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Berlin wächst dynamischer als Hamburg.

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Städtevergleich: Berlin schlägt Hamburg

Hier die verschuldete Partymeile, dort die wirtschaftlich erfolgreiche Elb-Metropole? Ganz so eindeutig ist das Verhältnis zwischen Berlin und Hamburg nicht. Denn laut neuem Prognos-Zukunftsatlas steht die Hauptstadt im Vergleich überraschend gut da.

Die Konkurrenz der beiden Metropolen Hamburg und Berlin hat eine lange Tradition. Nur dass dieser Wettstreit bisher überall – außerhalb Berlins – allenfalls milde belächelt wurde. Zu offensichtlich schien die Überlegenheit der „Schönen an der Elbe“ zu sein. Nicht nur schöner und weltoffener, sondern auch wirtschaftlich erfolgreicher und damit attraktiver für die Anwerbung von Unternehmen und Leistungseliten. Selbst bei echten Misserfolgen musste Hamburg nicht wirklich um seine glänzende Reputation fürchten. So ist der Bau der Elbphilharmonie zwar eine einzige planerische und finanzielle Offenbarung, die aber locker von der noch größeren Fehlleistung um den Berliner Flughafen in den Schatten gestellt wird.

Die Rollen in der Öffentlichkeit sind also klar verteilt: hier die schuldenbehaftete Partymeile mit dem programmatischen Motto „arm, aber sexy“, dort der feine Hort ehrbarer Kaufleute und Händler unter dem Leitmotiv „die wachsende Stadt“. Doch in der Realität findet seit einigen Jahren ein bemerkenswerter Wandel statt. Denn Berlin wächst dynamischer als Hamburg. Im gerade erschienenen Prognos-Zukunftsatlas 2013 belegt Berlin den erstklassigen Rang 19 (von 402) in der Kategorie Dynamik, während Hamburg sich hier mit Platz 59 begnügen muss. Grundlage des Zukunftsatlas, der alle 402 Kreise und Städte Deutschlands umfassend bewertet, sind 29 Indikatoren aus den Bereichen Demografie, Arbeitsmarkt, Wettbewerbsfähigkeit und Innovation sowie Soziale Lage und Wohlstand.

Berlin zieht nicht nur partyhungrige Youngster an

Berlin ist ein Magnet für junge, intelligente Menschen. Auch das Bevölkerungswachstum insgesamt ist beachtlich. Während Berlins Bevölkerung von 2009 bis 2012 um jährlich 2,5 Prozent gewachsen ist, hat die Hansestadt ihre Einwohnerzahl um 1,6 Prozent erhöht. Wer nun einwendet, dass Berlin nur noch aus partyhungrigen Youngstern besteht, dem sei ein Blick auf den Arbeitsmarkt empfohlen: In den vergangenen Jahren ist der Anteil der Hochqualifizierten nicht nur stärker als in Hamburg, sondern weit über dem Bundesdurchschnitt gestiegen. Zudem entwickelte sich der Anteil der Beschäftigten in Forschung und Entwicklung ebenfalls dynamischer. Das macht sich auch bei der Gesamtbeschäftigung bemerkbar, die zwischen 2010 und 2012 um sechs Prozent zunahm. Das Berliner Bruttoinlandsprodukt wuchs zwischen 2005 und 2011 um beachtliche 22 Prozent, die hamburgische Wirtschaft lediglich um gut neun Prozent. Dabei verbuchte Berlin in fast allen Wirtschaftszweigen ein hohes Wachstum, worunter das Baugewerbe mit 38 Prozent den Spitzenplatz einnimmt.

Ist hier somit alles rosarot und die vielen gegenteiligen Nachrichten nur ein Täuschungsmanöver der ewigen Hauptstadtkritiker? Natürlich hat Berlin nach der Wende immer noch einen ungeheuren Nachholbedarf. Das kann man vor allem bei Wirtschaftleistung und Kaufkraft sehen. Je Erwerbstätigen erreicht Berlin eine Wertschöpfung von circa 53 000 Euro und Hamburg von rund 73 000 Euro. Hier macht sich die unterschiedliche Wirtschaftsstruktur bemerkbar. Hamburg ist mit seinen exportorientierten Branchen im Vorteil, während der Berliner Tourismus eine geringere Wertschöpfung mit sich bringt. Aber genährt vom Wissenschaftsstandort Nummer eins in Deutschland können die vielen Unternehmungsgründungen im Technologiebereich auf Dauer neben Wachstum auch für nachhaltigen Wohlstand sorgen. Daher lässt sich festhalten: Berlin braucht den Vergleich nicht zu scheuen, denn die Hauptstadt ist in gutem Tempo auf dem richtigen Weg.

So ist Berlin nicht mehr nur auf die jüngsten Erfolge von Hertha angewiesen, um im Vergleich mit Hamburg ein gutes Gefühl zu haben. Berlin hat auch wieder das Potenzial, zu den wirtschaftlichen Kraftzentren zu zählen.

Christian Böllhoff ist geschäftsführender Gesellschafter der Prognos AG.

Christian Böllhoff

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