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Blank ziehen sollten Dachdecker besser nicht. Sie erhöhen sonst das Risiko, Hautkrebs zu kriegen.

© picture alliance / dpa

Sommer in Berlin: Was auf dem Bau und im Büro bei Hitze gilt

Frei bekommen Arbeitnehmer wegen der derzeitigen Hitze nicht. Nicht einmal auf dem Bau. Doch ein paar Vorkehrungen können ihnen die Tage erleichtern.

Dachdecker, Gärtner und Straßenbauer werden vermutlich die Augenbrauen hochziehen, wenn sich der Büroangestellte im kurzen Hemd über die Hitze dieser Tage beklagt. Ihre größte Sorge ist nicht etwa, dass der Ventilator zu wenig kühle Luft rüber bläst. Sondern dass die Sonne sie über Stunden hinweg schwitzen lässt, schwindelig macht, ihre Haut verbrennt. Wie alle anderen müssen sie trotzdem durchhalten. Einen Rechtsanspruch auf Hitzefrei wie in der Schule gibt es in der Arbeitswelt nicht.

Was gilt: Die Arbeitsstättenverordnung verpflichtet den Arbeitgeber, in seinen Räumen „eine gesundheitlich zuträgliche Temperatur“ zu gewährleisten. Wenn die Lufttemperatur über 26 Grad Celsius liegt, sollte er etwas tun, um die Arbeit zu erleichtern. Zum Beispiel Ventilatoren aufstellen. Überschreitet die Temperatur 30 Grad, muss er das sogar. Bei mindestens 35 Grad ist der Raum nicht mehr geeignet. Werte über 35 Grad nennt Kersten Bux von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (Baua) „unzulässig“. In dem Fall dürften Beschäftigte verlangen, in einen anderen Raum zu wechseln oder frei zu bekommen.

Hitze ist immerhin nicht nur unangenehm. Sie kann die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit einschränken, macht müde, unkonzentriert, kann zu Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit und Herz-Kreislauf-Problemen führen. Studien belegen ein deutlich erhöhtes Unfallrisiko. Ist eine Mitarbeiterin schwanger oder kann ein Mitarbeiter mit einem Attest belegen, dass er ab bestimmten Temperaturen Probleme bekommt, gibt es für sie Ausnahmen.

Das T-Shirt zur Kühlung anfeuchten

Die IG BAU ist in dieser Woche besonders besorgt, wenn sie an die Gesundheit der Landwirte, Maler und Arbeiter auf Autobahnen denkt. Vom Sonnenstich und Kreislaufkollaps bis zum Hautkrebs – das Risiko für „Sonnenarbeiter“ sei enorm. „Sonnenmilch mit hohem Lichtschutzfaktor gehört griffbereit in jede Arbeitshose. Und dann heißt es regelmäßig eincremen, eincremen, eincremen“, heißt es von der Gewerkschaft. Eine Sonnenbrille sollte getragen werden, um einen grauen Star zu vermeiden, ein T-Shirt auch. Gerade der helle Hautkrebs sei ein Berufsrisiko, das niemand unterschätzen dürfe. Wenn möglich sollten die Beschäftigten Sonnensegel oder Schirme aufstellen, unter denen sie schuften.

Das Dachdeckerhandwerk rät: Besser Tee statt Kaffee und keinen Alkohol trinken. Das T-Shirt zur Kühlung zwischendurch anfeuchten. Früher anfangen und häufiger Erholungspausen gewähren. „Schwere körperliche Arbeit in den heißen Stunden sollte man vermeiden oder verringern und mit kurzen Ruhephasen unterbrechen“, empfiehlt auch Bux. Wenn die Stunden nicht reduziert werden können, sollten aus Sicht der Bundesanstalt zumindest keine Überstunden verlangt werden.

Bald könnte es doch hitzefreie Tage geben

Im Büro gibt es weitaus mehr Möglichkeiten, den Arbeitstag angenehmer zu machen. Die Kleiderordnung kann beispielsweise gelockert werden. Auch wenn Angestellte die Vorschriften des Unternehmens akzeptieren müssen, können Jackett und Krawatte bei 30 Grad womöglich ausnahmsweise mal im Schrank hängen bleiben. Mit Sicherheitsschuhen und Helm geht das nicht. Ein Betrieb kann mit Zustimmung des Betriebsrats Gleitzeit einführen oder verstärkt Arbeit von zu Hause aus erlauben. „ Denkbar ist auch eine Verlegung der Arbeit in die Abendstunden oder eine verlängerte Pause in Form einer Siesta“, sagt der Deutsche Gewerkschaftsbund. Anders als draußen können Ventilatoren aufgestellt und Klimaanlagen installiert werden. Wer sich als Freiberufler oder Selbstständiger ein solches Gerät für sein Büro oder das Arbeitszimmer daheim kauft, kann die Ausgaben steuerlich absetzen.

Was Mitarbeitern in Gebäuden noch hilft: Die Jalousien runterfahren, damit die Hitze draußen gehalten wird. Wärmequellen vermeiden – wie etwa die Beleuchtung. Lüften, am besten morgens vor zehn Uhr. Im Bad regelmäßig kühles Wasser über die Handgelenke fließen lassen. Mittags einen Salat und kein Schnitzel essen. Mindestens drei Liter trinken.

Sollte es in einem Monat noch – oder wieder – so heiß sein, haben die Berliner etwas mehr Glück. Was jemandem einen freien Tag schenken kann, ist ein spontanes Hitzefrei in der Schule des Kindes. Wenn es noch nicht alt genug ist, um nachmittags alleine zu bleiben und es keine andere Betreuungsmöglichkeit gibt, kann das ein arbeitendes Elternteil dazu berechtigen, das Büro oder die Baustelle bei blauem Himmel und Sonnenschein zu verlassen.

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