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Viele Deutschbanker machen das Investmentbanking für die schwierige Lage verantwortlich.

© Reuters

Sinkende Erträge: Investmentbanking: Die Achillesferse der Deutschen Bank?

Vorstandschef Sewing sieht das Investmentbanking auf dem richtigen Weg, doch die Erträge sinken weiter

Im Jahr 2000 waren es die Investmentbanker, die die schon besiegelte Fusion der Deutschen Bank mit der Dresdner Bank doch noch zu Fall brachten. Als es jetzt um den Zusammenschluss mit der Commerzbank ging, zog Vorstandschef Christian Sewing den Stecker. Die Investmentsparte hätte es ohnehin wenig getroffen, weil die Commerzbank auf diesem Feld wenig zu bieten hat. Aber die Investmentbanker des größten deutschen Geldhauses haben längst nicht mehr das Standing wie vor 19 Jahren. Nicht nur die letzten beiden Quartale sind mit Einbußen schlecht gelaufen. Kaum eine andere Sparte steht so für die Talfahrt des Geldhauses wie das Investmentbanking: Skandale und fragwürdige Geschäfte haben für Strafen in Milliardenhöhe gesorgt. Dies und überzogene Gehälter der Banker haben praktisch die gesamten seit 2008 über diverse Kapitalerhöhungen eingenommenen mehr als 30 Milliarden Euro verschlungen.

Sewing hält sich mit Kritik zurück

Sewings Kritik an den Investmentbankern ist gleichwohl verhalten. Zwar räumt er ein, dass sein Haus im Kapitalmarktgeschäft, also im Handel mit Währungen und Anleihen, in der Betreuung von Fusionen und Übernahmen und in der Begleitung von Börsengängen „zuletzt“ zu wenig verdient hat. Er schiebt das aber auf die schwierige Marktlage. Wenn sich das ändere, könne man wieder wachsen. Nur wenn es auch dann nicht nachhaltig laufe, müsse konsequent gehandelt werden. „Da müssen wir uns etwas anderes überlegen“, sagt Sewing.

Auch wenn die Deutsche Bank US-Instituten weit hinterherhinkt und die Erträge der Sparte im ersten Quartal wieder um 13 Prozent auf 3,3 Milliarden Euro geschrumpft sind und unter dem Strich ein Verlust von 88 Millionen Euro stand, hält Sewing zu seinen Investmentbankern - weil er Erfolge sieht. Im Beratungs- und Emissionsgeschäft haben sie Marktanteile gewonnen. Bei Börsengängen in den USA liegen sie auf Platz eins und im globalen Geschäft mit gehebelten Finanzierungen meldet das Institut eine Top-5 Platzierung. So schlecht scheinen die Investmentbanker ihren Job nicht zu machen.

Deutsche Bank sieht sich auf Augenhöhe

Die Bank könne mit den Großen der Welt mithalten, sagt Sewing. Den Vergleich mit Goldman Sachs oder der Bank of America müsse man nicht scheuen. Es sei ein Wettbewerb auf Augenhöhe, behauptet er. Aktuell ist man bei der Finanzierung der Milliardenübernahme des US-Unternehmens Versum durch den Darmstädter Chemie- und Pharma-Konzern Merck dabei. Und unlängst habe man das Mandat für den Verkauf der Bahn-Tochter Arriva bekommen. Für 2018 listet er reihenweise Spitzenleistungen auf: Marktführer in wichtigen Bereichen des Emissions- und Beratungsgeschäftes, führender Berater bei 15 der 25 größten Transaktionen in Europa, dem Nahen Osten und Afrika, und beteiligt an fünf der größten Börsengänge in Europa. Freilich: Die Erträge gingen trotzdem 2018 um acht Prozent auf 14,2 Milliarden Euro zurück, der Vorsteuergewinn schrumpfte sogar um die Hälfte auf 530 Millionen Euro. Trotzdem kletterte das Gehalt von Garth Ritchie, dem Chef der Sparte, von gut 3,2 auf 8,6 Millionen Euro. Und wieder zahlte die Bank an die Investmentbanker Boni in Milliardenhöhe.

Man stehe zur breiten Aufstellung der Investmentbank, weist Sewing Kritik zurück. Sie sei „einer der Eckpfeiler, auf denen die Deutsche Bank einst aufgebaut wurde. Und sie birgt Wachstumspotential.“ Aufsichtsratschef Paul Achleitner stimmt zu. Nicht die Strategie sei das Problem, sondern die Ausführung. Die Investmentbanker müssten sich dem Marktumfeld anpassen.

Zweifel an der Zukunftsfähigkeit

Ob die dazu fähig sind, wird freilich bezweifelt - in der Bank und außerhalb. Viele Deutschbanker in den Filialen halten die Investmentbanker für überbezahlt, machen sie für die schwierige Lage verantwortlich. Zudem muss Sewing auch das Investmentbanking beschneiden, was er 2018 bereits getan hat. Schließlich muss er die Kosten drücken. Die Bank produziert viel zu teuer. Beobachter erhoffen sich von der Deutschen Bank auch nach der abgesagten Fusion nicht viel, verweisen auf das schwache Ergebnis der Investmentbank, wie Analyst Pierre Drach von Independent Research. Er rät zum Verkauf der Deutsche Bank-Aktie. Dieter Hein von Fairesearch hält das Investmentbanking seit Jahren für die teure und verlustreiche Achillessehne der Bank. Die Investmentbanker holten weiter schlechtes, kaum nachhaltiges Geschäft mit allenfalls kurzfristig guten Margen herein. „Man kann der Deutschen Bank nur empfehlen, sich vom internationalen Investmentbanking angelsächsischer Prägung möglichst schnell zu verabschieden“, sagt Hein.

Philipp Häßler vom Analysehaus Pareto ist vorsichtiger: „Das Investmentbanking massiv zu stutzen ist schwierig. Wo will die Deutsche Bank dann das notwendige Geld verdienen?“ Er plädiert für „Feintuning“ und dafür „gewisse Bereiche vielleicht noch einmal etwas zu verkleinern oder aufzugeben, in den USA oder in Asien.“ Und er meint, dass sich das Geldhaus im Investmentbanking noch stärker auf Europa konzentrieren sollte.

Klar ist: Unter der Regie von Sewing und Achleitner wird die Deutsche Bank das Investmentbanking nicht aufgeben. Beide sehen die Sparte und die gut bezahlten Investmentbanker wieder auf einem richtigen Weg. Auch wenn das bislang nur schwer zu erkennen ist.

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