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Lufthansas Finanz-Vorstand Simone Menne (gelbe Schuhe) im Gespräch mit Mitarbeiterinnen in der Frankfurter Konzernzentrale (März 2016).

© Reuters/Kai Pfaffenbach

Stellenabbau bei Lufthansa Sky Chefs?: Druckstellen wegen der Billig-Konkurrenz

Der Vorstand um Lufthansa-Chef Carsten Spohr bremst wo es geht: Diese Woche begrub er Pläne um den Kauf der skandinavischen SAS. Jetzt gibt es Pläne für die Catering-Tochter LSG Sky Chefs.

Der Kostendruck bei Lufthansa ist hoch - durch Billigflieger, die Konkurrenten vom arabischen Golf und auch durch ein verändertes Verhalten der Fluggesellschaften beim Einkauf der Bord-Verpflegung. Die Lufthansa sieht sich deshalb gezwungen, bei ihrer Catering-Tochter LSG Sky Chefs, dem weltgrößten Unternehmen für Bord-Verpflegung, drastisch zu sparen. In Europa, so ein Konzeptvorschlag sollen bis 2021 16 von derzeit 23 Standorten wegfallen, in Deutschland 1.700 von 5.500 Vollzeit-Arbeitsplätzen. In Europa sollen 2.400 Jobs gestrichen werden. Dabei wird schon gespart: Die Standorte in Dresden und Bremen werden Ende 2016 und Ende 2017 geschlossen, 150 Stellen fallen weg.

Vor vier Jahren stand die Lufthansa-Tochter im Zentrum einer Posse rund um eine Großküche in Angola, wo Kanzlerin Angela Merkel (CDU) den Grundstein gelegt hatte.

Gebremst wird bei Lufthansa in fast allen Bereichen. Statt der Übernahme gibt es nur einer vertiefte Zusammenarbeit: Lufthansa-Chef Spohr hat den Kauf der skandinavischen SAS abgeblasen. Auch von Condor ist erst einmal nicht mehr die Rede, nachdem zeitweise durchgesickert war, dass Lufthansa die ehemalige Tochter wieder zurückkaufen und damit das touristische Standbein stärken wolle. Fakt ist: Die Konsolidierung des überbesetzten europäischen Luftfahrtmarktes, bei der Lufthansa, KLM/Air France und die IAG von British Airways und der spanischen Iberia im Mittelpunkt stehen sollten, kommt kaum vom Fleck.

Eine Frau füllt am Wan-Tan-Teigtaschen in Schälchen in der Produktion der LGS Sky Chefs am Flughafen in Frankfurt am Main (Archivbild von 2013).
Eine Frau füllt am Wan-Tan-Teigtaschen in Schälchen in der Produktion der LGS Sky Chefs am Flughafen in Frankfurt am Main (Archivbild von 2013).

© Daniel Reinhardt/dpa

Obwohl der Druck der Billigflieger wächst, für Lufthansa auch an ihrem Heimatstandort Frankfurt. Und Tony Tyler, Chef des Internationalen Luftfahrt-Verbandes IATA, angesichts der starken Konkurrenz in Europa eigentlich mit einer Fusionswelle rechnet.

Im Zentrum aller Überlegungen: Eurowings

Spohr versucht derzeit vor allem Eurowings weiter zu stärken, den Ableger des Konzerns für günstige Flüge in Europa und weltweit. Bis zum Herbst soll klar werden, welche Gesellschaften sich an „Wings Connect“ - so bezeichnet Lufthansa die Idee - anhängen und bei Eurowings einsteigen könnten. Angeblich haben zwölf Airlines Interesse, sagte Eurowings-Manager Max Kownatzki vor wenigen Tagen. Gleichzeitig baut Eurowings das eigene Streckennetz mit neuen Zielen auf der Langstrecke aus. Die Flotte soll von 90 auf 230 Maschinen aufgestockt werden und damit Billigfliegern wie Easyjet oder Ryanair Paroli bieten.

Lufthansa-Konzernchef Carsten Spohr (am 17. März 2016) während der Lufthansa Bilanz-Pressekonferenz in Frankfurt am Main.
Lufthansa-Konzernchef Carsten Spohr (am 17. März 2016) während der Lufthansa Bilanz-Pressekonferenz in Frankfurt am Main.

