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Gute Nerven brauchen Autofahrer, die zum Ferienbeginn auf Berlins Straßen in den Urlaub fahren möchten.

© Kay Nietfeld/dpa

Sommerferien 2018: Wo Urlauber mit den längsten Staus rechnen müssen

In 13 von 16 Bundesländern beginnen die Ferien, in Berlin und Brandenburg ist es am Donnerstag so weit. Für Reisende wird es eng – auf Straßen, Schienen und in der Luft.

Autofahrer in Berlin stehen im Schnitt pro Jahr 40 Stunden im Stau. Am kommenden Donnerstag werden sich viele wieder einreihen, wenn sie die Stadt verlassen – im Stop-and-Go in die Sommerferien. „Die große Reisewelle kommt“, warnt der ADAC. Jedes Jahr das gleiche Bild: Die Welle schwillt an, dann wird von Tag zu Tag das Chaos auf den Straßen größer.

In Bremen, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt haben die Ferien diese Woche schon begonnen, am Montag folgen Sachsen und Thüringen. Eine zweite Reisewelle nähert sich aus Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Besonders eng wird es auf den Fernstraßen nach Süden und an die Nord- und Ostsee – die Badewannen Berlins. „Entgegen den bundesweiten Trends“ sind die Hauptstadt und insbesondere das Berliner Umland laut ADAC „von extrem vielen und komplizierten Baustellen betroffen“. Der ADAC empfiehlt deshalb allen Urlaubern, die Spitzenzeiten nach Möglichkeit zu meiden: freitags zwischen 13 und 20 Uhr, samstags von 11 bis 18 Uhr sowie sonntags von 14 bis 20 Uhr.

Das Auto ist das beliebteste Transportmittel in die Ferien

Obwohl alle Stau fürchten, setzen zwei Drittel aller Reisenden auf das Auto. Es ist das beliebteste Transportmittel in die Ferien, die die Deutschen nach wie vor gerne im Inland verbringen. Mehr als jeder zweite Autofahrer (53 Prozent) plant Urlaub im eigenen Land, wie dieser Tage eine Umfrage im Auftrag der Cosmos-Versicherung ergab. Auch Italien und Österreich auf den Plätzen zwei und drei der Beliebtheitsskala steuern viele deutsche Urlauber zumeist mit dem eigenen Wagen an. Deshalb wird es an den Grenzübergängen oder auf den Tauern-, Brenner- und Gotthardrouten regelmäßig voll in den Sommerwochen.

In das Gedränge mischen sich in der ersten Juli-Woche auch viele Lastwagen. Das erweiterte Lkw-Ferienfahrverbot an den Wochenenden wirkt erst vom kommenden Samstag an. Alle zusammen starten zu einem Hindernislauf um zahlreiche Baustellen. An 571 Stellen soll an den deutschen Autobahnen bis zum 23. September vier Tage oder länger gebaut werden. Im Vorjahr waren es 713. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) hatte zugesagt, dass nur in unbedingt notwendigen Fällen während der Sommerferien gebaut werde. Der Bund investiert 2018 fast eine Milliarde Euro mehr als im Vorjahr: 8,6 Milliarden Euro.

Fernbus-Anbieter Flixbus hofft auf steigende Nachfrage

Während bei Autofahrern der Stresspegel steigt, wächst bei anderen die Vorfreude auf die Feriensaison, zum Beispiel beim Fernbus-Marktführer Flixbus. Hier bestimmt die Nachfrage den Preis – und die ist nach wie vor groß. Zusatzbusse werden in der Hochsaison nicht eingesetzt, „sondern wir decken die hohe Nachfrage mit unserem bisherigen Flixbus-Angebot ab“, teilte das Unternehmen Flixmobility mit, zu dem neben Flixbus inzwischen auch Flixtrain gehört. Die Höhe des Preises in Bussen und Bahnen hängt von der Auslastung der jeweiligen Verbindung ab.

Wer früh bucht, zahlt weniger. „Dank einer großen Preisaktion im Sommer sind zahlreiche Verbindungen außerdem zu noch günstigeren Einstiegspreisen buchbar, etwa von Berlin nach Stuttgart oder von Berlin nach Braunschweig jeweils ab 9,99 Euro“, heißt es bei Flixbus. Zuletzt lag der Normalpreis im Fernbus bei 10,2 Cent pro Kilometer und damit vier Prozent über dem Vorjahresniveau. Vor drei Jahren, als es noch einige Anbieter mehr gab als heute und der Wettbewerb heißlief, lag der Normalpreis nach Erhebungen des Marktforschungsinstituts Iges bei 8,6 Cent.

Nach eigenen Angaben fährt der Marktführer, der auf einen Marktanteil von 94 Prozent hierzulande kommt, täglich 250 000 Verbindungen zu mehr als 1700 Zielen in 28 Ländern und hat im vergangenen Jahr 40 Millionen Gäste transportiert. Das erst vor fünfeinhalb Jahren gegründete Unternehmen kümmert sich mit inzwischen 1200 Mitarbeitern um die Geschäftsentwicklung, die Netzplanung, das Marketing und den Vertrieb. Die grünen Busse werden gefahren von rund 300 Partnern, häufig Familienunternehmen. Relativ neu im Angebot hat Flixmobility den Flixtrain – eine Zugverbindung zwischen Stuttgart, Frankfurt am Main, Hannover und Berlin. Zweimal täglich verkehren hier die Züge; ein weiterer Flixtrain fährt von Köln nach Hamburg.

ADAC sieht vor allem den Berliner Ring als Stau-Schwerpunkt

In den kommenden Wochen rechnet der Fernbusbetreiber aufgrund der Erfahrungen in den vergangenen Jahren mit erheblichem Verkehr in Richtung Wasser: „Eine besonders hohe Frequentierung“ gebe es auf den Strecken an die Nord- und Ostsee sowie in Richtung Niederlande, Italien, Kroatien und Südfrankreich. Besonders oft im Stau stehen die Busse auf den Autobahnen A1, A7 und A9 als Nord-Süd- Achsen sowie auf der A2 als wichtigster Ost-West-Verbindung. Der ADAC sieht rund um Berlin vor allem auf dem Ring (A10) Stau-Schwerpunkte, aber auch auf der A9/A13 Richtung Süden und Richtung Norden an die Küsten über die A11 und die A19/24.

So reihen sich in den kommenden Wochen Fernbusse an Lastwagen und Pkw. Die Zahl der Staus und deren Länge erreichen immer neue Dimensionen. Schon im vergangenen Jahr registrierte der Autoclub auf deutschen Autobahnen rund 723 000 Staus, mehr als je zuvor – 2016 waren es „nur“ 694 000. Die Karawanen summierten sich auf eine Gesamtlänge von 1,45 Millionen Kilometern. Eine Strecke, die 36 Mal um die Erde führen würde.

Hotspots sind neben dem Großraum Berlin die Städte Leipzig, Dresden, Nürnberg, Hannover, der Norden von Hamburg und der Raum um Düsseldorf und Köln. Nordrhein-Westfalen war in der ADAC-Bilanz 2017 bundesweit mit 35 Prozent der Staumeldungen Spitzenreiter.

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