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Die Banken-Skyline von Frankfurt (Main).

© dpa

Sechs Monate lange Krise: Die Hälfte der Großbanken würde nicht überleben

Die EZB ist mit den Ergebnissen des jüngsten Stresstest trotzdem zufrieden. Denn die geforderten 30 Tage würden die 103 größten europäischen Banken überstehen.

Die 103 größten Banken in der Eurozone haben nach Ansicht der Europäischen Zentralbank (EZB) ausreichend Liquidität, um selbst eine schwere Wirtschaftskrise zu überstehen, in der Kunden möglichweise massenhaft Geld abziehen. Sollte sie weniger stark ausfallen liege die „Überlebensdauer“ von 51 Instituten bei mehr als sechs Monaten oder im Schnitt 176 Tagen, sollte sie heftig werden, könnten weitere 26 diesen Schock mehr als vier Monate oder 122 Tage aushalten, teilte die EZB am Montag zu den Ergebnissen ihres jüngsten Stresstests mit.

„Die Ergebnisse sind überwiegend positiv“. Allerdings gebe es noch Schwachpunkte, auf die die Aufseher in Zukunft genau schauen wollen. Dazu gehört etwa in Fremdwährung gehaltene Liquidität sowie Ableger von Banken der Euro-Staaten in Nicht-Euroländern, die in der Regel eine kürzere Überlebensdauer haben, oder auch die Folgen eines schlechteren Ratings für die Liquidität.

Detaillierte Ergebnisse zu einzelnen Banken nennt die EZB nicht. Sie spricht aber von Fortschritten und lobt die Kooperationsbereitschaft der Institute. 90 Prozent der Institute könnten selbst bei einer schweren Wirtschaftskrise mit ihren liquiden Mitteln ihre Geschäfte noch mehr als zwei Monate betreiben, nur elf der 103 Banken könnten bei einem extremen Schock innerhalb von zwei Monaten in Probleme kommen. Andererseits ist nur die Hälfte in der Lage, mehr als sechs Monate zu überstehen. Generell müssen die Banken Liquidität und Sicherheiten für mindestens 30 Tage vorhalten.

Die EZB weist nur generell darauf hin, dass Universal- und global Systemrelevante Banken - zu denen auch die Deutsche Bank gehört - stärker von einer Krise betroffen sein könnten, weil sie sich auf wenige stabile Finanzierungsquellen verlassen würden, wie Einlagen von Großkunden und Unternehmen, für die im Stresstest ein stärkerer Abfluss simuliert wurde als etwa bei Filialbanken. Die verfügten über stabilere Einlagen.

Die von der EZB benannte Überlebensperiode umfasst die Anzahl der Tage, die eine Bank ihre Geschäfte mit den verfügbaren Zahlungsmitteln und Sicherheiten weiter betreiben kann, ohne dass sie sich am Kapitalmarkt zusätzliche Mittel beschaffen muss. Eine lange Überlebensdauer verschafft den Banken nach Angaben der EZB reichlich Zeit, um ihre Notfall-Finanzierungspläne umzusetzen. 

Die EZB teilte am Montag zudem mit, dass die Bankenaufsicht im nächsten Jahr vor allem auch auf den Abbau fauler Kredite in den Bankbilanzen achten werde. Ende des ersten Quartals saßen die Institute in der Eurozone noch auf faulen Krediten, deren Rückzahlung mehr als unwahrscheinlich ist, im Volumen von 587 Milliarden Euro. Durch die Konjunkturflaute könnten es Analysten zufolge wieder mehr werden. Auch auf die Tragfähigkeit der Geschäftsmodelle der Banken, auf deren Umgang mit dem Brexit sowie auf Digitalisierung und die Vorbeugung vor Cyberkriminalität in den Banken wollen die Aufseher ein besonderes Augenmerk legen. Zudem sehen sie weiter Probleme bei Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung. 

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