© Arne Dedert/dpa

Die Tochter, die zu Jahresbeginn das Streckennetz von Germanwings übernommen hat, sei ein Erfolg, betonte Lufthansa-Finanzchefin Simone Menne Anfang Mai. Die Auslastung der Maschine habe im ersten Quartal bei sehr guten 94,2 Prozent gelegen. Das Kundenfeedback sei sehr erfreulich. Den Verlust von 86 Millionen Euro in den ersten drei Monaten führte sie vor allem auf die Anlaufkosten der Airline zurück.

Faktisch aber steigt der Druck auf die Lufthansa, auch an ihrem Heimatflughafen Frankfurt. Stefan Schulte, Vorstandschef vor Fraport, der Betreibergesellschaft des größten deutschen Airports, betont, dass Billigflieger wie Ryanair oder Easyjet auch für Frankfurt immer wichtiger werden. „Low-Cost wird ein Thema sein, mit dem wir uns stärker werden befassen müssen“. Man könne nicht dauerhaft an einem Marktsegment vorbeigehen, das heute von Kunden erwartet werde, sagt Schulte. Noch sind es wenige diese Gesellschaften, die ab Frankfurt fliegen wie etwa die spanische Vueling. Anderen wie Easyjet sind die Gebühren in Frankfurt noch zu hoch.

Wer sind die neuen Konkurrenten aus Island, und Asien?

Michael O'Leary, langjähriger Chef der Ryanair aus Irland, setzt seit Jahren auf niedrige Basispreise, stellt aber fast alle Extras den Kunden in Rechnung. Das wirkt: Die Gesellschaft wächst seit Jahren. HALLE'N
Michael O'Leary, langjähriger Chef der Ryanair aus Irland, setzt seit Jahren auf niedrige Basispreise, stellt aber fast alle Extras den Kunden in Rechnung. Das wirkt: Die Gesellschaft wächst seit Jahren. HALLE'N

© AFP /Niklas Hallen

Jetzt ist auch die isländische WOW dazu gekommen. Sie fliegt ab sofort sechs Mal pro Woche nach Reykjavik und vor dort weiter auch in die USA. „Wir unterstreichen damit unsere Position als Ultra-Low-Cost-Airline mit Tarifen, die weit unter denen unserer Wettbewerber liegen“, tönte Skuli Mogensen, Vorstandschef von Wow Anfang Juni in Frankfurt.

Tatsächlich wirbt die Airline mit Tarifen ab 189 Euro pro Strecke für Flüge ab Frankfurt etwa nach San Francisco, Los Angeles oder Washington. Faktisch ist es viel teurer, weil für Handgepäck, Gepäck und Sitzplatzreservierung pro Strecke ein paar hundert Euro dazu kommen. Im Juli etwa kostet so das Ticket von Frankfurt nach San Francisco hin und zurück auch gut 1.100 Euro - mit Umsteigen in Island.

Auch der Billigflieger Air Asia aus Malaysia schielt auf Frankfurt. Bangkok soll mit extrem günstigen Tickets angeflogen werden. Bis Mitte 2017 könne das umgesetzt werden, sagte dieser Tage Air Asia-Chef Tony Fernandes - für Preise von rund 200 Euro. Lufthansa oder auch Thai Airways verlangen etwa 700 Euro.

Unterdessen betrachtet Michael O’Leary, Chef und Gründer des irischen Billigfliegers Ryanair das Gerangel gelassen. Eurowings sei zum Scheitern verurteilt. Sie könne nicht mit den Preisen von Ryanair mithalten. O’Leary gibt der Lufthansa-Tochter allenfalls drei oder vier Jahre. Er stützt sich auf den Erfolg von Ryanair. Im Geschäftsjahr 2015/2016, das Ende März abgeschlossen wurde,  steigerte das Unternehmen den Umsatz um 15 Prozent auf 6,5 Milliarden Euro, der Netto-Gewinn legte sogar um 43 Prozent auf gut 1,2 Milliarden Euro zu. 106 Millionen Passagiere wurden transportiert.

In der laufenden Periode sollen es 116 Millionen sein, der Gewinn soll auf bis zu 1,4 Milliarden Euro steigen. Zum Vergleich: Lufthansa verbuchte 2015 bei einem um das Fünffache höheren Umsatz von 32 Milliarden Euro einen Nettogewinn von 1,7 Milliarden Euro. Knapp 108 Millionen Passagiere sind mit den Jets der Kranich-Airline geflogen.

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