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Übers Wetter reden. Das ist unverfänglich. Auch der nächste Urlaub, raffinierte Rezepte oder Ausstellungen sind gute Themen für Gespräche in der Arbeitswelt.

© picture alliance / dpa

Smalltalk im Beruf: Die Sache mit dem Wetter

Auch wenn es trivial klingt: Smalltalk beginnt oft mit dem Wetter. Doch das ist nur der Anfang. Wie man sich im Beruf gut unterhält – und damit nicht nur bei der Firmenfeier punktet.

Die Kantine ist dafür ein guter Ort, der Fahrstuhl, der Flur oder die Teeküche. In der Warteschlange am Kaffeeautomaten kann man das „kleine“ Gespräch mit Kollegen suchen. Smalltalk bietet sich an, wenn Kunden im Büro empfangen werden. Und auch auf der Weihnachtsfeier kann man gut ins Gespräch kommen.

Es gibt kaum einen Ort, der sich nicht für eine kurze Kommunikation eignet. „Überall, wo Menschen zusammenkommen, gemeinsam auf etwas warten oder vertrauensvollen Kontakt aufbauen wollen, bietet sich die Gelegenheit für einen Smalltalk“, sagt Jörg Abromeit, Leiter der Redeakademie Bonn, Berlin.

Man erfährt, was es Neues gibt

Wer die Kunst des kleinen Gesprächs beherrscht, hat viele Vorteile. Über Smalltalk erfährt man, was es Neues gibt im Unternehmen und der Stadt. Man kann sich im wahrsten Sinne des Wortes gut unterhalten – und das kleine Gespräch auch beruflich nutzen. Man knüpft neue Kontakte oder pflegt bestehende. Man macht sich bekannt, zeigt auf informelle Weise, wofür man sich besonders interessiert, welche Kompetenzen, welche beruflichen Ziele man hat.

„Wer sich sicher im kleinen Gespräch präsentiert, gewinnt einen Vertrauensbonus für die späteren großen Gespräche und bleibt in guter Erinnerung“, sagt Linda Kaiser, Trainerin der Knigge-Akademie in Essen. Vielen fällt es nicht leicht, sich kaum Bekannten oder Fremden zu öffnen. Doch Smalltalk, die Kunst des kleinen Gesprächs, kann man üben. Wer seine Fähigkeiten des kleinen Gesprächs verbessern will, sollte jede Gelegenheit für einen Smalltalk nutzen, ganz gleich, ob mit dem Taxifahrer, auf dem Bahnhof oder auf der Weihnachtsfeier, rät Kaiser.

Jeder kann mitreden

Dem Namen nach geht es beim Smalltalk um die kleinen, nicht besonders wichtigen Dinge, bei denen alle mitreden können. Wetter, Verkehr, Weihnachtsgeschenke, Urlaubspläne, Sport, Kultur und Essen sind dafür passende Themen. Die neue Kantine oder die neue Büroeinrichtung passen ebenfalls gut, um miteinander ins Gespräch zu kommen. Auch Ereignisse, die von allgemeinem Interesse sind, beispielsweise neue Erkenntnisse aus dem Weltall oder eine herausragende Kunstausstellung, eignen sich für eine kleine Unterhaltung.

Zunächst sollte man mit einem potenziellen Gesprächspartner Blickkontakt aufnehmen, um herauszufinden, ob dieser überhaupt gesprächsbereit ist. „Nichts ist schlimmer, als sich aufzudrängen“, betont Knigge-Trainerin Kaiser. Wer das Gefühl hat, eine Gesprächsaufnahme sei passend, könne etwa mit einer Bemerkung zur Situation beginnen. Regnet es draußen in Strömen, könne man über das Wetter plaudern, vor dem Aufzug über die Wartezeit. „Wichtig dabei ist, positive, leicht verständliche Aussagen zu machen, zu denen der andere auch spontan etwas sagen kann“, erklärt Kaiser. Entscheidend ist, dass man ein echtes Interesse an der anderen Person hat, dass man ehrlich und authentisch ist.

