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Die Mitarbeiter von Start-ups blicken ungewissen Zeiten entgegen.

© dpa

Start-ups in der Coronakrise: „Handeln wir nicht, werden die ersten in wenigen Wochen in die Knie gehen“

Eine Umfrage unter Start-ups zeigt die Brisanz der Coronakrise für junge Unternehmen. 80 Prozent der Gründer fürchten um ihre Existenz.

Die Sorgen von Christian Miele haben noch einmal deutlich zugenommen. Der Chef des Bundesverbandes Deutsche Startups wusste zwar, dass viele Jungunternehmen stark von der Krise getroffen werden. „Doch es ist noch dramatischer, als ich es für möglich gehalten habe“, sagt Miele.

Neun von zehn Start-ups sind in ihrem Geschäft stark beeinträchtigt. 80 Prozent fürchten daher um ihre Existenz. Das sind die zentralen Ergebnisse einer Umfrage des Verbandes, an der sich mehr als 1000 Start-ups beteiligt haben.

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Vorzeigeunternehmen wie Auto1 oder Flixbus setzen bereits auf Kurzarbeit. Doch die Kosten zu senken hilft nur begrenzt. „Start-ups sind besonders von der Krise betroffen, da sie oft noch kein Geld verdienen und natürlich sehr schnell durch den Stillstand in die roten Zahlen rutschen", sagt Ulrike Hinrichs, Chefin des Bundesverbandes Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK).

Start-ups sind selten kreditwürdig

Und auch viele der staatlichen Unterstützungsmaßnahmen über die KfW helfen nicht. „Dieser Weg über die Hausbanken funktioniert meist nicht“, sagt Miele. Denn schon vor der Krise bekamen die meisten Start-ups keine Kredite. Wegen der riskanten Geschäftsmodelle deren Erfolg sich erst noch beweisen muss, finanzieren sie sich über Business Angels oder Wagniskapitalgeber.

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Kleine Unternehmen mit weniger als zehn Mitarbeitern können zumindest die Soforthilfen von 9000 beziehungsweise 15.000 Euro für Kleinunternehmer beantragen. Und auch für die großen Start-ups mit einem Firmenwert von mehr als 50 Millionen Euro steht eine Lösung in Aussicht: Vorige Woche hatte die Bundesregierung den Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) entsprechend ausgeweitet.

Zentrale Informationen zur Coronakrise in Berlin:

Eigentlich ist der Rettungsschirm für die ganz großen Unternehmen gedacht. Doch man wolle verhindern, dass die nächste Generation des deutschen Mittelstandes „von strategischen Investoren zum Schnäppchenpreis gekauft werden“, sagt Thomas Jarzombek, Beauftragter für Start-ups und Digitalwirtschaft im Bundeswirtschaftsministerium.

Noch ist allerdings die Verordnung nicht in Kraft, derzeit wird mit der EU geklärt ob der Rettungsschirm beihilferechtlich zulässig ist. Nach Schätzungen des Startupverbands dürfte der WSF dann für die 150 bis 200 größten deutschen Start-ups in Frage kommen.

Zwei Milliarden für Start-ups

„Der Großteil der Start-ups fällt aber durch“, sagt Miele. Für die breite Masse kommen weder die Soforthelfen für Kleinunternehmen noch der WSF-Rettungsschirm in Frage. Jarzombek versprach daher ein weiteres Hilfsprogramm „in absehbarer Zeit“. Zur Finanzierung will Finanzminister Olaf Scholz (SPD) einen Teil des geplanten Zukunftsfonds vorziehen. Man werde das Programm so aktivieren, dass ganz schnell zwei Milliarden genutzt werden können, kündigte der Vizekanzler in München an.

Viel Zeit bleibt für manche Unternehmen nicht. „Wenn wir nicht schnell und substantiell handeln, dann werden die ersten Start-ups schon in wenigen Wochen in die Knie gehen“, warnt Miele. Die meisten würden laut Umfrage in den kommenden zwei Monaten Hilfe benötigen. 

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