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Alle 20 Stunden wird in Berlin ein IT-Unternehmen gegründet. Die Start-up-Szene in Berlin boomt.

© Felix Kästle

Senats-Plan: Die digitale Metropole

Berlin soll zum „Kompetenzzentrum 4.0“ werden. Nun gründet der Senat eine neue Denkfabrik.

Von Sabine Beikler

Die Hauptstadt ist IT- und Digitalstandort Nummer eins in Deutschland: Alle 20 Stunden wird in Berlin ein IT-Unternehmen gegründet. Die Start-up-Szene boomt. Aber auch die Digitalisierung der Industrie schreitet voran. „Die Digitalisierung ist ein wichtiges Zukunftsthema. Es geht darum, konkret zu schauen, wie Berlin vorankommt“, sagte der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) dem Tagesspiegel. Ein neues „Berlin digital lab“ unter Federführung der Technologiestiftung Berlin soll Strategien entwickeln, wie die IT-Szene auch praktisch unterstützt werden kann. „Wir befinden uns in der Konzeptionierungsphase“, sagte Senatssprecherin Daniela Augenstein.

Bis Herbst digitale Agenda entwickeln

In diesem digitalen Stadt-Labor, einem „räumlichen Inkubator“, so Augenstein, soll viel ausprobiert werden. Technologie-Chef Nicolas Zimmer unterstreicht den „praktischen Ansatz. Wir werden Kooperationspartner wie Unternehmen, Verbände und Universitäten suchen“, sagte Technologie-Chef Nicolas Zimmer. So könnten Lösungen entstehen für eine datengestützte Verwaltung, für Open Source, also öffentlich zugängliche Programme. „Wir wollen die Verwaltungen miteinbeziehen und ihnen nichts aufoktroyieren“, sagte Zimmer. Die in diesem Stadt-Labor entstandenen Erkenntnisse sollen wiederum an die IT-Szene weitergegeben werden. Die Finanzierung in Höhe von 100 000 Euro soll über die Senatskanzlei laufen. Senatssprecherin Augenstein bestätigte, dass die Gespräche über die Finanzierung noch nicht abgeschlossen seien.

Die Idee, eine digitale Denkfabrik zu initiieren, stammt aus einem Arbeitskreis, der sich aus dem „Berliner Kreis zur Digitalisierung“ gebildet hatte. Der Regierende Bürgermeister und der Präsident der Technischen Universität, Christian Thomsen, hatten wie berichtet Ende Juni 50 Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik in den Lichthof der TU zur Konferenz geladen. Dieser „Berliner Kreis zur Digitalisierung“ soll laut Müller ein „Aufbruchsignal für das Berlin 4.0“ senden. Bis Herbst will der Kreis eine digitale Agenda für Berlin entwickeln, mit der Berlin zur führenden IT-Hauptstadt Europas werden soll. Hervorheben will die Runde vor allem die Vernetzung von Wirtschaft, Wissenschaft, Universitäten und Senat. Es sollen Verbundprojekte entwickelt werden. Dabei geht es nicht um die reine IT als Informatik, sondern um alle Bereiche, die von IT profitieren könnten.

Jeder achte Arbeitsplatz in Berlin in der Digitalwirtschaft

Rund 7000 Unternehmen in der digitalen und technologieorientierten Wirtschaft in Berlin erzielen mit rund 75 000 Beschäftigten einen Umsatz von rund elf Milliarden Euro jährlich. Jeder achte Arbeitsplatz wird in der Digitalwirtschaft geschaffen. Laut Wirtschaftsverwaltung gibt es in Berlin rund 100 Labore, die experimentellen Freiraum für Start-ups bieten würden. Etliche Großunternehmen würden in Berlin Innovationszentren oder Inkubatoren betreiben: Google, Microsoft, Twitter, Telekom, Lufthansa oder Bayer. Die Deutsche Bank will mit einem Innovationszentrum in die Hackeschen Höfe ziehen, die Deutsche Bahn will ein Labor für digitale Angebote für Infrastruktur und Bahnhöfe einrichten.

„Berlin kann 4.0“, sagte Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer (CDU). Der Senat hofft, dass Berlin den Zuschlag des Bundeswirtschaftsministeriums bekommt, eines von bis zu fünf kompetenzzentren 4.0 in Deutschland zu werden. Unter Führung von Berlin Partner hat ein Konsortium mit diversen Partnern aus dem Hochschulbereich und Fraunhofer-Instituten in dieser Woche die Bewerbung eingereicht. Das Bundeswirtschaftsministerium will im Rahmen des Förderprogramms „Mittelstand 4.0 – digitale Produktions- und Arbeitswelten“ eine Fördersumme von insgesamt 28 Millionen Euro zur Verfügung stellen. Die Bundesregierung hatte auf dem IT-Gipfel 2014 ein Paket „Innovative Digitalisierung der Deutschen Wirtschaft 2014/2015“ vereinbart, das die Errichtung dieser Kompetenzzentren beinhaltete.

Im Gegensatz zur Denkfabrik,, dem „Stadt-Inkubator“, soll das Kompetenzzentrum kleine und mittelständische Unternehmen oder Handwerksbetriebe beim Umgang mit Digitalisierung beraten und diese bei der Vernetzung von Prozessen oder Produktionsabläufen unterstützen. Das Zentrum soll unter dem Dach der Wirtschaftsverwaltung eingerichtet werden.

Gezielt kleinen und mittelständischen Unternehmen helfen

Marion Haß, Geschäftsführerin Innovation und Umwelt bei der Industrie- und Handelskammer Berlin, begrüßte die Bewerbung von Berlin um ein Kompetenzzentrum. „Die Digitalisierung ist der Megatrend unserer Zeit“, sagte Haß. Die vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen könne man damit nicht alleinlassen.

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