geschlossen, obwohl die Bank immer wieder betont hatte, wie wichtig sie seien und dass man daran festhalten wolle. Aber auch Commerzbank-Kunden besuchen ihre Filialen nur noch selten. Also setzt das Institut noch konsequenter auf das Internet und das digitale Geschäft.

Logische Konsequenz: Die Online-Tochter Comdirect wird in den Konzern integriert. Zwar hält die Commerzbank schon 82 Prozent der Aktien, aber jetzt will sie auch die ausstehenden 18 Prozent schlucken. Die Integration soll die Kosten senken, nicht nur Vorstand und Management des bislang eigenständigen Instituts werden eigentlich überflüssig. Vermutlich auch ein Großteil der rund 1500 Beschäftigten in der Comdirect-Zentrale in Quickborn bei Hamburg.

Wohl keine Dividende für Aktionäre

Entsprechend schlecht ist dort dem Vernehmen nach die Stimmung. „Bank neu denken“ – das Motto der Comdirect und das Engagement der Beschäftigten haben ein seit Jahren profitables Institut mit 3,6 Millionen Kunden auf die Beine gestellt. Allein im ersten Halbjahr sind 128.000 neue dazu gekommen. Das ist bald Geschichte. Was aus der Marke wird ist unklar.

Weil die Eingliederung der comdirect und der Umbau der eigenen Bank teuer wird, will die Commerzbank ihre erfolgreiche Tochter in Polen, die m-Bank, verkaufen. Mit Kosten von 850 Millionen Euro rechnet der Vorstand, dazu sollen 750 Millionen Euro in die – offenbar veraltete – IT und die Digitalisierung gesteckt werden. Am Ende sollen die Kosten ab 2023 jährlich um 600 Millionen auf 5,5 Milliarden Euro sinken. Fest steht damit, dass die Bank in diesem Jahr, rote Zahlen schreiben und es wohl auch 2020 nichts mit einem Gewinn wird. Und dann auch nichts mit einer Dividende für die Aktionäre.

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