Beim Vorstellen und Begrüßen gelten bestimmte Regeln, sagt die Berliner Psychologin und Beraterin Eveline Goodman. So werden Kollegen zuerst dem Vorgesetzten und Gäste wie Partner zuerst dem Gastgeber vorgestellt. Man selbst sollte bei der Begrüßung immer seinen Vor- und Nachnamen nennen.

Wer bei einer Firmenfeier bei Tisch mit seinem Nachbarn eine Unterhaltung beginnen möchte, kann an die gemeinsame Umgebung anknüpfen und beispielsweise sagen: Das Buffet ist klasse heute. Was für eine schöne Tischdekoration. Ein schönes Restaurant, das kenne ich noch gar nicht. Oder: Kann ich mich Ihnen vorstellen, ich bin das erste Mal dabei.

Leicht haben es auch Mitarbeiter, die sich nur telefonisch kennen und bei der Feier nebeneinander sitzen. „Sie können sich positiv über ihre bisherigen persönlichen Begegnungen äußern, gegenseitiges Interesse bekunden und sich über ihre Aufgaben austauschen“, erklärt Ulrike Reinberger von Peak8Coaching in Berlin.

Sitzt ein Mitarbeiter neben dem Chef, hängt es von der Unternehmenskultur ab, wie leicht beide ins Gespräch kommen. Auch hier passen die klassischen Smalltalk-Themen. Sind im Betrieb Hierarchien wichtig, sollten Mitarbeiter ihren Vorgesetzten die Gesprächsführung überlassen, rät Reinberger.

Krankheiten sind tabu

Tiefgehende Arbeitsthemen unterliegen beim Smalltalk auf der Weihnachtsfeier grundsätzlich einem Tabu, ebenso geplante Umstrukturierungen im Unternehmen oder Themen, die polarisieren wie Politik und Religion. „Auch Krankheiten oder die Operation des letzten Jahres sind fehl am Platz“, sagt die Beraterin Goodman. Ebenso sollte man sich Klatsch, Tratsch oder Witze auf Kosten nicht anwesender Personen verkneifen. Lästern ist aber nicht prinzipiell verboten. Man kann etwa über öffentliche Belange wie das Verkehrschaos auf dem Weg zur Weihnachtsfeier herziehen. Und auch Humor kann in vielen Gesprächssituationen ein Eisbrecher sein.

Wer merkt, dass das Gespräch ins Stocken gerät oder abzubrechen droht, sollte das Thema wechseln und offene Fragen stellen, die das Gegenüber nicht mit Ja oder Nein beantworten kann. Hilft dies nicht, ist es besser, das Gespräch zu beenden, als an einem sinnlosen Geplauder festzuhalten. Wer sich aus einer stockenden Gesprächssituation elegant herauslavieren möchte, bedankt sich zunächst für das Gespräch. „Danach kann man darauf hinweisen, dass man sich etwas zu trinken holen oder noch andere Gäste begrüßen möchte“, rät Kaiser. Beim Smalltalk erwarte man nicht, dass sich jemand über einen langen Zeitraum nur einer Person widmet.

Neigt sich ein angenehmes Gespräch dem Ende zu, bedankt man sich bei seinem Gesprächspartner und wünscht einen schönen Tag oder Abend. Um den Kontakt zu halten, kann ein weiteres Gespräch zu einem späteren Zeitpunkt oder einer anderen Gelegenheit angeboten werden. Für den Austausch von Visitenkarten ist dies ebenfalls der richtige Moment.

Begegnen sich Smalltalk-Partner bei einer anderen Gelegenheit wieder, können sie an das erste Gespräch anknüpfen. Ratsam ist es, sich erneut mit seinem Namen vorzustellen und nicht zu erwarten, dass der andere sich noch an jedes Detail erinnern kann. Und Vorsicht: Jörg Abromeit von der Redeakademie weiß: „Fragt man jemanden ‚Können Sie sich noch an mich erinnern? Wir haben uns auf der Weihnachtsfeier unterhalten', und derjenige verneint das, hat er meist kein Interesse daran, das Gespräch fortzusetzen.“

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